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Ausland Gedenktag

Merkel beschwört in Paris "Kraft der Versöhnung"

Die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland war Kanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy an diesem Tag am wichtigsten: 91 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gedachten sie gemeinsam in Paris der Toten und beschworen die Annäherung beider Länder. Sarkozy würdigte den Besuch als "außergewöhnlich".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat als erstes deutsches Regierungsoberhaupt an den französischen Feiern zum Waffenstillstand im Ersten Weltkrieg teilgenommen. Deutschland und Frankreich hätten gezeigt, dass zwischen einst „erbitterten Gegnern“ Versöhnung möglich sei, sagte Merkel in Paris.

Die Kriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hätten „unermessliches Leid“ mit sich gebracht, sagte Merkel am Pariser Triumphbogen. Sie verneige sich vor allen Opfern und wisse die Geste, zu diesem Gedenktag eingeladen zu sein, „sehr zu schätzen“. Deutschland und Frankreich hätten gezeigt, dass aus „der Kraft der Versöhnung“ Vertrauen und Freundschaft entstehen könne. „Frankreich hat Deutschland die Hand zur Versöhnung gereicht, Deutschland wird das nie vergessen.“

Merkel zeigte sich berührt, dass in Frankreich viele Menschen den 20. Jahrestag des Mauerfalls mitgefeiert haben. „Beide Gedenktage mahnen uns, stets für Frieden und Freiheit einzutreten und unsere Werte zu verteidigen: Demokratie, Menschenrechte, europäische Solidarität und transatlantische Partnerschaft“, sagte Merkel. Deutschland und Frankreich nähmen diesen Auftrag gemeinsam an.

Sie beendete ihre Rede auf Französisch:„Vive la France, vive l'Allemagne, vive l'amitié franco-allemande“ (Es lebe Frankreich, es lebe Deutschland, es lebe die französisch-deutsche Freundschaft).

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy bezeichnete Merkels Besuch als „außergewöhnliche Geste der Freundschaft“. Frankreich begehe den Weltkriegsfeiertag, „damit niemand vergisst, wohin der Wahnsinn der Menschen führen kann“. Die beiderseitige Freundschaft sei ein „Schatz“, so Sarkozy.

Beide Länder schuldeten es ihren Vorfahren und Kindern, „alles zu tun, um diesen Schatz zu erhalten und zu vermehren“. Beide Länder teilten „dieselben Werte der Freiheit und Demokratie und denselben Ehrgeiz für Europa“, sagte der französische Präsident. „Wenn Deutschland und Frankreich zusammen handeln, können sie große Dinge vollbringen.“

Sarkozy nannte Merkels Anwesenheit ein Zeichen für den Willen beider Völker, den Schrecken des Krieges nicht zu vergessen. „Wir begehen nicht den Sieg eines Volkes über ein anderes, sondern eine Schicksalsprobe, die für die eine Seite ebenso schrecklich war wie für die andere“, sagte Sarkozy.

Die deutschen Mütter hätten denselben Schmerz vor den Särgen ihrer Söhne gespürt wie die französischen. Der Präsident erinnerte an die Soldaten, die in dem „mörderischen Wahn“ des Ersten Weltkrieges, ihr Leben geopfert hätten. Man habe Schluss gemacht mit dem „europäischen Bürgerkrieg“. „1918 haben wir es nicht verstanden, diesen Frieden zu schaffen“, sagte Sarkozy.

Merkel und Sarkozy schritten am Triumphbogen gemeinsam eine Formation von Soldaten aus Deutschland und Frankreich ab und legten gemeinsam ein Blumengesteck am Grabmal des unbekannten Soldaten nieder. An der Veranstaltung nahmen auch rund 2000 Schüler deutsch-französischer Gymnasien teil. Sarkozy hatte nach dem Tod des letzten französischen Veteranen des Ersten Weltkrieges im vergangenen Jahr den Wunsch geäußert, aus dem 11. November „einen Tag der deutsch-französischen Aussöhnung“ zu machen. In Deutschland wird der 11. November aber auch in Zukunft kein gesetzlicher Feiertag sein.

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Die symbolträchtige Einladung Sarkozys an Merkel ist Teil einer ganzen Reihe von Vorschlägen aus Paris, um die Beziehungen zu Deutschland enger zu gestalten. Frankreich hatte vor dem Besuch erneut den Plan bekräftigt, den Posten eines deutsch-französischen Ministers zu schaffen, der an den Sitzungen beider Kabinette teilnehmen soll. Die französische Regierung strebt zudem eine engere Zusammenarbeit in der Wirtschafts- und Industriepolitik an.

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer (FDP) lobte den deutschlandfreundlichen Kurs Sarkozys. „Die Franzosen haben deutlich erkannt, dass sie sich in Zeiten der Globalisierung, aber auch im Hinblick auf die europäische Integration, mit einem Partner wie Deutschland aufs Engste verbinden wollen“, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Einen deutsch-französischen Minister lehnte er aber ab. „Wir müssen die Realität im Blick behalten“, sagte er. „Diese doppelte Kabinettszugehörigkeit stößt an praktische und rechtliche Grenzen“.

Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans betonte in Berlin, es würden zunächst Vorschläge auf Arbeitsebene für eine engere deutsch-französische Zusammenarbeit entwickelt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes nannte unter anderem die Bereiche Klima, Umweltschutz, Raumfahrt und Verteidigung.

AFP/dpa/cn

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