Sie gaben sich nicht die Hand, als sie das CNN-Studio in Atlanta betraten. Im ersten TV-Duell benutzten beide heftige Ausdrücke mit harschen Vorwürfen. „Die einzige Person auf dieser Bühne, die ein verurteilter Verbrecher ist, ist der Mann, den ich gerade anschaue“, sagte Biden früh in der Debatte. „Sie haben die Moral einer Straßenkatze“, sagte Biden, als es um die Affäre mit Stormy Daniels ging.
Er nannte Trump einen „Verlierer“ und mehrfach einen „Lügner“. Gleich dreimal: „Sie sind ein Jammerlappen“. Dazu: „Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe“ über eine Trump-Äußerung. Beim Thema Umgang mit Veteranen: „Alles, was er gesagt hat, ist eine Lüge“.
Trump widerum stellte oft die geistige Verfassung von Biden infrage. „Er ist nicht in der Lage, Präsident zu sein, Sie wissen das, und ich weiß es. Es ist lächerlich.“ Als es um den Gaza-Konflikt ging, sagt Trump über Biden: „Er ist wie ein Palästinenser geworden – aber sie mögen ihn nicht, weil er ein sehr schlechter Palästinenser ist, ein schwacher.“ Biden sei „ohne Frage, der schlechteste Präsident – die schlechteste Präsidentschaft in der Geschichte unseres Landes“, schimpfte Trump weiter.
Die Reaktionen auf das TV-Duell im Überblick
Nach Einschätzung von Beobachtern gab Biden keine gute Figur ab. Verbündete Trumps erklärten ihn unmittelbar nach dem Duell zum Sieger, während im Lager der Demokraten offen die Frage gestellt wurde, ob Biden weitermachen sollte.
„Ich denke, da gab es tatsächlich ein Schockgefühl darüber, wie er am Anfang der Debatte auftrat, darüber, wie seine Stimme klang“, sagte David Axelrod, ein langjähriger Berater von Ex-Präsident Barack Obama, im CNN-Interview über Biden. „Er schien ein wenig desorientiert zu sein. Er wurde zwar stärker im Laufe der Debatte, aber zu diesem Zeitpunkt hatte, wie ich finde, schon Panik eingesetzt.“
Van Jones, ein weiterer bekannter Stratege der Demokraten, sagte ebenfalls bei CNN über Bidens Leistung: „Er hat sich überhaupt nicht gut geschlagen.“
Obamas früherer Wahlkampfmanager David Plouffe sprach im Sender MSNBC unter Verweis auf die Alarmstufen beim US-Militär gar von einem „DEFCON1“-Moment für die Demokraten (Deutsch: „Alarmstufe Rot“). Bidens Vizepräsidentin Kamala Harris versuchte im CNN-Gespräch die Leistung ihres Chefs zu verteidigen, äußerte jedoch zugleich verhaltene Kritik. „Der Start war schleppend, doch das Ende stark“, sagte sie über den Auftritt des Präsidenten.
Wie reagieren die Märkte?
Jason Wong, Stratege bei BNZ
„Biden kam schlecht rüber und der US-Dollar hat zugelegt ... eine Trump-Präsidentschaft bedeutet Zölle und das bedeutet grob gesagt einen stärkeren Dollar. Er schoss nach oben, sobald Biden zu reden begann. Andererseits kann es sein, dass es schwer ist, mit einer derartigen Leistung Kandidat zu bleiben.“
Karl Schamotta, Chief Market Strategist bei Corpay
„Biden legt eine katastrophale Leistung hin, was die Chancen auf einen Sieg von Trump stark ansteigen lässt. Dies führt zu einem Absturz der handelssensiblen Währungen – der mexikanische Peso, der kanadische Dollar und sogar der Euro fallen zum Dollar, und die chinesischen Aktienmärkte fallen stark, da sich die Anleger gegen eine isolationistischere Entwicklung in den USA nach der Wahl im November absichern.“
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