Bei einem Vorfall im nördlichen Gaza-Streifen sind nach Militärangaben fünf israelische Soldaten getötet worden. Die Armee teilte dies am Donnerstag nach Aufhebung einer Nachrichtensperre mit. Drei weitere Soldaten seien schwer verletzt worden. Israelische Medien berichteten, die fünf Soldaten seien durch Beschuss eigener Truppen – „friendly fire“ – ums Leben gekommen. Israelische Panzer hätten am Mittwoch Granaten auf ein Gebäude in dem Flüchtlingsviertel Dschabalia gefeuert, in dem die Soldaten sich aufhielten. Sie hätten diese fälschlicherweise für bewaffnete Palästinenser gehalten.
Die „Jerusalem Post“ berichtete, die Panzertruppen seien in dem Moment unter starkem Druck gewesen, weil sie in Gefechten mit extremistischen Palästinensern mit Dutzenden von Panzerabwehrgranaten beschossen worden seien. Daher seien alle Sichtschlitze und die obere Luke der Panzer zum Schutz geschlossen gewesen.
Gallant gegen „israelische Militärherrschaft in Gaza“
Mit dem Vorfall am Mittwoch sind seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober des Vorjahres nach Angaben der Armee auf israelischer Seite 626 Soldaten gefallen und rund 3500 weitere verletzt worden.
Wie es im Anschluss des Kriegs gegen die islamistische Terrororganisation Hamas im Gaza-Streifen weitergehen soll, ist noch nicht bekannt. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hat sich gegen eine israelische Kontrolle ausgesprochen. „Ich werde der Errichtung einer israelischen Militärherrschaft in Gaza nicht zustimmen“, sagte Gallant in einer Fernsehansprache am Mittwoch. Israel dürfe im Gaza-Streifen auch „keine zivile Regierungskontrolle errichten“, fügte er an.
Israels Regierung will die Hamas vernichten ��� ein Plan für eine Alternative zu der islamistischen Organisation nach Ende des Krieges wurde bisher allerdings nicht kommuniziert.
Gallant sagte, er habe das Thema seit Oktober „immer wieder“ im Kabinett angesprochen, jedoch „keine Antwort erhalten“. Er appellierte an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, „eine Entscheidung zu treffen und zu erklären, dass Israel keine zivile Kontrolle über den Gaza-Streifen herstellen wird“. Stattdessen forderte der Verteidigungsminister eine „Regierungsalternative zur Hamas“.
Gallant erklärte, dem militärischen Handeln im Gaza-Streifen müsse politisches Handeln folgen. „Palästinensische Akteure“ müssten nach der Hamas den Gaza-Streifen kontrollieren, begleitet von internationalen Akteuren. „Das liegt vor allem im Interesse Israels“, sagte Gallant.
Netanjahu hatte kürzlich gesagt, jegliche Diskussionen über die Zukunft des Gaza-Streifens sei „leeres Gerede“, solange die Hamas dort verbleibe. „Solange nicht klar ist, dass die Hamas nicht die militärische Kontrolle in Gaza hat, wird niemand bereit sein, die zivile Führung Gazas zu übernehmen“, heißt es in einer Erklärung aus Netanjahus Büro.
Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir wies Gallants Vorstoß zurück. Der Verteidigungsminister habe am 7. Oktober versagt „und versagt heute weiter“, erklärte Gvir. „Will man die Kriegsziele erreichen, muss solch ein Verteidigungsminister ausgetauscht werden“, forderte er.
Der Krieg im Gaza-Streifen war durch einen Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden. 1170 Menschen wurden dabei nach israelischen Angaben getötet und rund 250 als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt. Als Reaktion geht Israel seitdem massiv militärisch im Gaza-Streifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei mittlerweile mehr als 35.200 Menschen getötet.