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Eva Haule – Das unbekannte Gesicht der RAF

Leitender Redakteur Geschichte
Zwei mal die RAF-Terroristen Eva Sibylle Haule-Frimpong: Nachdem sie 1986 in einem Eiscafe in Rüsselsheim verhaftet worden war, rechts, und ein undatiertes Fahndungsfoto von ihr, links Zwei mal die RAF-Terroristen Eva Sibylle Haule-Frimpong: Nachdem sie 1986 in einem Eiscafe in Rüsselsheim verhaftet worden war, rechts, und ein undatiertes Fahndungsfoto von ihr, links
Zwei mal die RAF-Terroristen Eva Sibylle Haule-Frimpong: Nachdem sie 1986 in einem Eiscafe in Rüsselsheim verhaftet worden war, rechts, und ein undatiertes Fahndungsfoto von ihr, l...inks
Quelle: AP
Sie gehört zu den weniger prominenten Mitgliedern der Terror-Bande – dabei ist sie eine der Schlüsselfiguren der dritten Generation. Nach 21 Jahren Haft kommt die ehemalige RAF-Terroristin Eva Haule frei. Sie hat sich allerdings nie von der RAF distanziert.

Auch wenn Eva Haules lebenslängliche Strafe formal erst am 21. August zur Bewährung ausgesetzt wird: Vielleicht kann die letzte in Berlin einsitzende RAF-Terroristin das Frauengefängnis Neukölln bereits am Wochenende hinter sich lassen. Schon als Ende März dieses Jahres Brigitte Mohnhaupt auf Bewährung freikam, zog das zuständige Gefängnis in Aichach (Bayern) die Entlassung um 48 Stunden vor, um so die frühere Anführerin der RAF vor Journalisten zu „schützen“.

Das Gefühl, die Haft hinter sich zu lassen, kennt die 54-Jährige Haule schon seit längerem: Seit 2004 darf sie nämlich als Freigängerin tagsüber außerhalb der Haft arbeiten. Wenn sie in den kommenden fünf Jahren den Auflagen des Gerichts genügt (sie hat einen Bewährungshelfer zugeteilt bekommen) und nicht wieder straffällig wird, dürfte ihr die Reststrafe nach 21 Jahren hinter Gittern erlassen werden.

„Keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit“

Nach zwei Anhörungen durch das zuständige Gericht in den vergangenen Wochen sind Bundesanwaltschaft und das zuständige Oberlandesgericht Frankfurt./.M. überzeugt, dass von ihr keine Gefahr für die Öffentlichkeit mehr ausgeht. Noch Anfang Juli hatten die Richter das anders gesehen und den Antrag auf Aussetzung der Reststrafe zur Bewährung zunächst abgelehnt.

Eva Haule gehört zwar zu den weniger wichtigen Mitgliedern der RAF – gleichwohl ist sie aber eine der zentralen Figuren der dritten RAF-Generation. In Tübingen geboren, machte sie in Stuttgart Abitur und studierte Sozialpädagogik. Anfang der achtziger Jahre kam sie über die Hausbesetzer-Szene in das nähere Umfeld der RAF. 1984 tauchte sie selbst ab und galt bald als eine der meistgesuchten Terroristinnen.

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Aufgrund von Indizien konnten ihr die Beteiligung am Überfall auf ein Waffengeschäft bei Ludwigshafen (Beute: 22 Handfeuerwaffen, zwei Gewehre sowie 2800 Schuss Munition) und am aus technischen Gründen fehlgeschlagenen Bombenanschlag auf eine Nato-Schule in Oberammergau nachgewiesen werden. Für diese beiden Straftaten wurde sie 1988 zu 15 Jahren Haft verurteilt, nach dem sie aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung sie am 2. August 1986 in Rüsselsheim in einem Eiscafé verhaftet worden war.

Haule war am Anschlag auf die Rhein-Main-Airbase beteiligt

Bei einer Durchsuchung in Terroristen-Zellen fanden Ermittler dann aber zwei Briefe von Eva Haule, aus denen hervorging, dass sie auch am Anschlag auf die Rhein-Main Air Base der US-Luftwaffe 1986 beteiligt gewesen sei. Bei dem Bombenanschlag waren zwei US-Bürger getötet und 23 verletzt worden; ein weiterer GI war zuvor ermordet worden, um an seinen Ausweis zu gelangen.

Im „Bekennerschreiben“ der RAF zu diesem Anschlag heißt es: „Die westeuropäische Guerilla entwickelt im Angriff die Strategie, die die punktuellen und partiellen Kampfe gegen die Lebensrealität im imperialistischen System als Prozess des Kampfes um Befreiung fasst, die Massenantagonismen in der politischen Bestimmung und in der Praxis des revolutionären Kampfes vereinheitlicht und daraus die Front des Befreiungskrieges hier aufbaut.“ Für ihre Beteiligung wurde Haule 1994 zu lebenslänglich verurteilt; dagegen konnte ihr die Beteiligung an weiteren Straftaten der dritten „RAF-Generation“ nicht nachgewiesen werden.

Seit bekannt wurde, dass Haule als Freigängerin in Neukölln inhaftiert ist und eine Ausbildung zur Fotografin absolviert, kam es mehrfach zu Auseinandersetzungen. So wehrte sie sich mit Hilfe ihrer Anwälte dagegen, in Zeitungen abgebildet zu werden. Als eine Ausstellung mit Fotos inhaftierter Frauen von ihr 2005 gezeigt wurde, kam es auch zu Protesten von Politikern. Einem Online-Magazin sagte sie 2006: „Ich bin durch den Knast kein anderer Mensch geworden.“ Es gebe Parallelen im deutschen Umgang mit der DDR- und der RAF-Geschichte: „Dieser Wahn, alles radikal auszumerzen, was auf eine Perspektive jenseits der kapitalistischen Ordnung verweist und um diese Perspektive kämpft.“

Obwohl Haule 1998 an der Selbstauflösung der RAF aus der Haft heraus beteiligt war, hat sie sich nicht distanziert. Mit Blick auf den 30. Jahrestag des „Deutschen Herbstes“ sagte sie: „Da wird konzentriert quer durch alle Medien eine geballte Ladung aus Hetze und Lügen abgeschossen werden, wieder mal in der Hoffnung, jede Auseinandersetzung mit der Geschichte der RAF wie der revolutionären Bewegung in der BRD insgesamt für immer zu ersticken.“

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