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  4. Beste Sachbücher: Tyrannei, 7. Oktober, Kafka - WELT-Bestenliste vom Juni 2024

Literatur WELT-Bestenliste

Tyrannei, 7. Oktober, Kafka – die besten Sachbücher im Juni

Redakteur im Feuilleton
Quelle: Rowohlt; Schirmer/Mosel; C.H. Beck; C.H. Beck Verlag (2); DVA/Penguin: Suhrkamp; Montage Infografik WELT
Die amerikanische Demokratie am Abgrund, die Aufarbeitung des 7. Oktober in Israel – und Kafka beim Lesen und Schreiben: nur drei von zehn Sachbüchern, die sich lohnen. Hier ist Lesestoff zu entdecken. Auch die Fußball-EM wirft ihre Schatten voraus.

An dieser Stelle erscheint unsere monatliche Empfehlungsliste. Medienpartner sind „Die Literarische Welt“, RBB Kultur, „NZZ“ und Radio Österreich 1. Experten einer unabhängigen Jury küren zehn Sachbücher des Monats aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Im Juni lohnen sich:

1. Steven Levitsky, Daniel Ziblatt:

Die Tyrannei der Minderheit. Warum die amerikanische Demokratie am Abgrund steht und was wir daraus lernen können. Übersetzt von Klaus-Dieter Schmidt. DVA, 349 Seiten, 26 Euro

Schon mit „Wie Demokratien sterben“ (2018) sorgten die beiden US-Politologen für Aufsehen. Damals zeigten sie auf, welche politischen Tendenzen auf den Umbau zur Autokratie schließen lassen. Im neuen Buch fokussieren sie auf die USA im Jahr der Präsidentschaftswahlen. Und sie thematisieren den weltweiten Trend zum Rechtspopulismus in Korrelation mit der Identitäts- und Minderheitenpolitik.

2. Andreas Kilcher:

Kafkas Werkstatt. Der Schriftsteller bei der Arbeit, C. H. Beck Verlag, 302 Seiten, 28 Euro

Auch auf dieser Bestenliste ist jetzt Kafka-Jubiläum. Im Kreis der Kafkologen hat sich Kilcher einen Namen als Herausgeber von Kafkas Zeichnungen gemacht. „Kafkas Werkstatt“ ist eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage: Wie hat Kafka als Schriftsteller gearbeitet? Kilcher betrachtet, mit welchen Techniken Kafka sein Lesen und Schreiben organisiert hat.

3. Philipp Lenhard:

Café Marx. Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule. C. H. Beck, 624 Seiten, 34 Euro

Keine Uni-Einrichtung in Deutschland ist berühmter als das Frankfurter Institut für Sozialforschung. Hier lehrten Horkheimer und Adorno, hier durfte Habermas sich nicht habilitieren. Bei Lenhard kann man die 100-jährige Geschichte des Instituts nachlesen. Lesen Sie hier unsere ausführliche Buchbesprechung.

4. Volker Reinhardt:

Der nach den Sternen griff. Giordano Bruno. Ein ketzerisches Leben. C. H. Beck, 352 Seiten, 29,90 Euro

Giordano Bruno war ein italienischer Mönch, Philosoph und Astronom, der ins Visier der Inquisition geriet und 1600 auf dem Scheiterhaufen in Rom verbrannt wurde. Reinhardt, routinierter Biograf mit Büchern von Luther bis Voltaire und von Machiavelli bis Montaigne, zeichnet das Lebensbild eines Freigeistes nach, der erst hofiert und dann verjagt wurde.

5. Sabine Rewald (Hg.):

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Caspar David Friedrich. Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen. Schirmer/Mosel. 127 Seiten, 48 Euro

Es ist Caspar-David-Friedrich-Jahr. Der Maler der Romantik wurde vor 250 Jahren geboren. Dieser Bildband, eine Neuauflage, lädt zum sinnlichen Blättern und Staunen ein. Er ist bei weitem nicht das einzige Buch zum Jubiläum. Aber es bietet einen interessanten Schwerpunkt: den (gar nicht so unbeträchtlichen) Friedrich-Bestand in russischen Museen. Wer weiß, wann man den überhaupt wieder besichtigen kann?

6. Ilija Trojanow / Klaus Zeyringer:

Fans. Von den Höhen und Tiefen sportlicher Leidenschaft. S. Fischer, 271 Seiten, 26 Euro.

Kein Sport-Großereignis ohne eine neue Sportkulturgeschichte von Zeyringer. Pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft betrachtet der österreichische Publizist – diesmal gemeinsam mit dem Schriftsteller Ilija Trohanow – den Sport aus der Perspektive der Anhänger und Zuschauer. Es geht um Mythenbildungen, Geschlechterrollen und, nun ja, Ersatzreligionen.

7. Ron Leshem:

Feuer. Israel und der 7. Oktober. Übersetzt von Ulrike Harnisch und Markus Lemke. Rowohlt Berlin, 314 Seiten, 25 Euro

Der israelische Schriftsteller Ron Leshem hat durch den Hamas-Terror Verwandte verloren. Sein Buch über den 7. Oktober versucht, das Grauen zu analysieren. Für alle „Experten“ aus der Ferne hält Leshem eine besondere Botschaft bereit. Lesen Sie hier unsere ausführliche Buchbesprechung.

8. Omri Boehm/Daniel Kehlmann:

Der bestirnte Himmel über mir. Ein Gespräch über Kant. Übersetzt von Michael Adrian. Propyläen, 352 Seiten, 26 Euro

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Weiterhin empfehlenswert: Der israelische Philosoph und der deutsche Bestsellerautor erklären, wie aktuell der Königsberger Philosoph 300 Jahre nach seiner Geburt noch ist. Die Themenfelder des buchlangen Gesprächs reichen von der Frage „Was ist Aufklärung?“ über Schönheit und Freiheit bis zur Kritik der Urteilskraft. Lesen Sie hier unsere ausführliche Buchbesprechung.

9. Pierre Clastres:

Archäologie der Gewalt. Diaphanes, 128 Seiten, 18 Euro

Pierre Clastres (1934–1977) war ein französischer Ethnologe und Anthropologe. Zum 90. Geburtstag legt der Verlag Diaphanes dieses Schlüsselwerk wieder auf. Es bietet einen heute noch immer fruchtbaren Ansatz zum Verständnis der Ursachen und Motive von Gewalt.

10. Zygmunt Bauman:

Fragmente meines Lebens. Herausgegeben von Izabela Wagner. Übersetzt von Ursula Kömen. Jüdischer Verlag, 302 Seiten, 30 Euro

Zygmunt Bauman (1925–2017) war ein polnisch-britischer Soziologe, der mit seinen Schriften zur Erforschung der Kultur der Moderne und zum Holocaust berühmt wurde. Zugleich steht er mit seiner eigenen Biografie für die andauernde Gefährdung europäischer Juden im 20. Jahrhundert. Dieses Buch versammelt autobiografische Notizen aus dem Nachlass.

Die Extra-Empfehlung

Neben den zehn Tipps der Jury kommt jeden Monat eine zusätzliche Empfehlung von einem Gast. Diesmal von Judith Kohlenberger (Wirtschaftsuniversität Wien). Sie empfiehlt:

Maximilian Pichl: Law and Order. Der Kampf um Rechtstaatlichkeit. Suhrkamp, 260 Seiten, 18 Euro

„Mit Law statt Order legt der Politikwissenschaftler Maximilian Pichl das Buch der Stunde vor: Ob Klimaproteste oder Straßenkrawalle, schnell werden Rufe laut, man solle „mit der vollen Härte des Gesetzes“ durchgreifen. Dabei bedeutet „Rechstaatlichkeit“ aber nicht Härte, Polizeigewalt oder Ausreizung des Strafrahmens, sondern die Bindung staatlichen Handelns an das Gesetz. Pichl zeichnet eindrucksvoll nach, wie Rechtsstaatlichkeit zur Waffe gegen politische Willkür wurde – und weiterhin als solche eingesetzt werden kann.“ (Judith Kohlenberger)

Die Jury der Sachbücher des Monats

Tobias Becker, „Spiegel“; Eike Gebhardt, Berlin; Knud von Harbou, Publizist, Feldafing; Prof. Jochen Hörisch, Uni Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Otto Kallscheuer, Sassari (Italien); Petra Kammann, „Feuilleton Frankfurt“; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Wilhelm Krull, The New Institute, Hamburg; Marianna Lieder, freie Kritikerin, Berlin; Lukas Meyer-Blankenburg, SWR 2 Wissen; Prof. Herfried Münkler, Humboldt-Uni; Gerlinde Pölsler, „Falter“; Marc Reichwein, WELT; Thomas Ribi, „NZZ“; Prof. Sandra Richter, Deutsches Literaturarchiv Marbach; Wolfgang Ritschl, ORF; Florian Rötzer, „Krass & Konkret“; Norbert Seitz, Berlin; Anne-Catherine Simon, „Die Presse“, Wien; Prof. Philipp Theisohn, Uni Zürich; Andreas Wang, Berlin; Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Schweiz

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