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Film „Furiosa – A Mad Max Saga“

Das beste Prequel aller Zeiten

Chefkorrespondent Feuilleton
Episch: Anya Taylor-Joy Episch: Anya Taylor-Joy
Episch: Anya Taylor-Joy
Quelle: Courtesy of Warner Bros. Pictures
George Millers „Furiosa: A Mad Max Saga“ komprimiert die großen Mythen der Menschheit zu einem hochexplosiven Super-Plus-Benzin. Das Ergebnis ist so sensationell, das müssen sich selbst Grüne ansehen.
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Also, damit Eines mal klar ist: In der automobilen Zukunft, jedenfalls der von „Furiosa: A Mad Max Saga“, kommt man mit Elektrizität nicht weit. Denn man muss sie sich per Fahrrad herbeistrampeln. Ein ironischer Gruß Richtung Grüne, vom Petrolhead-Regisseur George Miller.

Damals, 1979, als der erste Teil mit Mel Gibson in die Kinos kam, war das noch eine Selbstverständlichkeit. Hat nicht Einstein gesagt, der Vierte Weltkrieg werde, anders als der Dritte, nicht mehr mit Atomwaffen ausgetragen, sondern mit Stöcken und Steinen? Und mit fossilen Brennstoffen, hätte er hinzufügen können, denn auch im australischen Outback findet sich unter jedem Felsblock ein findiger Mechaniker, der nicht das hellste Licht auf der Torte sein muss, um eine Zündkerze wechseln zu können. Es bleibt im Unklaren, wie genau die Apokalypse über die Welt kam – der Vorspann kann sich nicht entscheiden zwischen Klimakatastrophe, Pandemien und erbitterten Kriegen. Was man aber sicher sagen kann: Es dürfte nicht gut um die Tesla-Aktien stehen.

Die von „Mad Max“ hat sich dagegen prächtig entwickelt. Wie jedes erwachsene Kind weiß, ist aus dem kleinen räudigen Science-Fiction-B-Movie um den wortkargen Max Rockatansky eine wilde Saga gewuchert, so wie ein scheinbar vertrockneter Samen unter den richtigen Bedingungen zum ausladenden Baum heranreifen kann.

Das neue „War Rig“
Das neue „War Rig“
Quelle: JASIN BOLAND/Warner Bros. Entertainment Inc.

Damit sind wir auch schon mitten in der Geschichte des neuen Teils, der jetzt auf dem Filmfestival von Cannes seine Weltpremiere feierte, also passenderweise an jenem glamourösen Ort, an dem ein Porsche als Kleinwagen durchgeht. Als Filmkritiker findet man hier keinen Schlaf, weil die hochgezüchteten Motoren der einheimischen Millionäre nachts auf dem Heimweg von den Strandpartys die sanften Hügel hochdröhnen. Aber wir driften ab.

„Hast du es in dir, episch zu sein?“

„Furiosa“ also, das Prequel zu „Mad Max: Fury Road“, das 2015 in die Landschaft des Actionfilms eingeschlagen ist wie eine lebendige Bombe, einer jener weißgetünchten „War Boys“, die sich aus der Zitadelle des „Mad-Max“-Darth-Vaders Immortan Joe (Lachy Hulme), dessen Atemmaske aussieht, als wäre ihm ein Alien-Facehugger ins Gesicht gesprungen, in den explosiven Tod stürzen. Kann der Veteran Miller seine eigene Vorlage noch einmal toppen? Knapp vor seinem 80. Geburtstag ist er selbst eine Art Fossil, allerdings eines, das heller und heißer brennt als alle anderen.

„Die Frage lautet: Hast du es in dir, episch zu sein?“ Das fragt Chris Hemsworth ganz am Ende Anya Taylor-Joy, die die Titelrolle von ihrer Vorgängerin Charlize Theron geerbt hat. Taylor-Joy verliert in den zweieinhalb Stunden Laufzeit nicht viele Worte; kaum 30 Zeilen Dialog habe sie, heißt es. Deswegen schweigt sie auch hier. Sie lässt, wie der Film, lieber Taten sprechen.

Und, oh Boy, kracht es hier wieder gut – und tatsächlich epischer, als man es von der Reihe bisher gewohnt ist. Am Anfang nascht die junge Furiosa in einem geheimen Paradies, einem fruchtbaren „Ort des Überflusses“, vom Apfel der Erkenntnis und wird zur Strafe von den üblichen marodierenden Horden auf ihren Motocross-Maschinen gekidnappt. Ihre Mutter kommt ihr nach, beritten wie eine Amazone, aber bewaffnet mit einem Scharfschützengewehr. Ein paar Komparsen verlieren den Kopf, die Mutter muss schließlich auch dran glauben.

Als nämlich Chris Hemsworth als Dementus auftaucht, in einem sonderbaren Aufzug, ein Teil The Dude aus dem „Big Lebowski“, ein Teil Jesus aus „Das Leben des Brian“ und ein Teil Donnergott Thor aus den Marvel-Filmen. Auf dem Rücken seiner weißen Robe (wie kriegt man in der Wüste bloß die ganzen Flecken raus?) trägt er einen Teddybären. Das ist schon sehr lustig und so camp, wie „Mad Max“ noch nie war. Der ausartenden Brutalität zum Trotz steckt in „Furiosa“ auch eine furiose Komödie. Die Mutter drückt der Tochter vor ihrem vorzeiten Ableben noch schnell einen Supersamen in die Hand, aus dem dereinst ein neuer Paradies-Baum sprießen soll.

Der fünfte Reiter der Apokalypse

Der Trailer stellte vor allem Taylor-Joy ins Zentrum, aber den halben Film trägt Alyla Browne, die die junge Furiosa spielt. Nicht nur ist sie ihrer bekannten Kollegin („The Queen’s Gambit“) wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie hat auch das gleiche Talent. Man muss es erst mal hinkriegen, 20 Minuten telegen in einem Käfig zu schmollen. Sie putscht sich durch die Ränge, wechselt clever die Seiten, vom dementen Teddy-Jesus rüber zu Immortan Joe, entkommt einem von dessen perversen Söhnen, empfiehlt sich als Mechanikerin und darf schließlich als Beifahrerin ins „War Rig“. Das ist eine jener legendären „Mad Max“-Karossen, eine Kreuzung aus Tankwagen und Batmobil.

Chris Hemsworth als Mischung aus dem Dude und Big Lebowski
Chris Hemsworth als Mischung aus dem Dude und Big Lebowski
Quelle: JASIN BOLAND/Warner Bros. Entertainment Inc.
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Die hochoktanigen Actionszenen zwischen „Gas Town“, Munitionsfabrik und Zitadelle inszeniert Miller mit gewohnter Sprezzatura. Die Bösen – damit sind alle Seiten gemeint – können neuerdings auch fliegen, mit verrückten Ventilatoren und Paragliding-Schirmen. Dazu schweben heliumgefüllte Oktopus-Ballons unter sengender Sonne über strahlend blaue Himmel.

Am Ende bekommt Dementus seine verdiente Strafe. Die ist von einer Perfidie, die Prometheus mitleidig gemacht hätte, der bekanntlich dafür, dass er der Menschheit das Feuer brachte, für eine Ewigkeit an einen Felsen geschmiedet wurde, während ein Adler seine nachwachsende Leber fraß – immerhin eine nachhaltige Ressource. Auf ihrem Arm trägt Furiosa eine tätowierte Sternenkarte, die ihr den Heimweg zeigt – eine Hommage des australischen Regisseurs an die dortigen Ureinwohner, die es über Jahrtausende ähnlich machten.

Einmal ist von Furiosa als dem „fünften Reiter der Apokalypse“ die Rede. So ist auch der Film, der ihren Namen trägt, übrigens der fünfte in der Serie, ein unwahrscheinliches Supercar. Dank einer Turbo-Direkteinspritzung aus den großen Mythen der Menschheit, der Bibel, den antiken Göttersagen und dem „Dreaming“ der Aborigines, läuft es in jeder Sekunde auf Hochtouren.

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