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Kultur Rechtsstreit um Biopic

Der Mann, der Trump sympathisch macht

Managing Editor im Feuilleton WELT und WELT am Sonntag
Sebastian Stan spielt Donald Trump als netten Kerl Sebastian Stan spielt Donald Trump als netten Kerl
Sebastian Stan spielt Donald Trump als netten Kerl
Quelle: FilmMagic/JB Lacroix
Donald Trumps Anwälte haben eine Unterlassungserklärung gegen den Film „The Apprentice“ abgeschickt. Dort sei der Präsidentschaftskandidat falsch dargestellt. Viele Zeitungen sprechen von einem „skrupellosen Monster“. Das Gegenteil ist der Fall. Wahrscheinlich würde Trump den Film sogar lieben.
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Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, lief in Cannes zwar nicht über den roten Teppich, dafür aber über die Leinwand. In der Gestalt des Schauspielers Sebastian Stan, der den Unternehmer in seinen jungen Jahren verkörpert – als er seine erste Frau Ivana kennenlernte, als er sich von seinem Berater Roy Cohn zum Erfolg coachen ließ, als die Idee, Politiker zu werden, bloß eine verschmitzte Antwort auf eine Interviewfrage war.

Der Film „The Apprentice“ des Iraners Ali Abbasi erhielt bei der Premiere an der Croisette minutenlange Standing Ovations, nur der Preis blieb aus. Die Konkurrenz war zu stark, einige Kritiker erinnerte das solide Biopic mit seinen goldenen Farben und wackeligen Handkameraaufnahmen zu sehr an gewöhnliches Fernsehen, was sicherlich beabsichtigt war. Was dagegen bestimmt nicht beabsichtigt war, ist die Unterlassungserklärung, die Trumps Anwälte jetzt verschickt haben, um Vorführungen von „The Apprentice“ in den USA zu durchkreuzen. Noch hat die kanadisch-dänisch-irische Koproduktion, die ein Sprecher Trumps als „Müll“ bezeichnete, gar keinen US-Verleih.

Der junge Donald Trump (r; Sebastian Stan)
Der junge Donald Trump (r; Sebastian Stan)
Quelle: APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC./TAILORED FILMS LTD

Aber geht Trump zurecht gegen den Film vor? Eine dpa-Meldung, die von mehreren Zeitungen (auch WELT) übernommen wurde, schreibt, dass Trump in dem Film als „skrupelloses Monster“ porträtiert werde. Angesichts der vielen wirklich skrupellosen Monster, die es in Cannes zu bestaunen gab, muss diese Charakterisierung verwundern. Vielmehr legt Stan den Unternehmer als unsicheren, oft respektvollen Bruder, Sohn, Freund, Kollegen und Ehemann an. Selbst eine Vergewaltigungsszene, der größte Stein des Anstoßes, hat Abbasi geschickt so kontextualisiert, sodass sogar hier Mitleid mit dem Vergewaltiger aufkommen könnte.

Schließlich hat ihm seine Frau wenige Sekunden zuvor in aufreizenden Dessous ein Buch über den G-Punkt geschenkt – eine nicht ganz subtile Kritik an seiner Leistung im Bett. Als er ihr daraufhin mitteilt, sie nicht mehr attraktiv genug zu finden (sein Arzt bescheinigt ihm Erektionsstörungen), und sie ihm daraufhin vorwirft, auch nicht mehr der Schönste zu sein, wirft er sie zu Boden und sich auf sie. Es ist bei allem Feminismus nicht die eindeutigste Vergewaltigungsszene, die man sich vorstellen kann.

Die Produzenten selbst bezeichnen das Biopic als „fair und ausgewogen“. Abbasi selbst kommentiert, dass er nicht glaube, dass Trump den Film notwendigerweise ablehnen würde. Falls der Präsidentschaftskandidat den Film schon gesehen hat, wovon man angesichts seiner Entrüstung kaum ausgehen kann, müsste er diesem Urteil wohl zustimmen. Vielleicht würde er sich über die sympathische Darstellung eines jungen Mannes freuen, der sich von seinem autoritären Vater abzugrenzen versucht und dem auf diesem Weg das ein oder andere menschliche Missgeschick passiert. Zu Ivana ist der Film-Trump meistens ungewohnt sanft, er schluchzt beim Tod seines Bruders, zu seinem Berater Cohn hält er (nach einer Phase der Distanzierung) bis zu dessen Aids-Tod.

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Es ist nicht der einzige Film, dessen Protagonist sich ungerecht behandelt sieht. Auch die „Stalkerin“ aus der erfolgreichen Netflix-Serie „Baby Reindeer“ gab kürzlich zu, über eine Klage wegen Verleumdung nachzudenken. Dabei macht es die Stärke beider Werke aus, ambivalente Figuren zu zeichnen und das Vorurteil vom absoluten Bösen zu überwinden.

Nun könnte man argumentieren, dass Trump dem Film durch seine Klage erst recht zu Aufmerksamkeit verhilft. Womöglich wäre er mit einem gelassenen Schulterzucken besser bedient. Eines jedenfalls zeigt seine Reaktion: Falsch liegt der Film in seiner Charakterbeschreibung nicht. Denn mit der Unterlassungserklärung führt der 77-Jährige vor, wie er die drei Lebensregeln, die ihm „The Apprentice“ andichtet, erfolgreich anzuwenden weiß: „Attackiere, attackiere, attackiere“ und „Leugne immer“ lauten die ersten beiden. Ob er sich auch an die dritte Regel „Gib eine Niederlage niemals zu, behaupte immer den Sieg“ hält, wird sich nach dem Ausgang des Rechtsstreits zeigen.

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