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Kopf des Tages Curtis LeMay

Er wollte den Feind „in die Steinzeit zurückbomben“

Was der Chef des britischen Bomber Command Arthur Harris begonnen hatte, perfektionierte der US-General Curtis LeMay: Flächenbombardements. Seine B-29 äscherten mehr als 60 japanische Städte ein – und für Vietnam schlug er das Gleiche vor.
Curtis Emerson LeMay (November 15, 1906 - October 1, 1990) was a General in the United States Air Force and the vice Presidential running mate of American Independent Party Presidential candidate George Wallace in 1968. (Photo by: Photo12/Universal Images Group via Getty Images) Getty ImagesGetty Images Curtis Emerson LeMay (November 15, 1906 - October 1, 1990) was a General in the United States Air Force and the vice Presidential running mate of American Independent Party Presidential candidate George Wallace in 1968. (Photo by: Photo12/Universal Images Group via Getty Images) Getty ImagesGetty Images
17. August 1943: Curtis E. LeMay (1906 bis 1990) befehligt den US-Luftangriff auf Regensburg
Quelle: Universal Images Group via Getty
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Gedrückt hat er sich nie. Selbstverständlich befehligte Colonel Curtis LeMay die gefährliche Mission persönlich, auf die er seine Untergebenen schickte. Am Morgen des 17. August 1943 starteten die 146 Bomber vom Typ Boeing B-17 der 8. US-Luftflotte, um im Rahmen eines Doppelangriffs weit außerhalb der Reichweite ihrer eigenen Begleitjäger die Flugzeugfabrik Messerschmitt bei Regensburg zu attackieren – noch einmal 230 B-17 waren gleichzeitig auf dem Weg nach Schweinfurt, um die dortigen Kugellager-Werke zu zerstören.

Der 36-jährige LeMay setzte auf eine taktische Neuerung, an der er wesentlich mitgewirkt hatte: Die „Fliegenden Festungen“ sollten eine genau geplante Formation einhalten, die „Combat Box“, um mit ihren jeweils zehn bis zwölf Maschinengewehren angreifende feindlichen Jäger abwehren zu können.

American B-17 Flying Fortresses attack a German aircraft factory which produced the Me 109G at Regensburg on August 17, 1943. (Photo by Photo12/UIG/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
B-17-Bomber greifen am 17. August 1943 das Messerschmitt-Werk westlich von Regensburg an
Quelle: Universal Images Group via Getty

Der Einsatz wurde zum Desaster: Aus LeMays Formation wurden 15, aus den nach Schweinfurt fliegenden Bombergruppen sogar 40 B-17 über Deutschland abgeschossen; weitere fünf stürzten ab, doch konnten die Besatzungen von eigenen Kräften geborgen werden. Eine Totalverlustrate von elf bis annähernd 16 Prozent bei einem einzigen Einsatz.

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Doch derlei focht LeMay nicht an; nach der Beobachtung des damaligen Stabsoffiziers (und späteren als Verteidigungsminister Vorgesetzten) Robert McNamara war der Colonel „außerordentlich kriegerisch, viele hielten ihn für brutal“. Eine Eigenschaft, die sein ganzes Leben prägte.

Geboren in Ohio 1906 und aus einfachen Verhältnissen, war LeMay 1929 dem Army Air Corps beigetreten, der damals kleinen und unbedeutenden Luftabteilung der US-Army. In den 1930er-Jahren machte er kaum einen Fortschritt, wurde in elf Jahren gerade einmal zum Oberleutnant befördert. Doch dann nahm seine Karriere Fahrt auf, denn der Krieg in Europa wirkte bereits vor 1941 auf die USA: Die Armee wurde ausgebaut, und Offiziere bekamen rasch mehr Verantwortung und damit verbunden höhere Ränge: Im Jahresrhythmus stieg LeMay auf.

Als – trotz der Verluste – erfolgreicher Bomber-Kommandeur in Europa wechselte LeMay, nun schon Generalmajor, im August 1944 auf den pazifischen Kriegsschauplatz. Er war überzeugt, dass die in Europa gewählte US-Taktik von Präzisionsangriffen auf militärisch wertvolle Ziele bei Tageslicht gegen Japan nutzlos sei, und setzte vorsätzliche Brandstiftungen in Innenstädten durch nächtliche Attacken durch. Im Grunde kopierte er das Rezept von „Bomber“ Harris, dem Chef des britischen Bomber Command.

Zwischen März und August 1945 äscherten LeMays für die Zeit riesigen B-29-Bomber mehr als 60 japanische Städte ein; beim schlimmsten dieser Angriffe auf Tokio in der Nacht vom 9. auf den 10. März 1945 starben mehr als 100.000 Menschen. Die Angriffe mit konventionellen Bomben forderten also, bei natürlich viel höherem Einsatz an Maschinen und Besatzungen, Opfer in ähnlicher Höhe wie die beiden Atomwaffen, die Hiroshima und Nagasaki auslöschten. Trotzdem retteten die neuen Waffen wahrscheinlich hunderttausenden Japaner indirekt das Leben, denn LeMay hätte seine Brandbombenangriffe problemlos bis Ende 1945 oder sogar ins Frühjahr 1946 fortsetzen können.

Sven Felix Kellerhoff erinnert an die Berliner Luftbrücke

Der WELT-Journalist und Historiker Sven Felix Kellerhoff spricht im Talk mit Martin Heller über die „Rosinenbomber“, die vor 70 Jahren die West-Berliner Bevölkerung versorgten.

Quelle: WELT/Sven Felix Kellerhoff/Martin Heller

Dazu kam es nicht. Als Drei-Sterne-General kam er nach Europa zurück und begann hier im Juni 1948 die Berliner Luftbrücke. Rasch aber fand er, dass für diese Aufgabe ein Logistikexperte besser geeignet sei als er, der Bomber-Mann, und gab die Verantwortung an William H. Tunner weiter.

Daheim in den USA erwartete LeMay ein neues Kommando: Er war nun verantwortlich für die Strategischen Luftstreitkräfte, zu dieser Zeit die einzigen, die Atombomben einsetzen konnten, denn einsatzfähige Raketen gab es noch nicht. Neun Jahre lang führte er diese Abteilung und machte sie zur mächtigen Teilstreitkraft; an LeMay, der 1951 mit nur 44 Jahren den vierten Stern erhalten hatte, kam kein Präsident vorbei.

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1957 wurde er offiziell stellvertretender Stabschef der US Air Force, faktisch aber bereits deren Kopf – denn ihm vorgesetzt war General Thomas D. White, eher Bürogeneral und Militärdiplomat als durchsetzungsfähiger Haudegen. Präsident John F. Kennedy musste LeMay 1961 praktisch ernennen, obwohl er ihn verabscheute. Alles andere wäre eine Brüskierung der Air Force gewesen.

circa 1962: American president John F Kennedy (1917 - 1963), wearing dark sunglasses, sits next to US Air Force Chief of Staff Curtis LeMay (1906 - 1990, L). (Photo by Hulton Archive/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
John F. Kennedy (mit Sonnenbrille) verabscheute Luftwaffen-Stabschef Curtis LeMay
Quelle: Getty Images

Während der Kubakrise 1962 kam es beinahe zur offenen Insubordination des Generals gegen den Präsidenten. Trotzdem blieb er sogar ein halbes Jahr länger als üblich Stabschef, stieg aber nie zum Vorsitzenden der Stabschefs und damit höchsten Soldaten der USA auf. In dieser Zeit setzte er sich für massive Bombardements Nordvietnams ein, die freilich erst nach seinem Ausscheiden aus dem Amt tatsächlich begannen. In seiner Autobiografie erklärte er, die USA könnten den Vietcong „in die Steinzeit zurückbomben“.

Einer aussichtslosen Kandidatur für das Amt des US-Vizepräsidenten 1968 folgte der Ruhestand. 1990, im Alter von fast 84 Jahren, starb Curtis LeMay und wurde wie viele hohe Luftwaffen-Offiziere auf dem Friedhof der USAF Academy in Colorado Springs beigesetzt.

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Dieser Artikel wurde erstmals im August 2021 veröffentlicht.

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