WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Geschichte
  3. Francos Spanischer Bürgerkrieg: „Von Kriegführung keine Ahnung“

Geschichte Francos Spanischer Bürgerkrieg

„Natürlich haben wir sie erschossen, was dachten Sie denn?“

Francos Befehle im Spanischen Bürgerkrieg ab 1936 trieben seine faschistischen Verbündeten oft genug zur Verzweiflung. Das übersieht allerdings, dass es ihm nicht um schnelle Kriegführung, sondern um die Vernichtung der „Roten“ ging.
Freier Autor Geschichte
3215752_ 3215752_
Spanischer Bürgerkrieg: Franquistische Truppen führen gefangene Gegner ab
Quelle: pa/akg-images
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Der Wehrmachtsoffizier war entsetzt: „Der Krieg hier ist ein mühsames Geschäft ... Erst mal Spanier zu einer Operation bringen. Dann deren Operationsbefehle durcharbeiten – Geländebesichtigungen – Kommandeur besuchen, instruieren und aufmuntern – Angriffsbefehle der Spanier ansehen – Änderungen vorschlagen evtl. unter Drohungen: ,ohne uns!’“

Das schrieb Wolfram von Richthofen im April 1937 in sein Tagebuch. Als Stabschef der „Legion Condor“ war er für die Zusammenarbeit mit den nationalistischen Truppen zuständig, die im Juli 1936 gegen die spanische Republik geputscht und seitdem ein Bürgerkrieg gegen sie führten. Als äußerstes Mittel, so der Oberstleutnant, bliebe nur das „Protesttelegramm an Franco!“

Spanischer Bürgerkrieg 1936–1939. Nach Absprachen zwischen Franco und Hitler, werden ab 1. August 1936 deutsche Truppen nach Spanien entsandt (Legion Condor). Der Kommandeur der Legion Condor von Richthofen (rechts) und der spanische General Franco (Mitte). Foto, undatiert.
General Francisco Franco (M.) und Wolfram von Richthofen (r.), Stabschef der "Legion Condor"
Quelle: picture alliance / akg-images

Ob das die Probleme aus der Welt schaffte, war eine andere Frage. Denn Francisco Franco, den die Aufständischen im September 1936 zum „Generalissimus der Armeen“ proklamiert hatten, war das Gegenteil eines umsichtigen, entscheidungsfreudigen Feldherrn. Der Spanien-Spezialist Walther L. Bernecker charakterisiert ihn vielmehr als „ängstlichen, langsamen und konservativen General, der nie brillante Operationen entwickelte, vielmehr seinen Truppen einen hohen Blutzoll und viele Opfer abverlangte“.

Das allerdings hatte durchaus Methode. Denn Francos Kriegsziel war nicht nur die Erringung der Macht. Sondern auf dem Weg dorthin wollte er seine republikanischen Gegner nicht einfach schlagen, sondern buchstäblich vernichten, mit blutigem Terror. Als psychologische Kriegführung beschreibt der Marburger Historiker Carlos Collado Seidel denn auch in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Militärgeschichte“ die Strategie, für die der Bürgerkriegsgeneral bereit war, vermeidbare Verluste hinzunehmen bis hin zur Verachtung seiner Person durch seine Verbündeten. „Entweder hat dieser Mann keine Ahnung von Kriegführung, oder er will nichts davon wissen“, urteilte der italienische Diktator Benito Mussolini.

Der spätere spanische General und Diktor Francisco Franco als junger Soldat im Marokko-Krieg 1921. Foto: UPI +++(c) dpa - Report+++
Franco (M.; 1892–1975) als junger Soldat im Marokko-Krieg 1921
Quelle: picture-alliance/ dpa

Dabei hatte Franco eine steile Karriere gemacht. 1892 als Sohn eines Marineoffiziers geboren, besuchte er die Infanterieschule von Toledo, auf der er 1910 als 251. von 312 Kadetten seine Prüfung absolvierte. Dass es ihm dennoch gelang, mit 22 Jahren 1915 zum jüngsten Hauptmann der Armee befördert zu werden, verdankte Franco dem Rif-Krieg in Spanisch-Marokko. Dort bewies er nicht nur Mut, sondern hatte auch das Glück, schwierigste Situationen zu überleben.

Lesen Sie auch

1922 war er Oberstleutnant und Kommandeur der spanischen Fremdenlegion, die in den Rif-Bergen mit großer Brutalität von sich reden machte. Weitere Stationen waren die Leitung der Generalsakademie von Saragossa, Posten als Generalgouverneur und schließlich 1935 die Berufung zum Generalstabschef und Oberkommandierenden der spanischen Armee. Dazwischen hatte er mit der Fremdenlegion den Arbeiteraufstand in Asturien blutig niedergeschlagen.

Nachdem Franco 1936 von der neugewählten Volksfront-Regierung abgesetzt und auf die Kanaren abgeschoben worden war, stieß er zu den nationalistischen Militärs um Emilio Mola, die den Putsch gegen die Republik vorbereiteten. Als Oberbefehlshaber der Marokko-Armee übernahm er zum ersten Mal ein großes Feldkommando. Mehrere Flugzeugabstürze, denen prominente Verschwörer zum Opfer fielen, spülten Franco an die Spitze der Aufständischen.

Wie er seine Truppen führte, macht Carlos Collado Seidel am Beispiel der Schlacht von Teruel im Winter 1937/38 deutlich. Dort hatten republikanische Truppen eine begrenzte Offensive gestartet und die Nationalisten aus der Stadt herausgeworfen. Obwohl Teruel keinerlei strategische Bedeutung besaß, so Seidel, befahl Franco umgehend eine Gegenoffensive.

Bei Temperaturen um 15 Grad Minus verloren in dem verbissen geführten Häuserkampf, in den wegen der Kälte die Bomber von Hitlers „Legion Condor“ nicht eingreifen konnten, Zehntausende Soldaten und Zivilisten ihr Leben. Francos blinden Willen, die Herausforderung des Gegners an diesem verlorenen Flecken anzunehmen, kommentierte ein deutscher Beobacher: „falscher Dünkel“.

Anzeige

Überkommene Kategorien wie Mut und Ehre waren auch den Republikanern nicht fremd. Zumindest zu Beginn des Krieges galt machen Kommandeuren das Anlegen von Schützengräben als Zeichen der Feigheit, bis die Sturzkampfbomber und Präzisionsgeschütze der „Legion Condor“ oder des italienischen „Corpo Truppe Volontarie“ sie vom Gegenteil überzeugten.

Die Ruinen des heiß umkämpften Alcazar von Toledo. Nach dem Aufstand der Garnisonen in Spanisch-Marokko am 17. Juli 1936 brach auf der spanischen Halbinsel der Bürgerkrieg zwischen den nationalistisch-faschistischen Truppen unter Francisco Franco und den Republikanern, gestützt von internationalen Brigaden, aus. Der Bürgerkrieg endete am 28. März 1939 mit dem Einzug der nationalistischen Truppen in Madrid, General Franco etablierte sich als Diktator.
Die Ruinen des heiß umkämpften Alcazar von Toledo
Quelle: picture-alliance / dpa

Es sagt einiges über die Denkhaltung der spanischen Militärs aus, das auch der ehemalige Akademie-Leiter Franco keine Vorstellung vom modernen Bewegungskrieg hatte. Er dachte wie ein Infanterist: „Kriege werden auch in der Zukunft nicht in der Luft gewonnen oder verloren werden ... Panzer sind durchaus nützlich und haben einen festen Platz in den Schlachten. Ihr Wert ist aber begrenzt“, zitiert Seidel den Mann, der am Wirken seiner deutschen und italienischen Verbündeten doch leicht hätte erkennen können, wie entscheidend moderne Waffen waren.

Franco jedoch ging es nicht um einen schnellen Sieg, sondern er wollte „mit seinen militärischen Handlungen eine militärische Wirkung erzielen – sowohl bei seinen eigenen Truppen als auch beim Gegner“, folgert Seidel. So stoppte er im Sommer 1936 den Vorstoß auf Madrid, um die belagerten Nationalisten in Toledo zu entsetzen. „Ich habe es so entschieden, weil die spirituellen Faktoren in jedem Krieg eine außerordentliche Bedeutung haben“, rechtfertigte er sich. „Wir müssen den Gegner erschüttern, indem wir ihn davon überzeugen, dass wir alles erreichen, was wir uns vornehmen, ohne dass er es verhindern kann.“

General Francisco Franco at the Battle of the Ebro was the longest and largest battle of the Spanish Civil War. It took place between July and November 1938, with fighting mainly concentrated in two areas on the lower course of the Ebro River. (Photo by: Universal History Archive/Universal Images Group via Getty Images) Getty ImagesGetty Images
"Voll und ganz der Zerstörung und Vernichtung widmen": Franco an der Ebro-Front 1938
Quelle: Universal Images Group via Getty

Das passende Mittel dazu wurde der Terror, jene Kriegführung, die Franco in den Rif-Kriegen kennengelernt hatte und die einzusetzen seine Marokko-Armee keine Skrupel kannte. Die „Roten“ sollten nicht einfach nur geschlagen, sondern als Herde der Subversion ausgelöscht werden. Als einer von Francos Kommandeuren, Juan Yagüe, gefragt wurde, was mit Tausenden Kriegsgefangenen geschehen sei, antwortete er: „Natürlich haben wir sie erschossen, was dachten Sie denn?“

Und Franco selbst begründete seine Entscheidung, seine Truppen 1938 über Wochen hinweg frontal gegen die Republikaner am Ebro anrennen zu lassen: „Die große Ansammlung gegnerischer Truppen ... erlaubte es unseren Kampf- und Bestrafungseinheiten, sich voll und ganz der Zerstörung und Vernichtung zu widmen.“ Die Republikaner machten es ihm allerdings leicht. Anstatt ihre Soldaten beizeiten zurückzuziehen, verlängerte die Volksfront-Regierung durch Zuführung von Reserven die Schlacht, weil sie sich eine Niederlage nicht eingestehen wollte.

Sie wollen Geschichte auch hören? „Attentäter“ ist die erste Staffel des WELT-History-Podcasts.

Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Man schätzt, dass allein 200.000 Zivilisten bis zum Ende des Bürgerkriegs 1939 dem Terror von Francos Truppen zum Opfer fielen. Außenpolitisch erwies sich Franco dabei als kühler Rechner. Obgleich es nicht an Drohungen aus Berlin und Rom fehlte, ihre Unterstützungsverbände abzuziehen, setzte der Generalissimus darauf, dass sich Hitler und Mussolini sich das Eingeständnis einer Niederlage nicht leisten wollten. Franco sollte Recht behalten.

Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema