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Geschichte Sarajevo 1914

Das Attentat, das Europa in den großen Krieg trieb

28. Juni 1914: Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau werden in Bosniens Hauptstadt Opfer serbischer Nationalisten. Chronik eines Attentats, das die Welt verändert.
Leitender Redakteur Geschichte

Was als „großer Empfang“ geplant war, wurde zum Auslöser des Ersten Weltkriegs. Weil er die österreichischen Truppen in Bosnien besuchen wollte, hatte sich der österreichisch-ungarische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, mit seiner Frau, Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, am 28. Juni 1914 in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo angesagt. Es war ein Sonntag, der zufällig der Veitstag war, an dem viele Serben der Niederlage auf dem Amselfeld gedachten, wo 1389 das serbische Heer von den Türken vernichtet worden war .

Sieben bosnisch-serbische Nationalisten hatten sich entlang der Strecke postiert, die die Fahrzeugkolonne durch die Stadt nehmen sollte. Serbische Regierungsstellen wussten davon. Ziel der Verschwörer war die Ermordung des Erzherzogs. Fünf der Attentäter taten nichts, als die Kolonne an ihnen vorbeirollte, nur zwei setzten ihre Tötungsabsicht um.

Ein erster Anschlag mit einer Bombe schlug fehl, dem zweiten mit einer Pistole fielen Franz Ferdinand und seine Frau zum Opfer. Verfolgen Sie im Minuten-Ticker die Fahrt, die Europas Katastrophe entfesselte. Alle Zeitangaben sind geschätzt, da die Uhren der Augenzeugen nicht exakt waren.

Ilidža, 8 Uhr: Frühstück im Hotel

Im „Hotel Bosna“ in dem Kurort etwa zehn Kilometer außerhalb von Sarajevo frühstücken Österreich-Ungarns Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg.

Sarajevo, bald nach 8 Uhr: Zyanidkapseln für die Attentäter

In der Konditorei Vlajnic treffen sich sechs junge Serben und ein junger Muslim, um von ihrem Kontaktmann Miško Jovanović Pistolen und Handgranaten in Empfang zu nehmen. Außerdem verabreden sie sich, wer an welcher Stelle des Appel-Kai entlang des Flusses Milijacka der Autokolonne mit Franz Ferdinand auflauern soll. Jeder bekommt eine Zyanidkapsel: Nach erfolgtem Attentat sollen sie sich umbringen, falls sie nicht mehr entkommen können. Auf keinen Fall will einer der Attentäter lebend gefangen genommen werden.

Sarajevo, gegen 8.30 Uhr: Princip geht spazieren

Der Gymnasiast Gavrilo Princip, einer der vorgesehenen Attentäter, macht einen Spaziergang mit einem Schulfreund, dem Sohn des Staatsanwalts von Sarajevo.

Ilidža, gegen 8.30 Uhr: „Wetter warm und schön“

Franz Ferdinand diktiert einem Sekretär ein Telegramm an seine zwölfjährige Tochter Sophie. Darin heißt es: „Befinden von mir und Mami sehr gut. Wetter warm und schön. Wir hatten gestern großes Diner und heute vormittags den großen Empfang in Sarajevo. Nachmittags wieder großes Diner und dann Abreise. Umarme Euch innigst. Dienstag. Papi.“ Es wird sofort mit Vorrang abgeschickt.

Ilidža, 9 Uhr: Heilige Messe

Sophie und Franz Ferdinand wohnen der Heiligen Messe bei. Vorgesehen sind 20 Minuten, damit nicht zu viel Zeit des dicht gedrängten Tagesprogramms verloren geht.

Sarajevo, um 9 Uhr: Attentäter geht in Stellung

Gavrilo Princip hat sich von seinem Freund getrennt und geht zum Appel-Kai. Er sucht den verabredeten Standort auf der Stadtseite der Straße vor dem Delikatessengeschäft von Moritz Schiller auf und stellt sich zu den Schaulustigen, die bereits auf die Vorbeifahrt von Franz Ferdinand und Sophie warten.

Sarajevo, um 9 Uhr: Fahrzeugkolonne wird zusammengestellt

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Leopold Lojka, der Chauffeur des Grafen Franz Harrach, stellt mit seinen Kollegen insgesamt sieben Privatwagen an der größten Kaserne von Sarajevo nahe des Bahnhofs bereit. Noch ist unklar, welches Fahrzeug Franz Ferdinand und Sophie benutzen werden: das Cabrio von Harrach mit dem Kennzeichen A III-118, seinerzeit „Phaeton“ genannt, oder die amerikanische Limousine des Grafen Alexander Boos-Waldeck. Sie ist auch offen, hat aber eine zusätzliche Glasscheibe zwischen Fahrerabteil und Fonds.

Ilidža, 9.25 Uhr: Fußmarsch sorgt für Verspätung

In Ilidža ist die Sonntagsmesse vorüber. Doch statt wie geplant mit dem Wagen zum Bahnhof des Kurortes zu fahren, um den wartenden Sonderzug nach Sarajevo zu nehmen, geht Franz Ferdinand zu Fuß. Die Verspätung bringt das Besuchsprogramm durcheinander.

Ilidža, 9.42 Uhr: Abfahrt des Sonderzuges

Der Thronfolger und seine Frau besteigen den Hofsonderzug, um ins zehn Kilometer entfernte Sarajevo zu fahren.

Kiel, gegen 10 Uhr: Wilhelm II. setzt Segel

Kaiser Wilhelm II. geht an Bord seiner Segeljacht SMY „Meteor V“, um an der sonntäglichen Regatta im Rahmen der Kieler Woche teilzunehmen. Er rechnet sich mit seinem gerade erst fertiggestellten Boot gute Siegchancen aus.

Sarajevo, 10.07 Uhr: Sonderzug fährt ein

Mit 17 Minuten Verspätung gegenüber dem Plan kommt das Paar am Bahnhof von Sarajevo an. Zuerst geht es zu einem ganz kurzen Besuch in die größte Kaserne der Stadt, das „Defensivlager“ der österreichisch-ungarischen Truppen in Bosnien-Herzegowina. Herzogin Sophie erhält das Antworttelegramm ihrer Kinder.

Sarajevo, gegen 10.12 Uhr: Franz Ferdinand rollt an

Franz Ferdinand und Sophie stehen vor der Kolonne mit sieben Privatfahrzeugen. Weil der Tag sonnig und warm ist, wählen die beiden den „Phaeton“ von Graf Harrach für die Fahrt durch die Stadt. Es ist der dritte Wagen der Kolonne, der Erzherzog ist an seiner mittelblauen Uniformjacke mit den Abzeichen eines Generals und dem Helm mit dem grünlichen Helmbusch klar zu erkennen. Außerdem sitzt nur in diesem Wagen eine Dame.

Sarajevo, 10.15 Uhr: Erherzog reduziert das Tempo

Die Fahrt im Konvoi durch das festlich geschmückte Sarajevo beginnt. Leopold Lojka fährt etwa zehn Stundenkilometer. Nach wenigen hundert Metern sagt Franz Ferdinand zu ihm: „Ich bitte, Chauffeur, fahren Sie langsamer, ich möchte mir alles genau ansehen.“

Sarajevo, gegen 10:21 Uhr: Erster Attentäter verzagt

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An der Cumurija-Brücke passiert der Konvoi den ersten Attentäter. Muhamed Mehmedbasic hat seine Handgranate bereits wurfbereit in der Hand, als er von hinten berührt wird und darauf verzichtet, die Sprengladung auf die Kolonne zu werfen.

Sarajevo, gegen 10.25 Uhr: Bombe auf Wagenkolonne

Der zweite Attentäter, Nedeljko Cabrinovic, wirft seine Handgranate. Er steht auf der Flussseite des Appel-Kai, gegenüber der Lehrerinnenbildungsanstalt. Leopold Lojka sieht etwas heranfliegen und tritt instinktiv aufs Gaspedal. Deshalb landet die an sich gut gezielte Sprengladung nicht im Innenraum des „Phaeton“, sondern auf dem zurückgeschlagenen Stoffverdeck. Von dort fällt sie die Straße.

Sarajevo, 10.25 Uhr: Opfer im Begleitkommando

Das nächste Fahrzeug der Kolonne überrollt die Handgranate auf der Straße noch, doch unter dem dritten Wagen, der US-Limousine von Graf Boos-Waldeck, explodiert sie. Mehrere Offiziere aus dem Begleitkommando werden verletzt, am schwersten Oberst Erik von Merizzi. Die Ladung ist stark, sie reißt ein 16 Zentimeter tiefes, 27 mal 29 Zentimeter großes Loch in den Straßenbelag.

Sarajevo, gegen 10.26 Uhr: Selbstmordversuch des Attentäters

Cabrinovic schluckt wie mit seinen Mitverschwörern verabredet eine Zyanid und will in den Fluss springen, doch landet er am Ufer und wird schnell gefasst.

Sarajevo, 10.27 Uhr: Erzherzog lebt

Franz Ferdinand lässt seinen Wagen anhalten und erkundigt sich nach der Lage. Entgegen dem Rat der örtlich Verantwortlichen entscheidet er sich für die Weiterfahrt zum Rathaus und die Fortsetzung des Programms. Er ist verärgert, aber entschlossen, nicht klein beizugeben. Der verletzte Merizzi wird auf schnellstem Weg ins Militärkrankenhaus von Sarajewo gebracht.

Sarajevo, 10.28: Zwei Attentäter unternehmen nichts

Die Kolonne fährt neben dem dritten Attentäter wieder an. Doch Vaso Cubrilovic schreckt zurück, als er die Herzogin im Wagen erblickt, und wirft seine Bombe nicht. Auch der vierte Attentäter Cvijetko Popovic verliert beim Anblick des Thronfolgers den Mut zur Tat.

Sarajewo, 10.30 Uhr: Princip wechselt Position

Gavrilo Princip wechselt seine Position. Er geht zur Franz-Joseph-Straße, entlang der die Kolonne dem Plan nach zurück zum Bahnhof fahren soll.

Sarajevo, 10.30 Uhr: Erzherzog erreicht das Rathaus

Sarajevo, gegen 10.29 Uhr: Die Kolonne kommt am Rathaus an. Der fünfte Attentäter Trifko Grabez steht zwar in einer günstigen Position, handelt aber nicht, weil er so dicht von Menschen umringt ist.

Sarajevo, nach 10.30 Uhr: Erzherzog empört sich

Vor dem Rathaus begrüßt Sarajevos Bürgermeister Fehim Effendi Curcic das Thronfolgerpaar. Doch Franz Ferdinand ärgert sich, dass der Herr Bürgermeister nicht auf das Attentat eingeht. Er unterbricht den höchsten Repräsentanten der Stadt: „Da kommt man nach Sarajevo, um der Stadt einen Besuch zu machen, und man schleudert Bomben. Das ist empörend!“ Andere Zuhörer erinnern sich an einen leicht abweichenden Wortlaut. „Das ist ja hübsch! Da kommt man zum besuch in diese Stadt und wird mit Bomben empfangen!“

Sarajevo, 10.35: Reden im Rathaus

Der Empfang im Rathaussaal beginnt; der Bürgermeister trägt seine vorbereitete Rede vor. Franz Ferdinand sagt in seiner Erwiderung, er freue sich über die „jubelnden Ovationen“ der Bevölkerung, „um so mehr, als ich darin auch den Ausdruck der Freude über das Misslingen des Attentates erblicke“. Zu einem Begleiter sagt er noch zynisch: „Der Attentäter bekommt bei unseren Verhältnissen sicher noch das Goldene Verdienstkreuz. Ganz bestimmt wird er jedoch Hofrat werden!“ Ein anderes Mitglied der Entourage erinnert sich an die Bemerkung: „Mit scheint, wir werden heute noch ein paar Kugeln bekommen!“

Sarajevo, gegen 10.35 Uhr: Programm wird geändert

Franz Ferdinand ist die Lust am Besuch vergangen. Er ordnet an, den Empfang abzubrechen, das Programm abzukürzen und nur noch eine Fahrt ins Militärkrankenhaus vorzusehen. Schnell wird die geeignete Fahrtroute abgestimmt. Den Vorschlag von Generalstabsmajor Paul Höger, alle Straßen räumen zu lassen, lehnt der Thronfolger ab. Von seiner Bitte an seine Frau, getrennt weiterzufahren, will wiederum Sophie nichts wissen: „Solange der Erzherzog sich heute in der Öffentlichkeit zeigt, verlasse ich ihn nicht!“

Sarajevo, gegen 10.40 Uhr: Abfahrt vom Rathaus

Die Kolonne setzt sich vor dem Rathaus wieder in Bewegung Richtung Westen. Der Erzherzog will die Verwundeten im Militärspital besuchen.

Sarajevo, 10.43 Uhr: Kolonne nimmt die falsche Route

Nach dem Basarviertel, etwa 370 Meter vom Rathaus entfernt, biegt das erste der sieben Fahrzeuge nach rechts ab zur Franz-Joseph-Straße, der eigentlich verabredeten Route. Leopold Lojka folgt mit dem Wagen des Thronfolgers und nimmt die Kurve eng, fährt also auf die falsche, die rechte Spur der aber ohnehin für anderen Verkehr gesperrten Straße. Landeschef Oskar Potiorek, der auf dem vorderen Notsitz des „Phaeton“ Platz genommen hat, ruft Lojka zu: „Sie fahren ja falsch. Wir sollen über den Appel-Kai!“. Der Chauffeur stoppt, kuppelt den Motor aus. Sein Fahrzeug rollt langsam zurück auf die Hauptverkehrsader entlang des Flusses.

Sarajevo, gegen 10.45 Uhr: Pistolenattentat auf Thronfolgerpaar

Gavrilo Princip kann sein Glück nicht fassen. Genau vor ihm, keine drei Metern entfernt, kommt der Wagen des Thronfolgers zum Stehen. Ungehindert von den Umstehenden reißt Princip seine Pistole heraus und drückt ab. Die Waffe, eine belgische FN Browning Modell 1910 mit Kaliber neun Millimeter und der Seriennummer 19074, hat eine große Durchschlagskraft. Die erste Kugel schlägt durch die Autotür und trifft die Herzogin im Unterleib, die sofort zusammensackt; ihre Bauchschlagader ist zerfetzt. Sophies Kopf kippt zwischen die Knie ihres Mannes. Im nächsten Moment: Princip drückt ein zweites Mal ab, diesmal zielt er etwas höher; der Thronfolger sitzt im Wagen – zum Aufspringen hat er keine Zeit, außerdem liegt seine Frau halb auf ihm. Das zweite Geschoss trifft Franz Ferdinand am Hals. Auch er bricht zusammen, sagt aber vorher noch mit leiser Stimme: „Sopherl, Sopherl, sterbe nicht, bleibe am Leben für unsere Kinder."

Sarajevo, 10.48 Uhr: Wagen mit Verwundeten erreicht Regierungskonak

Leopold Lojka rammt den Rückwärtsgang hinein und beschleunigt so sehr wie möglich. Er rollte verkehrt herum über die Lateinerbrücke auf die Südseite des Flusses zum Gouverneurspalast von Sarajevo, dem Konak. Nach zwei Minuten Fahrt trifft der Wagen beim Konak ein. Franz Ferdinand und Sophie sind aber bereits leblos, als sie in den Palast getragen werden.

Sarajevo, gegen 10.48: Attentäter überwältigt

Der Attentäter Gavrilo Princip ist in ein Handgemenge verwickelt. Ein Theologiestudent versucht ihn festzuhalten, als der Hofmarschall von Franz Ferdinand mit gezücktem Säbel dazustürmt. Ein Unbekannter, vermutlich ein Sympathisant des serbischen Nationalismus, greift ihn mit einer Eisenstange an.

Sarajevo, 10.53 Uhr: Wiederbelebungsversuche im Konak

Oberstabsarzt Carl Wolfgang, Regimentsarzt Eduard Beyer und weitere Mediziner versuchen, das Leben des Erzherzogs zu retten. Seine Frau ist schon gestorben, doch zuerst kümmern sich alle Ärzte um den Thronfolger und merken gar nicht, dass Sophie bereits innerlich verblutet ist.

Sarajevo, 10.55 Uhr: Franz Ferdinand gestorben

Der Tod des Thronfolgers wird festgestellt. Die anwesenden Mitglieder seiner Entourge erweisen ihm die letzte Ehre. Seine Frau, scheinbar nur bewusstlos, wird ins Nachbarzimmer getragen.

Sarajevo, gegen 11 Uhr: Tod des Erzherzogs wird bekannt

In der ganzen Stadt beginnen die Kirchenglocken zu läuten. Telefone und Telegrafenverbindungen aus Sarajewo heraus werden auf Befehl des Statthalters unterbrochen. Zur selben Zeit wird im Konak der Tod von Herzogin Sophie festgestellt.

Sarajevo, 11.10 Uhr: Selbstmord des Attentäters misslingt

Gavrilo Princip, der beim Handgemenge verletzt worden ist, wird im Ambulatorium der Polizei von Sarajevo mit einem Kopfverband versorgt. Außerdem hat er schwere Verätzungen der Mundhöhle, mutmaßlich von einer Giftkapsel, die er zerbissen hat. Sie hat aber nicht gewirkt.

Bad Ischl, 11.10 Uhr: Telegramm des Kaisers

Ein Adjutant von Franz Joseph I. gibt am Telegrafenamt im Urlaubsort des greisen Kaisers ein Telegramm an Franz Ferdinand auf. Darin lobt der knapp 84-Jährige seinen designierten Nachfolger für seinen „gefälligen Bericht“.

Sarajevo, 11.15 Uhr: Polizei verhört Princip

Die „strafgerichtliche Untersuchung“ des Doppelmordes gegen den gefassten Attentäter Gavrilo Princip beginnt. Es habe ihm leid getan, die Herzogin zu töten, gibt er zu Protokoll.

Wien, gegen 11.30 Uhr: Telegramme kommen nicht durch

Am Wiener Hof kommt ein Telegramm an, das über einen fehlgeschlagenes Bombenattentat auf Franz Ferdinand auf der Fahrt zum Rathaus von Sarajewo berichtet. Eine Empfangsbestätigung geht sofort ab, erreicht aber das Telegrafenamt in Bosnien nicht.

Sarajevo, 11.55 Uhr: Diplomatische Kanäle blockiert

Rudolf Eiswaldt, deutscher Generalkonsul in Sarajewo, formuliert eine Eilmeldung an den Kaiser: „Seiner Majestät, Kiel. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Erzherzog Thronfolger und Höchstdessen Gemahlin sind soeben Opfer eines Revolverattentats geworden. Generalkonsul Eiswaldt.“ Doch das Telegramm wird zunächst nicht abgeschickt.

Wien, 12.30 Uhr: Fehlende Nachrichten irritieren den Hof

Immer noch gibt es keine Verbindung in die bosnische Hauptstadt. Angesichts der beunruhigenden Nachrichten über das misslungene Bombenattentat steigen die Sorgen am Hof.

Sarajevo, gegen 13 Uhr: Telegrafensperre aufgehoben

Statthalter Oskar Potiorek hebt die Sperre der Telegrafen- und Telefonverbindungen wieder auf. Der Grund ist einfach: Schon bald könnten erste Gerüchte in nahe gelegenen Städten Bosniens angekommen sein, deren Postämter nicht blockiert sind. Der Landeschef will unbedingt verhindern, dass die traurige Nachricht zuerst als Gerücht nach Wien durchsickert.

Sarajevo, 13.12 Uhr: Todesnachricht nach Wien abgesetzt

Obersthofmeister Karl von Rumerskirch gibt ein Telegramm an das Auswärtige Ministerium in Wien auf: „Tief erschüttert und ganz gebrochen melde ich, dass bei der Rundfahrt durch Sarajevo ein mörderisches Attentat auf die beiden Hoheiten verübt wurde, welchem sie erlagen, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben. Ärztliche Hilfe, die sofort zur Stelle war, war leider vergeblich.“ Auch Eiswaldts Telegramm nach Kiel wird jetzt abgeschickt.

Bad Ischl, 13.30 Uhr: Der Kaiser erhält die Nachricht

Franz Josef I. erfährt vom gewaltsamen Tod seines Neffen. Er reagiert scheinbar teilnahmslos.

Kiel, 14 Uhr: Höflichkeitsbesuch auf der „Blücher“

Auf dem Panzerkreuzer SMS „Blücher“ empfängt Alfred von Tirpitz, Chef des Reichsmarineamtes, den britischen und den US-Botschafter sowie britische Marineoffiziere zu einem Höflichkeitsbesuch mit anschließendem Frühstück.

Sarajevo, 14.15 Uhr: Todesnachricht erreicht Berlin

Der deutsche Generalkonsul in Bosnien schickt ein Telegramm mit der Todesnachricht nach Berlin.

Kiel, um 14.30 Uhr: Wilhelm II. wird informiert

Admiral Georg Alexander von Müller erhält die Nachricht vom Attentat. Er nimmt sofort eine Hafenbarkasse, um zum kaiserlichen Segelschiff SMY „Meteor V“ zu fahren.

Kieler Förde, gegen 15 Uhr: Wilhelm II. verlässt Regatta

Wilhelm II. hat sein Schiff beidrehen lassen. Admiral von Müller übergibt die Nachricht. Der Kaiser ist unschlüssig, ob er die Regatta abbrechen lassen soll. Schließlich entschließt er sich, das Segelrennen weiterlaufen zu lassen, aber selbst mit seiner Jacht zurück auf Reede zu fahren.

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Es folgen Wochen, die als „Juli-Krise“ in die Geschichte eingegangen sind. Verfolgen Sie die dramatischen Tage auf welt.de/themen/juli-krise/

Ausbruch des Ersten Weltkriegs

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs: Nach dem Attentat von Sarajewo 1914 beginnt die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Bis 1918 sterben Millionen Menschen auf allen Seiten.

Quelle: STUDIO_HH

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