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  3. ESG-Fonds: Warum sie nicht halten, was sie versprechen

Geld „Nachhaltige“ Fonds

Der große Irrtum des Weltverbesserer-Sparens

Finanz-Redakteur
Ein Solarenergiefeld mit Windrädern in den Niederlanden Ein Solarenergiefeld mit Windrädern in den Niederlanden
Ein Solarenergiefeld mit Windrädern in den Niederlanden
Quelle: Getty Images/Daniel Bosma
Um nachhaltige Geldanlagen herrscht derzeit ein regelrechter Hype. Doch immer mehr Studien zeigen: Der Umwelt und dem Klima bringt das nichts. Stattdessen wären andere Wege nützlicher. In den USA ziehen sich bereits große Namen wieder von der ESG-Anlageform zurück.
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Was überzeugt Sparer und Anleger, wenn sie in ein Finanzprodukt investieren wollen? Die bisher erzielte Rendite? Die Erfahrung des Managers? Die Kosten, die dabei anfallen?

Die Antwort ist leider wesentlich simpler und wirft kein gutes Licht auf die Konsumenten: Es ist der Name des Produkts. Sobald darauf etwas mit „Nachhaltigkeit“ steht, läuft es wie geschnitten Brot. Das jedenfalls zeigt eine aktuelle Analyse der Ratingagentur Morningstar.

Sie hat 975 Investmentfonds untersucht, die in den vergangenen Jahren umgestellt wurden: Aus normalen Fonds wurden sogenannte ESG-Fonds – das Kürzel steht für Environment, Social, Governance, also Umwelt, Soziales, Unternehmensführung.

Um das Etikett zu bekommen, müssen die Fonds jene Firmen ausschließen, die bei diesen Kriterien besonders schlecht abschneiden. Und das reicht: Laut Morningstar verzeichneten die untersuchten Fonds in den zwölf Monaten vor der Umbenennung im Schnitt Nettoabflüsse. In den neun Monaten danach Zuflüsse.

ESG funktioniert als Marketing-Instrument offenbar prächtig. Doch bewirkt es auch etwas? Hilft es der Umwelt, beim Arbeitsschutz, bei der Korruptionsbekämpfung? Inzwischen sind die Beweise erdrückend, dass Investments in solche ESG-Fonds keinerlei Wirkung haben.

Wer mit seiner Geldanlage wirklich etwas verändern will, muss andere Wege gehen. Doch diese sind kompliziert und schwierig. In den USA verabschieden sich einige große Namen daher schon wieder von der gehypten Anlageform.

„Leider ohne Auswirkungen auf die reale Welt“

Warum ESG-Fonds nicht halten, was sie versprechen, ist recht simpel. Investmentfonds, ETFs oder auch private Kleinanleger investieren in Unternehmen über die Börse. „Damit ein Geschäft zustande kommt, braucht es einen Verkäufer, der eine Aktienposition verkauft, und einen Käufer, der diese zum gestellten Börsenkurs kaufen möchte“, sagt Thierry Feltgen, Chef der Nachhaltigkeitsstrategie beim Fondsmanager BLI.

Das Entscheidende: Auf das Unternehmen hat diese Transaktion keinerlei Auswirkungen, es bekommt davon meist sogar überhaupt nichts mit. Vor allem aber wird ihm weder Kapital zugeführt noch entzogen.

Wer daher einzelne Aktien meidet oder aus einem Fonds ausschließt, weil sie bestimmten Nachhaltigkeitskriterien nicht genügen, erreicht damit allenfalls ein beruhigendes Gefühl, sagt Feltgen. „Leider ohne Auswirkungen auf die reale Welt.“

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Diese Kritik an dem gesamten ESG-Hype, der seit einigen Jahren die Finanzwelt erfasst hat, ist nicht neu. Allerdings war sie bisher nur auf wenige einsame Rufer beschränkt. Für die Masse der Finanzmarktteilnehmer überwog die Aussicht auf ein gutes Geschäft: Die Beschaffung von ESG-relevanten Daten, deren Analyse, Aufbereitung sowie Implementation ist für Hunderte Firmen in Europa ein sicherer Umsatzbringer.

Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit in der Investmentbranche beschäftigt inzwischen Zehntausende Analysten, Anwälte, Produktmanager. Sie verdienen gut daran, und die Anleger reißen ihnen die nachhaltigen Finanzprodukte aus der Hand. Auch wenn alles nur teure Show ist, ohne jeden Nutzen.

Doch neuerdings gibt es immer mehr Stimmen, die das alles infrage stellen, vor allem auch aus der Wissenschaft. Jacquelyn Pless von der MIT Sloan School of Management in Cambridge kam gerade erst in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass der Ausschluss „schmutziger“ Unternehmen aus Investmentstrategien, wenn überhaupt, allenfalls geringe Auswirkungen für diese Firmen habe.

Ein effektives Werkzeug für Veränderung

Zu einer Änderung ihrer Geschäftspolitik könnten sie dadurch nicht bewogen werden. Viele andere Studien, die Wissenschaftler zu diesem Thema durchgeführt haben, kamen zum gleichen Ergebnis, sei es an der Universität Zürich, am Ifo-Institut oder an der Frankfurter Goethe-Universität.

Gleichwohl gebe es aber ein effektives Werkzeug, um Veränderungen in den Unternehmen herbeizuführen, schreibt Pless in ihrer Analyse: Eine Investition in diese Firmen – also genau das Gegenteil dessen, was die ESG-Fonds machen. „Investoren können Innovationen und Geschäftsaktivitäten steuern, indem sie mit ihrer ‚Stimme‘ regieren“, sagt sie. „Dagegen verlieren sie ihren Platz am Tisch, wenn sie ihre Aktien verkaufen.“

„Anleger-Engagement, also der Dialog zwischen Anleger und Unternehmen, bietet die besten Erfolgsaussichten, um ein Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen“, sagt auch Thierry Feltgen. Allerdings werde ein Unternehmen kaum auf einen einzelnen Aktionär hören. „Noch nicht einmal dann, wenn er ein großer institutioneller Investor ist“, sagt er. Und das ist das Problem bei dieser Strategie.

Zwar können sich heutzutage Investoren über diverse Plattformen zusammentun, ihre Interessen gemeinsam vertreten und Stimmrechte bündeln. Doch all das ist zeitaufwendig und mühsam.

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Es erfordert zudem gründliche Vorbereitung und Einarbeitung in die Themen, oft auch Spezialwissen. Das ist in jedem Fall mühevoller als einfach vermeintlich „schmutzige“ Aktien auszusortieren, aber gleichzeitig die einzige Möglichkeit etwas zu verändern.

Letztlich ist aber auch die Frage, ob es wirklich so wünschenswert ist, dass Investoren in dieser Weise Einfluss auf die Geschäftsentscheidungen der Unternehmen nehmen. Man stelle sich vor, diese hätten in den vergangenen Jahren wirklich entscheidende Veränderungen herbeigeführt – dann gäbe es heute in Europa und den USA wahrscheinlich keine Rüstungsfirmen mehr, da diese ebenfalls von den meisten nachhaltigen Anlagevehikeln ausgeschlossen werden.

Vanguards Rückzug

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine dürften jedoch die meisten froh sein, dass es diese Firmen noch gibt. Und auch die Kohlekraftwerke, die aktuell in Deutschland das fehlende Gas ersetzen, gäbe es dann nicht mehr.

In den USA zog sich zuletzt mit Vanguard eine der weltweit größten Investmentgesellschaften aus der sogenannten Net Zero Asset Managers Initiative zurück, einem Bündnis der Finanzbranche mit dem Ziel zur Erreichung der Klimaziele beizutragen.

Es sei nicht die Aufgabe von Vanguard den Unternehmen ihre Strategie zu diktieren, verteidigte Tim Buckley, der Chef des Investment-Giganten die Entscheidung. „Es wäre anmaßend anzunehmen, dass wir die richtige Strategie für die Tausenden von Unternehmen kennen, in die Vanguard investiert.“

Vor allem aber sei es nicht die Aufgabe der Investoren, politische Ziele zu unterstützen oder zu befördern. „Politiker und Regulierungsbehörden spielen eine zentrale Rolle bei der Festlegung der Grundregeln für einen gerechten Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft“, sagte er.

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Für die Erreichung der Klimaziele seien die demokratisch gewählten Politik zuständig. Vanguard sei nur dazu da, Rendite zu erwirtschaften.

Diese Aussagen sind natürlich auch der Versuch, politischem Druck vonseiten radikaler Republikaner in den USA zu entkommen, die derzeit einen Feldzug gegen ESG führen und insbesondere staatlichen Investoren, wie Pensionskassen, verbieten wollen, derartige Kriterien zu berücksichtigen. Dahinter wiederum steckt auch die grundsätzliche Leugnung des menschengemachten Klimawandels.

Gleichwohl hat Buckley einen Punkt: Wenn ESG schon nichts dazu beiträgt, die angestrebten Ziele zu erreichen, warum sollte man sich dann die Mühe machen und die ganzen Kosten aufwenden, um die ESG-Kriterien in die Investmentprozesse zu integrieren?

Zumal 2022 für all jene, die ESG links liegen ließen, einen klaren Vorteil brachte: Sie erzielten im Schnitt deutlich höhere Renditen.

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