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Meinung Das Prinzip Eigentum

Deutschland täte gut daran, die Aktienkultur stärker zu fördern

Redakteur Wirtschaft & Innovation
WELT-Redakteur Christoph Kapalschinski WELT-Redakteur Christoph Kapalschinski
WELT-Redakteur Christoph Kapalschinski
Quelle: Pressebild.de/Bertold Fabricius
So demokratisch wie im Staat wird es in Unternehmen nie zugehen können. Dazu ist das Prinzip Eigentum zu zentral in einer Marktwirtschaft. Doch die Form der börsennotierten Aktiengesellschaft passt für große Unternehmen am besten zur Demokratie.
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Der Jubel-Monat Mai zu 75 Jahren Grundgesetz geht zu Ende. Ein Thema allerdings fand – anders als zur Entstehungszeit der Verfassung – kaum Berücksichtigung: Welche Form der Wirtschaft passt in eine demokratische Gesellschaft? Das Grundgesetz selbst lässt Raum für vielfältige Formen: Einerseits schützt es das Eigentum, andererseits schließt es selbst die Vergesellschaftung der Produktionsmittel nicht aus.

Klar ist: Die Wirtschaft schafft die finanziellen Grundlagen für den Staat. Und mehr als das. Eine Bürgergesellschaft ist angewiesen auf Menschen, die ihre wirtschaftliche Existenz unabhängig vom Staat gestalten können. Örtliche Einzelhändler, Freiberufler und Handwerksmeister stellen nicht von ungefähr das politische Rückgrat vieler kommunaler Räte. Wirtschaftlicher Erfolg ist für Unternehmer die Voraussetzung für ein Engagement in der Demokratie – und das macht sie zum Korrektiv zur Fraktion der Staatsdiener.

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Anders ist die Lage, wenn Konzerne durch ihre Größe die Gesellschaft ohnehin mitprägen. Als demokratisches Element führte die Bundesrepublik bis 1976 schrittweise das Mitbestimmungsgesetz ein, das Arbeitnehmervertreter in die Aufsichtsräte größerer Unternehmen bringt. Oft ist die Realität dieser betrieblichen Mitbestimmung trist und bürokratisch. Doch nicht immer.

In lebendiger Anwendung ist das Instrument in diesen Tagen etwa bei Thyssenkrupp. Den Teilverkauf der traditionsreichen Stahlsparte kann die Gewerkschaft zwar nicht verhindern. Dennoch hat sie einiges erreicht: Das Management und die Großaktionäre mussten sich auf ernsthafte Diskussionen über Sinn und Unsinn ihrer Strategie einlassen und nachsteuern.

Manager werden zu mehr Verantwortung gezwungen

Das liegt allerdings nicht nur an der Mitbestimmung. Die Börsennotierung ist noch wirkmächtiger: Ein Konzern wie Thyssenkrupp muss dem Kapitalmarkt und damit der Öffentlichkeit viele Daten offenlegen. Das Management muss zudem kleine und große Aktionäre gleich behandeln – selbst dann, wenn Mitarbeiter oder Kritiker Aktien kaufen. Das verändert die Art der Unternehmensführung.

Meistens macht es sie besser. Die Notwendigkeit, Rechenschaft abzulegen, zwingt Manager zu berechenbaren und verantwortungsvollen Strategien. Auch Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez muss seine Vorstellungen immer wieder öffentlich verteidigen.

Das Gleiche gilt für die Chefs kleinerer, weitaus weniger politischer Unternehmen. Aktuell steht etwa der Gründer der angeschlagenen börsennotierten Optiker-Kette Mister Spex, Dirk Graber, unter Druck, weil aktivistische Aktionäre von ihm einen Strategieschwenk fordern – auch unter Verweis auf die Arbeitsplätze. Natürlich ist der öffentliche Streit für den Manager und die Mehrheitseigentümer unangenehm. Aber meist kommt ein besseres Ergebnis heraus, wenn diskutiert wird.

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So demokratisch wie im Staat wird es in Unternehmen nie zugehen können. Dazu ist das Prinzip Eigentum zu zentral in einer Marktwirtschaft. Doch die Form der börsennotierten Aktiengesellschaft passt für große Unternehmen am besten zur Demokratie: Sie erzwingt Transparenz und führt zur Diskussion. Nicht umsonst sind die erfolgreichsten Konzerne der demokratischen Welt an der Börse – von Nestlé über SAP bis Apple. Deutschland täte auch aus diesem Grund gut daran, die Aktienkultur stärker zu fördern.

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