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Dreizehn Ökostrom-Anbieter sind „besonders nachhaltig“
![Ökostrom-Anbieter](https://cdn.statically.io/img/www.wiwo.de/vergleich/wp-content/uploads/2021/06/oekostrom-anbieter.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Anbieter verpassen ganz legal ihrem konventionellen Strom einen grünen Anstrich.
- Der grünste Strom kommt oft von kleinen Anbietern aus der Provinz.
- Siegel garantieren 100 Prozent echten Ökostrom.
- Dreizehn Ökostromanbieter bieten „besonders nachhaltige“ Energie.
- Im Durchschnitt ist nachhaltige Energie günstiger als viele andere Stromtarife
Es war ein Meilenstein für die erneuerbaren Energien in Deutschland: In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 wurde erstmals mehr Ökostrom als Strom aus konventionellen Energien in das Netz eingespeist. Das hatte das Statistische Bundesamt berechnet. Gleichzeitig steigen immer mehr Verbraucher auf nachhaltige Alternativen um.
Der Anbieter Lichtblick freute sich 2020 über das bisher erfolgreichste Geschäftsjahr. Erstmals kletterte sein Umsatz auf über eine Milliarde Euro und die Zahl der Kundenverträge auf eine Million. Viele wollen bei diesem Trend mitverdienen und verkaufen grüne Energie. Auf den zweiten Blick ist sie aber oft mehr Schein als Sein.
Zertifikate verwandeln Atomstrom in Ökostrom
Wer in Europa Ökostrom produziert, bekommt das mit einem Herkunftsnachweis bescheinigt. Das klingt nach Kontrolle und Sicherheit für die Verbraucher, öffnet aber Etikettenschwindel Tür und Tor. Diese Herkunftsnachweise dürfen nämlich als Zertifikate gehandelt werden.
Ein Beispiel: In Norwegen werden große Mengen Energie aus Wasserkraft produziert und entsprechende Nachweise ausgestellt. Deutsche Erzeuger kaufen diese Zertifikate und dürfen damit – völlig legal – ihren Kohle- oder Atomstrom zu grüner Energie umetikettieren. Am Strommix, der hierzulande aus den Steckdosen kommt, ändert sich dadurch aber gar nichts. Das Geschäft boomt: Seit 2015 hat sich das Volumen solcher Zertifikategeschäfte in Europa verdoppelt.
Siegel garantieren Verzicht auf Zertifikatehandel
Es gibt aber auch einige Anbieter, die sich nicht am sogenannten „Greenwashing“ beteiligen. Verbraucher können sie an Siegeln wie Grüner Strom oder Ok Power erkennen. Stromproduzenten mit diesen Labels schließen nicht nur Zertifikatehandel aus. Sie müssen ihr Angebot an erneuerbaren Energien auch ausbauen und im Vergleich zur Konkurrenz mehr Geld in neue Windkraft- und Solarparks stecken. Das Handelsblatt Research Institute (HRI) hat für die WirtschaftsWoche dreizehn solcher Ökostromanbieter herausgefiltert. Ihr gesamter Energiemix ist zu 100 Prozent erneuerbar.
Dreizehn Ökostromanbieter liefern ausschließlich erneuerbare Energie
Die großen Energieriesen sind in dieser Liste genauso wenig zu finden wie Deutschlands umsatzstärkster Ökostromhändler Eprimo (Innogy). Den nachhaltigsten Strom liefern verhältnismäßig kleine Unternehmen wie die Technischen Werke Schussental, die Stadtwerke Konstanz oder die Elektrizitätswerke Schönau (EWS). Die EWS zum Beispiel sind aus einer Bürgerinitiative hervorgegangen, die sich nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 gegründet hatte.
Per Bürgerentscheid war es den „Stromrebellen“ aus dem Schwarzwald später sogar gelungen, das Stromnetz der Stadt zu übernehmen. Heute bieten sie deutschlandweit Ökostrom an, der zu 100 Prozent klimaschonenden erneuerbaren Energien kommt.
Die nachhaltigsten Ökostromanbieter
Ökostromanbieter, deren gesamter Energiemix zu 100 Prozent erneuerbar ist¹
Marke | Unternehmen |
---|---|
Besonders nachhaltig² | |
BayWa Ökoenergie | BayWa |
Bürgerstrom | Bürgerwerke |
energy4u | Stadtbetr. Siegburg/Rhenag |
Enspire Energie | Stadtwerke Konstanz |
EWS-Ökostrom | Elektrizitätswerke Schönau |
Greenpeace Energy | Greenpeace Energy |
Grünwelt Energie | Stromio |
LichtBlick | LichtBlick |
MANN Cent | MANN Naturenergie |
Naturstrom | Naturstrom |
Prokon | Prokon Regener. Energien |
susiEnergie | Techn. Werke Schussental |
Wirklich Ökostrom | Polarstern |
Grüne Energie ist günstiger als Strom vom Grundversorger
Teuer ist die grüne Energie übrigens nicht. Das hat die Bundesnetzagentur ausgerechnet. Demnach kostet eine Kilowattstunde Ökostrom durchschnittlich 31,66 Cent. Der Grundversorgungstarif ist über zwei Cent teuer. Auch andere Angebote der Grundversorger sind nicht günstiger. Sie kosten ungefähr genauso viel wie die nachhaltige Alternative.
Nur Stromkunden, die sich auch bei anderen Anbietern als dem Grundversorger nach günstigen Tarifen umschauen, können im Vergleich Geld sparen. Die Tarife dort kosten im Durchschnitt 31,22 Cent je Kilowattstunde und damit geringfügig (0,44 Cent) weniger.
Ökostrom Anbieter Vergleichsrechner
Ökostrom darf meist nicht als Ökostrom vermarktet werden
Windräder und Photovoltaikanlagen sind Symbole für den Wandel der Stromerzeugung.
Allerdings darf der Strom, der von deutschen Anlagen erzeugt wird, meist gar nicht als Ökostrom an deutsche Verbraucher verkauft werden. Dafür sorgt ausgerechnet das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Grund: Über die EEG-Umlage wurde der grüne Strom bereits bezahlt – von allen Stromkunden. Er darf deshalb nicht erneut als Ökostrom vermarktet werden. Die nachhaltige Energie im deutschen Stromnetz kommt deshalb meist aus dem Ausland, zum Beispiel aus Norwegen oder Österreich. Nur einige wenige Anbieter beziehen ihren Strom auch aus deutschen Anlagen. Naturstrom ist einer von ihnen.
Ökostrom: Häufige Fragen
Dreizehn Stromanbieter werden vom Handelsblatt Research Institute (HRI) als „besonders nachhaltig bewertet“. Sie bauen erneuerbare Energien aktiv aus und kaufen keine Zertifikate. Deshalb tragen sie auch die Siegel von Grüner Strom oder Ok Power.
2020 kostete Ökostrom bei einem jährlichen Verbrauch von 2500 bis 5000 Kilowattstunden durchschnittlich 31,66 ct/kWh. Das hat die Bundesnetzagentur ausgerechnet.
Tarife des Grundversorgers sind laut Bundesnetzagentur im Durchschnitt teurer als erneuerbare Energie und kosten bis zu 33,8 ct/kWh, also 2 Cent mehr. Sparfüchse, die sich jenseits des Grundversorgers auf die Suche nach dem günstigsten Tarif machen, kommen im Durchschnitt etwas günstiger weg als mit Ökostrom. Sie zahlten 2020 0,44 ct/kWh weniger.
Der Strom in der Steckdose kommt meist vom nächstgelegenen Kraftwerk. Daran kann auch ein Ökostrom-Vertrag nichts ändern. Dennoch werden die Produzenten von nachhaltiger Energie bei steigender Nachfrage ihre Kapazitäten ausbauen. Kern- und Kohlekraftwerkbetreiber müssen dagegen ihre Strategien dagegen überdenken, wenn die Umsätze zurückgehen.