Das Plaza in New York: Treffpunkt der Reichen und Schönen.

WiWo History Tatort Promis und Politik – was das Plaza Hotel zu einem ganz besonderen Ort macht

Das Plaza Hotel in Manhattan ist seit seiner Eröffnung Treffpunkt der Reichen und Schönen. 1985 schrieben dort Regierungsvertreter der Industriestaaten globale Wirtschaftsgeschichte.

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In New York gibt es eine urbane Weisheit, die besagt: „Nothing unimportant ever happens at the Plaza“ („Im Plaza passiert nie etwas Unwichtiges“). Gemeint ist das Hotel in Manhattan, ein wahr gewordener Traum des Unternehmers – und gebürtigen Deutschen – Bernhard Beinecke sowie des Hoteliers Fred Sterry und des Bautycoons Harry S. Black.



1905 kauften die drei ein an diesem Standort bereits vorhandenes Hotel und bauten es in den kommenden Monaten zu einem 19-stöckigen Gebäude um. Das Projekt verschlang zwölf Millionen Dollar, eine für die damalige Zeit unerhörte Summe. Für das Interieur kam nur das Feinste infrage, etwa vergoldetes Porzellan und 1650 Kristallleuchter. Am 1. Oktober 1907 öffnete das Plaza und hieß fortan seine gut betuchten Gäste in 805 Zimmern in bester Lage willkommen. Das Hotel wurde schnell zum Hotspot und zog in den folgenden Jahrzehnten immer wieder illustre Gäste an, von Aristoteles Onassis über Richard Nixon bis John Lennon.



Für die Regierungschefs der damals weltweit führenden Industriestaaten (USA, Japan, Deutschland, Frankreich und Großbritannien) war das Hotel im September 1985 der ideale Treffpunkt. Ihr Ziel war eine kontrollierte Abschwächung des Dollar. Denn in den fünf Jahren zuvor war dessen Wechselkurs gegenüber den wichtigsten Währungen um über 40 Prozent angestiegen, was in den USA zu einem bedrohlichen Anstieg des Handelsdefizits geführt hatte. Weil Importe in die USA immer günstiger wurden und deren Industrieprodukte auf den Weltmärkten immer teurer, wurden dort Forderungen nach Handelsbeschr��nkungen und Zöllen immer lauter.

Nach der Besiegelung des sogenannten Plaza-Abkommens verlor der Dollar bis 1987 rund ein Viertel an Wert. Die Notenbanken der fünf Staaten erreichten das mithilfe von Dollarverkäufen. Der US-Kongress verzichtete in der Folge auf den Aufbau von Handelsbarrieren, die allen Staaten geschadet hätten. Der Pakt – im Englischen heißt er Plaza Accord – wird heute oft als Positivbeispiel für eine wirkungsvolle Währungskooperation herangezogen.



Das Abkommen war ein weiterer Stern auf dem Walk of Fame des Plaza. Wer heute in der Luxusherberge übernachten und ihre geschichtsträchtige Luft schnuppern will, muss rechtzeitig buchen: Nachdem ein israelischer Immobilienfonds das Hotel 2004 für 675 Millionen US-Dollar erworben hatte, konnten nur anhaltende Proteste der Bevölkerung verhindern, dass es vollständig zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. Zur Wiedereröffnung 2008 waren trotzdem nur noch 282 Zimmer übrig. Aus dem Rest wurden pompöse Eigentumswohnungen mit der prestigeträchtigen Adresse „1 Central Park South“ – ein Vorbote der Entwicklung im Immobilienmarkt New Yorks, die wenig später erst richtig Fahrt aufnahm und oft als „Hyper-Gentrification“ bezeichnet wird: Die Neuschaffung von Wohnraum fast ausschließlich für superreiche In- und Ausländer.




Dieser Artikel erscheint in unserer Reihe WiWo History

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