Jobportal Nach Börsen-Aus: So soll Xing neues Leben eingehaucht werden

Burda hat angekündigt, den Xing-Betreiber New Work komplett übernehmen und von der Börse nehmen zu wollen. Quelle: dpa

Burda greift bei seiner Tochter New Work durch: Der Xing-Betreiber soll von der Börse genommen werden. Die Probleme des Jobportals werden derweil immer größer.

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Völlig überraschend kam die Ankündigung nicht: Per Ad-hoc-Mitteilung informierten der Medienkonzern Burda und seine Social-Media-Tochter New Work einen Tag vor dessen Hauptversammlung über den Abschluss einer Delisting-Vereinbarung zwischen beiden Unternehmen. Demnach offeriert der Konzern aus München 66,25 Euro für alle noch ausstehenden Aktien des in Hamburg ansässigen Betreibers des Geschäftsnetzwerkes Xing; nach Abschluss der Transaktion will Burda seine Tochter komplett von der Börse nehmen.

Ein entsprechender Deal stand seit längerer Zeit im Raum. Hatte doch Burda bereits den Preisverfall der Aktie in den vergangenen Monaten genutzt, um seine Beteiligung an dem Portal auszubauen, von 50 auf zuletzt 74 Prozent.

Vor diesem Hintergrund hätten sich beiden Seiten gefragt, ob eine weitere Börsennotierung überhaupt noch sinnvoll sei, verlautet aus der New-Work-Zentrale in Hamburg. Zumal sich das Unternehmen wegen des schwierigen konjunkturellen Fahrwassers erst Anfang des Jahres einen tiefgreifenden Umbau verschrieben hat, der unter anderem den Abbau von rund 400 Stellen sowie eine neue Organisationsstruktur vorsieht. „Wir fokussieren uns ganz auf die Marken Xing und Kununu“, fasste New-Work-Vorstandsmitglied Frank Hassler die Pläne im Februar in einem Interview zusammen. Das Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu ist neben dem Geschäftsnetzwerk Xing der wichtigste Umsatzlieferant der Hamburger.

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Zu viel Transparenz während der Transformation

In dieser Phase alle drei Monate die Bücher öffnen zu müssen, in der Rivalen wie etwa der zu Microsoft gehörende Rivale LinkedIn dies nicht tun müssen, sei eher kontraproduktiv, heißt es in Hamburg. Gleichwohl solle die im Januar verkündete Transformation unvermindert weiterlaufen, dies sei im Delisting-Vertrag ebenso fixiert worden wie die neue Unternehmensstruktur sowie der amtierende Vorstand. „Insofern ist der Deal mit Burda auch ein Vertrauensbeweis für unsere Firma“, sagt ein New-Work-Sprecher zur WirtschaftsWoche.

Bleibt die Frage, wie es jetzt mit Xing und Kununu weitergeht. Manche Insider können sich vorstellen, dass Burda nach einem erfolgreichen Delisting noch stärker als bisher bei seiner Tochter durchgreift. Hier hält die Hamburger Seite entgegen, New Work bleibe auch künftig eine Aktiengesellschaft, bei der der Vorstand nach deutschem Aktienrecht nicht weisungsgebunden sei.

Klar ist aber: Der einstmalige Börsenstar New Work schwächelt seit geraumer Zeit, wie nicht nur der Kurseinbruch – allein 60 Prozent innerhalb von zwölf Monaten – zeigt.

So sank der Gewinn des Xing-Betreibers im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent; in diesem Jahr könnten es weitere rund 40 Prozent abwärts gehen – unter anderem deshalb sollen jetzt fast ein Fünftel der rund 1900 Beschäftigten von New Work gehen.

Xing soll weg vom „Facebook fürs Geschäft“

Um den Verfall zu stoppen, soll die Kernmarke Xing weg von einem „Facebook fürs Geschäft" stark in Richtung Jobportal umgebaut werden. Schließlich gebe es in Deutschland einen riesigen Stellenmarkt von 500.000 bis 700.000 Jobs, die überhaupt nicht ausgeschrieben seien. Diesen soll Xing in Zukunft adressieren – und dabei helfen, dass Personaler künftig die passenden Bewerber für solche Stellen finden.

Um auf diesem Gebiet stärker voranzukommen, hatte New Work erst gestern angekündigt, die Xing-Plattform künftig auch für nicht-registrierte Nutzer zu öffnen. Dadurch sollen sich Jobinteressenten direkt über potenzielle Arbeitgeber informieren und einfacher mit Recruitern in Kontakt treten können.

„Der Jobmarkt wächst stark, in Deutschland wie im Rest von Europa“, sagt Axel Oppermann, Analyst beim Marktbeobachter Avispador aus Kassel. „Allerdings ist hier Xing zuletzt nur auf der Stelle getreten, während Rivalen wie LinkedIn vorbeigezogen und deutlich stärker gewachsen sind.“

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Hier gegenzusteuern, dürfte die größte Herausforderung des New-Work-Managements um Vorstandschefin Petra von Stombeck sein. Der bisherige sechsköpfige Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Martin Weiss – der Anfang des Jahres als Burda-Chef wegen Streit um die künftige Ausrichtung des Konzerns geschasst wurde – hat den Umbau von New Work jedenfalls abgesegnet. Weiss tritt mit der Hauptversammlung am Dienstag ab, neben Burda-Vorständin Katharina Herrmann wird künftig auch Tom Bureau, Chef von Burda International, im Kontrollgremium der Hamburger Tochter sitzen.

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