Autozulieferer DSW will von Leoni-Managern Schadenersatz für Aktionäre

Die Manager hätten ihre Pflichten verletzt, indem sie bis auf einen Großaktionär alle Aktionäre enteigneten. Die DSW geht von einer hohen Beteiligung ehemaliger Aktionäre an einer Klage aus.

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Quelle: dpa

Nach der Sanierung des Autozulieferers Leoni will die Aktionärsvereinigung DSW im Namen der Anteilseigner Schadenersatz vom damaligen Vorstand und Aufsichtsrat erzwingen. Eine Schadenersatzklage werde derzeit vorbereitet, sagte Klaus Nieding, der Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Er gehe davon aus, dass eine dreistellige Zahl früherer Leoni-Aktionäre sich an der Klage beteiligen werde.

Die Manager um den heutigen AMS-Osram-Chef Aldo Kamper hätten ihre Pflichten verletzt, indem sie Großaktionär Stefan Pierer nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) zum Alleineigentümer gemacht und die übrigen 25.000 bis 30.000 Aktionäre enteignet hätten.

Den anderen Anteilseignern sei die Chance genommen worden, sich an der 150 Millionen Euro schweren Kapitalerhöhung zu beteiligen, argumentiert Nieding. Der Österreicher Pierer hatte die neuen Aktien komplett gezeichnet, die Gläubiger erließen dem Unternehmen zugleich vorerst die Hälfte seiner 1,5 Milliarden Euro Schulden.

Verfassungsbeschwerde scheiterte

Viele Anleger wären gerne Leoni-Anteilseigner geblieben, zumal das Unternehmen nach einem Gutachten schon 2024 oder 2025 aus der Krise hätte kommen können, sagte der DSW-Vize. Nieding nennt einen Schaden von 15,21 Euro je Aktie, insgesamt 240 Millionen Euro.

Mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Entscheidung des Gerichts, den Sanierungsplan durchzuwinken, waren Aktionäre im Herbst gescheitert. Bestätigt sieht sich die DSW nun durch ein Gutachten des Dresdner Wirtschaftswissenschaftlers und Bewertungs-Experten Werner Gleißner. Er wirft dem Management ein mangelhaftes Risikomanagement vor: „Es ist zweifelhaft, ob man rechtzeitig etwas unternommen hat“, sagte er zu Reuters.

Zudem hätten die Aktionäre früher in die Sanierungsbemühungen einbezogen werden müssen. Leoni hatte mit dem Verkauf der Kabel-Sparte 400 Millionen Euro frisches Geld in die Kasse bekommen wollen, doch der Käufer aus Thailand machte überraschend einen Rückzieher.

DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler betonte, es gehe auch darum zu verhindern, dass der Fall Leoni als Blaupause für die Anwendung des StaRUG bei anderen börsennotierten Unternehmen verwendet werde. Auch der Modekonzern Gerry Weber hatte damit die Kleinaktionäre herausgedrängt. „Wir müssen klären lassen, dass das nicht die Idee des Gesetzgebers war“, sagte Tüngler. Das Gesetz müsse schnellstmöglich nachgeschärft werden.

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