Sonderabgabe auf Flugtickets Die Kunden sollen für Spohrs Versäumnisse zahlen

Lufthansa-Maschinen am Frankfurter Flughafen.  Quelle: REUTERS

Bei den Linien der Lufthansa-Gruppe sollen Passagiere für jeden Flug einen Umweltkostenzuschlag zahlen. Damit macht es sich die Konzernspitze leicht. Ein Kommentar.

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Vermutlich ist es kein Zufall, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohrs neueste Idee nach einer behördlichen Maßnahme klingt: Einen Umweltkostenzuschlag erhebt er ab 2025 von Passagieren seiner Airline-Gruppe, zu der auch Eurowings, Swiss, Austrian Airlines, Discover, Edelweiß und Brussels Airlines gehören. Auf Economy-Class-Tickets in der Kurz- und Mittelstrecke sind es 1 bis 5 Euro. Business-Class-Tickets verteuern sich um 1,50 Euro bis 7 Euro. Auf der Langstrecke sind es gar bis zu 72 Euro mehr. Damit will der Konzern die steigenden Umweltabgaben und Kosten für den staatlich vorgeschriebenen Klimaschutz an die Kundschaft weiterreichen.

Da kann man dem Top-Manager nur viel Erfolg wünschen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass er sich damit auf vielen Langstreckenverbindungen eher schadet, ist groß. Die Lufthansa-Gruppe, die bei innerdeutschen Verbindungen ein Quasimonopol hat, muss auf hart umkämpften Transatlantik- und Asienrouten gegen jede Menge Konkurrenz antreten. Gegen Konkurrenz wie Emirates, Qatar und Singapore Airlines, die schon jetzt in vielen Rankings besseren abschneidet. Da die Preise anheben? Eher keine gute Idee.

Vermutlich ist Spohrs Vorhaben auch eher als PR-Stunt zu deuten. Ein Signal an die Politik, dass sich die Lufthansa die steigenden Umweltauflagen nicht leisten könne, sie an die Passagiere weiter reichen muss. Nun ja. Da Mitgefühl zu entwickeln, fällt schwer. Denn diese Abgaben entfalten ja nun gerade das, was ihre Aufgabe ist. Eine Lenkungswirkung. Sie sollen die Lufthansa zwingen, ihren Beitrag zur Schädigung des Klimas zu reduzieren. Davon darf man sie nicht freisprechen. Und man kann nur hoffen, dass sie die Kosten nicht vollumfänglich weitergeben kann.

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Tatsächlich müsste die Lufthansa endlich sehr viel mehr Mühe sowie Geld in Entwicklung und Einsatz von nachhaltigem Flugbenzin stecken. Stattdessen wird oft gejammert, dass es zu wenig SAF gebe – jenen klimafreundlichen Sprit, den die Jets künftig tanken sollen. Spricht man mit jenen, die etwa an synthetischen Treibstoffen arbeiten, hört man, dass die Unterstützung hier vor allem aus der Autoindustrie kommt, die Airlines vergleichsweise wenig tun.

Auch die Aktionäre sollten das kritisch sehen. Denn wenn die Linie den Einsatz solcher künftig wichtigen Treibstoffe weiter hinauszögert, können die dazu notwendigen Anlagen nicht skaliert werden. Das wird dafür sorgen, dass der Sprit künftig noch teurer sein wird, die Bilanzen der Airline noch stärker belastet werden. 

In der EU müssen Fluglinien als Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel ab dem kommenden Jahr zwei Prozent ihres Kerosinbedarfs nachhaltig decken. Dieser Sprit (SAF) ist zurzeit etwa fünfmal so teuer wie fossiles Kerosin.

Druck auf die Flugsicherungen erhöhen

Der Konzern kann aber noch sehr viel mehr tun. Er könnte den Druck auf die nationalen und europäischen Flugsicherungen hochfahren, damit diese endlich ein Flughöhenmanagement einführen, das die Bildung langlebiger Kondensstreifen vermeidet. Diese tragen signifikant zur Klimaerwärmung bei, weil sich mitunter daraus Schleierwolken bilden, die die Hitze am Boden halten. Wissenschaftler haben inzwischen nachgewiesen, dass das funktioniert. Doch an der Umsetzung hakt es. Piloten etwa sind nach wie vor angehalten, auf den Spritverbrauch zu achten, nicht auf Kondensstreifen.

Solche Schritte würden die Fliegerei nicht von heute auf morgen klimaneutral machen. Aber sie würden den Weg ebnen. Dass Linien wie die Lufthansa hier nicht mehr Engagement zeigen, ist traurig. Haben sie doch ein großes Privileg. Die Politik redet der Branche anders als der Autoindustrie nicht in Technologieentscheidungen hinein, fordert nicht explizit Elektro- oder Wasserstoffflugzeuge. Wie die Lufthansa ihre Klimaziele erreicht, ist also erst einmal weitgehend egal.

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Weil Carsten Spohr diese Schritte – zumindest muss man das von außen so wahr nehmen – nur halbherzig vorantreibt, kann er auch kein größeres Verständnis erwarten. Er sollte sich mit seinen Strategen zügig zusammensetzten, die Lufthansa-Gruppe auf einen klaren Pfad zur Klimaneutralität bringen. Je früher, desto besser – nicht nur für Kunden, auch für längerfristig denkende Aktionäre und das Klima.

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