Deutsche Bahn Bahn könnte Digitalisierung abblasen

Quelle: Andreas Arnold/dpa

Die Bahn könnte zentrale Digitalisierungsprojekte zugunsten des „Erhalts der Geschäftstätigkeit“ beenden. Das legen interne Dokumente nahe.

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Die Deutsche Bahn sieht ihre finanziellen Möglichkeiten in der Zukunft offenbar noch eingeschränkter als bislang vermutet. So plant das Unternehmen zentrale Digitalisierungsprojekte zugunsten des „Erhalts der Geschäftstätigkeit“ zu beenden. Das legen interne Dokumente der zuständigen Infrastrukturtochter DB Infrago nahe, die der WirtschaftsWoche vorliegen und die einem hochrangigen Konzerninsider zufolge auch im Bahnvorstand erörtert wurden. Demnach will das Staatsunternehmen seine Digitalstrategie neu aufrollen. Projekte für die Digitale Schiene Deutschland (DSD) seien „derzeit unterfinanziert und somit nicht umsetzbar“, schreiben die Autoren. Die Deutsche Bahn wollte sich zum Inhalt des Schreibens nicht äußern. Dazu sagte ein Sprecher: „Für die Digitalisierung des Schienennetzes gilt: Die Planungen werden unvermindert fortgesetzt.“

Allein von 2025 bis 2030 fehlten dem Schreiben zufolge von den für die Digitalisierung nötigen 29,2 Milliarden Euro fast 17 Milliarden. Die Alternative deshalb: ein „Neuaufsatz“ der Strategie. „Eine vollständige Neuordnung der Mittel innerhalb des Budgetrahmens der Digitalen Schiene Deutschland“ zugunsten des „Erhalts der Geschäftstätigkeit“.

Derzeit gehört Deutschland bei der Digitalisierung seiner Strecken zu den Schlusslichtern in Europa. Die Bundesregierung plant deshalb im Rahmen eines „DSD-Starterpaketes“ bis 2030 etwa 4,3 Milliarden Euro in drei Modellprojekte zu investieren: den Korridor Skandinavien–Mittelmeer, die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main und den Digitalen Knoten Stuttgart. Die Erkenntnisse sollen dann in einen Rollout auf das gesamte deutsche Streckennetz einfließen. Ein Plan, der laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums bis 2040 rund 28 Milliarden Euro kosten würde.

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Dieses Geld will das Unternehmen nach Informationen der WirtschaftsWoche möglichst für andere Projekte wie die Instandsetzung hoch belasteter Strecken umwidmen, die sich als deutlich aufwändiger erweisen als bislang gedacht. „Der Bahn laufen die Kosten und der Personalbedarf bei der Generalsanierung davon“, sagt etwa der Bundestagsabgeordnete und CDU-Bahnsprecher Michael Donth.

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Wie gut informierte Insider berichten, könnte das Unternehmen den Hochlauf von digitalen Stellwerken auf Basis der sogenannten ETCS-Technologie ganz beenden und stattdessen elektrische Stellwerke bauen. Diese sind günstiger, jedoch auch deutlich leistungsschwächer. Die Digitalisierung auf Basis von ETCS ist seit Jahren einer der zentralen Modernisierungsprojekte der Deutschen Bahn. Experten und auch die Digitalsparte der Deutschen Bahn rechnen damit, dass damit Kapazitätserweiterungen auf der Schiene um bis zu 35 Prozent erreichen ließen. Den Plänen einer ETCS-Absage widerspricht die Bahn und teilt mit, „in kommenden Jahren“ seine Strecken Stück für Stück“ auf ETCS umzurüsten.

Lesen Sie auch: Die DB-Probleme mit der Digitalisierung

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