Apple-Nachrichten über Satellit Das ist das Unternehmen hinter Apples Weltraum-Offensive

Quelle: imago images

Bisher konnten Nutzer von iPhones ab Version 14 Hilferufe via Satellit verschicken. Nun will Apple auch den Nachrichtenversand übers All anbieten. Dahinter steckt Gobalstar, ein Unternehmen mit wechselhafter Geschichte.

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Bei Apples Entwicklerkonferenz WWDC Anfang Juni sorgte vor allem die Ankündigung neuer KI-Dienste für die iPhones für Aufsehen. Daneben verkam eine weitere, wichtige Ankündigung fast zur Randnotiz: Dass Apple nämlich mit der neuen Betriebssystem-Version iOS 18 die Option deutlich ausbauen will, mit den Smartphones auch via Satellit zu kommunizieren. 

War es bisher nur möglich, mit iPhones ab Version 14 Notrufe per Satellit zu verschicken, wo keine klassischen Mobilfunknetze verfügbar waren, sollen iPhone-Nutzer künftig auch normale Kurznachrichten via Satellit über Apples iMessage-App versenden und empfangen können. Damit sind die Kalifornier der erste große Smartphone-Hersteller, der diese Funktion in den Massenmarkt bringt. Bislang gab es einen vergleichbaren Service nur vom britischen Nischenhersteller Bullitt bei dessen Outdoor-Smartphone S75. Das Unternehmen meldete allerdings Ende Januar Insolvenz an

Apple indes lässt sich von derlei Fehlschlägen nicht schrecken und investiert weiter in den seit 2022 gemeinsam mit dem Satellitenbetreiber Globalstar zunächst als Notruf-Service angebotenen Satelliten-Dienst. Demnächst sollen iPhones auch Nachrichten über Globalstar-Satelliten verschicken können, sofern die Telefone keine Verbindung zu einem bodengebundenen Mobilfunknetz herstellen können. Dabei, so verspricht Apple, würden die Nachrichten genauso Ende-zu-Ende verschlüsselt wie bei der Übertragung über Netze am Boden.

Analysten hatten einen Befreiungsschlag von Apple in Sachen künstlicher Intelligenz auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC 2024 erwartet. Den gab es nicht – warum Apple trotzdem profitieren könnte.
von Matthias Hohensee

Möglich wird der Chat übers Weltall dank der Kooperation mit Globalstar, heute mit Sitz in Covington im US-Bundesstaat Louisiana. Das Unternehmen bietet seit 1991 Satellitendienste an und betreibt dafür bisher ein Netz aus knapp 50 sogenannten LEO-Satelliten. Das Kürzel steht für „Low Earth Orbit“, zu Deutsch „niedrige Erdumlaufbahn“. Sie umkreisen die Erde in rund etwa 1400 Kilometern Höhe. Damit sind die Signallaufzeiten zwischen Handy und Satellit sehr viel geringer, als die bei Verbindungen zu sogenannten geostationären Satelliten, die in 36.000 Kilometern positioniert sind. Zudem ermöglichen LEOs bei gleicher Signalstärke schnellere Datenübertragungen. 

Während geostationäre Satelliten, von der Erde aus betrachtet, sozusagen über dem Äquator geparkt sind, überfliegen LEOs wie die von Globalstar, aber auch von Elon Musks Starlink-Dienst, die Erdoberfläche mit einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Kilometern pro Stunde. Die Folge: Wer mit seinem iPhone einen Notruf absetzen oder eine Kurznachricht verschicken will, muss zunächst einen der Globalstar-Satelliten am Himmel anpeilen. Eine entsprechende App zur Satellitensuche hat Apple bereits 2022 in alle iPhone 14 und neueren Geräte integriert.

Eine Idee aus den frühen Neunzigerjahren

Apples neue Sat-Übertragungen sind nur der jüngste Service, den Globalstar anbietet. Und längst nicht alle waren erfolgreich: 1991 vom Militärzulieferer Loral Corporation und dem Chipproduzenten Qualcomm gegründet, vermittelte 1998 nach dem Aufbau des ersten Satellitennetzes erste Telefonverbindungen. Später stießen unter anderem Alcatel, AirTouch, die Daimler-Chrysler-Tochter Dasa, Hyundai und Vodafone als weitere Investoren dazu. 

Neben Sprach- und Datenkommunikation mit niedrigen Bandbreiten gehören seither auch Positionsbestimmung sowie Tracking-Dienste für Fahrzeuge, Schiffe oder Container sowie Notrufdienste zum Service von Globalstar. Dabei konkurriert das Unternehmen nicht bloß mit Starlink, sondern auch mit Wettbewerbern wie Iridium und Inmarsat. Abgesehen von den erst seit wenigen Jahren verfügbaren Breitband-Internetverbindungen über Starlink, blieb Satellitenkommunikation allerdings stets ein Nischengeschäft. So sehr, dass die erste Globalstar-Gesellschaft aufgrund finanzieller Schwierigkeiten bereits 2002 Gläubigerschutz beantragte.

Globalstar arbeitet künftig primär für einen Kunden

An der Nachfolgegesellschaft gleichen Namens beteiligte sich Apple 2022 in Form eines 95-Prozent-Zuschusses zu den auf rund 330 Millionen Dollar kalkulierten Kosten für den Aufbau eines neuen Netzwerks von Globalstar-Satelliten. Im Gegenzug verpflichtete sich der Satellitenbetreiber, 85 Prozent seiner aktuellen und zukünftigen Netzwerkkapazität für Apples iPhones zu garantieren. Globalstar stellt das gesamte Personal, die Software, die Satellitensysteme und vieles mehr bereit und garantiert unter Einhaltung von Mindeststandards für Qualität und Abdeckung. Das soll den künftigen sicheren Betrieb von Apples Satellitendiensten garantieren. 

Die benötigten neuen Satelliten liefert der kanadische Hersteller MDA, mit dem Transport ins All hat Globalstar Elon Musks Raketenbetreiber SpaceX beauftragt, die Schwesterfirma des Satelliten-Konkurrenten Starlink. Der Start der ersten 17 neuen Satelliten soll bis Ende 2025 erfolgen, hatte Globalstar bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen im Mai 2024 versichert. Daneben hat der Betreiber eine Option auf bis zu neun weitere Satelliten, die später folgen können.

Bei der Ankündigung der Satelliten-Notrufe 2022 hatte Apple-Chef Tim Cook erklärt, der Dienst werde für mindestens zwei Jahre kostenfrei angeboten. Ende 2023 verlängerte Apple die Gratis-Phase für bestehende Kunden um ein Jahr bis mindestens 2025. Ob und welche Kosten allerdings nach dem Ausbau der Satellitenkommunikation für iPhone-Nutzer oder Käufer neuer Modelle anschließend anfallen sollen, dazu schweigt sich Apple bislang aus. 

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Diese News wollte sich Apple offensichtlich fürs nächste große Medienevent aufbewahren. Üblicherweise stellt der Tech-Konzern im Spätsommer oder Herbst seine neue iPhone-Generation vor. Spätestens dann dürfte auch klar werden, was der Chat über den Orbit regulär kosten soll.

Lesen Sie auch: Warum die Antimonopolklage für Apple brandgefährlich ist.

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