Urlaub „Niedrige Wechselkurse führen für Touristen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis“

Urlaub mit eigenem Pool oder teuren Restaurant-Besuchen: Niedrige Wechselkurse führen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis für deutsche Touristen. Quelle: imago images

Wenn eine Währung abwertet, hat das oft eine belebende Wirkung auf den Auslandstourismus. Lohnt es sich bei der Urlaubsplanung, schnell noch Wechselkurse zu vergleichen?

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Ob Kurztrip oder lang ersehnte Fernreise – in Zeiten der Inflation müssen viele aufs Geld schauen. Umso besser, wenn sich Letzteres im Urlaub auf scheinbar magische Weise vermehrt. Der Grund dafür: Die Wechselkurse auf dem internationalen Geldmarkt. Wertet eine Währung – zum Beispiel gegenüber dem Euro – ab, erhalten Touristen beim Umtausch mehr Geld in der fremden Währung.

Aktuell ist dies beispielsweise in der Türkei und in Japan zu beobachten, wo ein Euro zuletzt 35 Lira oder 169 Yen kostete. Auch wenn die Gründe für die Abwertungen sehr unterschiedlich sind, für die Touristen aus dem Euro-Raum hat es den gleichen Effekt.

Das bestätigt auch Jan Frankenberg, Leiter Fernreisen beim Reiseveranstalter Dertour: „Niedrige Wechselkurse führen für Touristen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, sie bekommen einfach mehr für jeden ausgegebenen Euro. Die Reise wird entweder billiger – oder man kann sich mehr leisten, öfter oder besser Essen gehen, eine höhere Zimmerkategorie wählen oder ein größeres Auto mieten.“ Den Gästen steht also mehr Kaufkraft zur Verfügung, was auch zu mehr Investitionen in die Infrastruktur führen kann.



In Japan hat dieser Kostenvorteil kurzfristig einen regelrechten Tourismusboom ausgelöst. Das Land – sonst ein teures Reiseziel – wurde plötzlich für viele Menschen attraktiv. Doch Japan war auf den Ansturm nicht vorbereitet. Deutlichstes Zeichen dafür: Aus Sicherheitsgründen versperrten die Japaner in der Stadt Kawaguchiko den Blick auf den berühmten Berg Fuji, das bedeutendste Naturdenkmal des Landes.

Frankenberg sieht aber auch Nachteile, die sich zum Beispiel in der Türkei zeigen. Hier ist der Grund für die Abwertung eine galoppierende Inflation, die auf die Kaufkraft der einheimischen Bevölkerung drückt – das gilt auch für das Gastgewerbe. Während sich Touristen über günstige Zimmerpreise freuen, müssen Hoteliers, Gastronomen und Anbieter anderer touristisch relevanter Dienstleistungen ihre steigenden Rechnungen meist in Landeswährung bezahlen, so der Reiseexperte. „Eventuell wurden längerfristige Verträge mit Abnehmern (wie Reiseveranstaltern) in ,harter' Fremdwährung abgeschlossen, die der Anbieter mittel- bis langfristig honorieren muss“, sagt Frankenberg. Der Vorteil für den Touristen wird zum Nachteil für den Unternehmer.

Die japanische Währung ist nicht mehr günstig – sie ist spottbillig. Auf zur Tour durch Tokio. Die Preise sind teilweise kaum zu glauben.
von Marlon Bonazzi

In vielen sogenannten Weichwährungsländern droht daher der Effekt, dass ein „Anbieter gegebenenfalls seine Leistungen schmälert, um überleben zu können“. Die mittel- bis langfristige Folge: Das Mehr an Leistung wird mit schlechterer Qualität bezahlt. Langfristig könnte sich der ursprünglich positive Mengeneffekt der Touristenströme also ins Gegenteil verkehren. Auch könnten einige Dienstleistungen oder Produkte trotz der Währungsabwertung teurer werden – insbesondere, wenn sie importiert werden. Dies betreffe vor allem Energie und Treibstoffe, aber auch internationale alkoholische Getränke und bestimmte Lebensmittel. „Als Reiseveranstalter kann uns das bei Transportleistungen, Transfers, Busfahrten treffen“, sagt er.

Wie stark ein Unternehmen von Wechselkursschwankungen betroffen ist, hängt aber auch davon ab, ob es sich um ein lokales oder ein internationales Unternehmen handelt: „Eine große Fluggesellschaft mit weltweitem Netzwerk wäre ein Beispiel für ein Unternehmen, das diese Währungsschwankungen selbstverständlich leichter ausgleichen könnte als eine kleine, lokal operierende Airline, die gänzlich der inländischen Währung unterliegt. Das gilt auch für international agierende Hotelketten mit zentralen Strukturen“, so der Fernreisespezialist.

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Auch wenn Japan-Urlaub derzeit günstiger ist, warnt Frankenberg vor falschen Schlüssen. Der günstige Wechselkurs wirke sich vor allem auf die Kosten für die lokale Verpflegung aus, die aber nur einen Bruchteil der Reisekosten im Land ausmache. Eine hohe Nachfrage ziehe zudem oft Preissteigerungen nach sich, „so können wir für die Saison 2024/2025 trotz der Währungseffekte Preissteigerungen nicht ausschließen.“ Zudem sei auch der Fachkräftemangel ein Problem. Für Reiseveranstalter ist es wichtig, gut ausgebildete und erfahrene Reiseleiter zu engagieren. Ein Boom wie derzeit könne deshalb zu Engpässen führen. Dies sei kein Einzelfall, erklärt der Experte, sondern in vielen Ländern im Zuge des Post-Corona-Reisebooms zu beobachten gewesen.

Lesen Sie auch: Inflationsrate steigt auf fast 70 Prozent: Was bedeutet das für Ihren Türkei-Urlaub?

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