OpenAI-Deal Wie Apple Zeit gewinnt mit fremden Kompetenzen

Quelle: AP

Der Management-Moment der Woche und was sich daraus lernen lässt: Apple will in seinen Smartphones die KI von OpenAI nutzen – statt seine eigene Entwicklungsarbeit. Aber sind solche Partnerschaften wirklich sinnvoll?

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Das ist passiert

„Künstliche Intelligenz auf Apple-Art“ versprach Tim Cook, der Chef des Techkonzerns, zum Auftakt von Apples Entwicklerkonferenz. So will er die davon geeilten Konkurrenten Microsoft und Google einholen. Weil Apples eigene Entwicklung auf dem Feld der KI keinen Durchbruch brachte, verzichtet Cook fortan darauf – und macht einen Deal mit der Microsoft-Tochter OpenAI: Deren Dienst ChatGPT soll bald auch auf iPhones laufen.



Das lässt sich daraus lernen

Der strategische Schwenk von Apple, auf eine Partnerschaft statt auf eigene Entwicklungen zu setzen, kommt spät. Den Anspruch, sich nicht abhängig und vor allem, es besser zu machen, hat nicht nur der Techkonzern, sondern viele Unternehmen. Gerade, aber längst nicht nur beim Einsatz von KI.

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Es kommt darauf an, im richtigen Moment zu erkennen und zu akzeptieren, wenn sich aus eigener Kraft und mit Bordmitteln eine Innovation nicht erreichen lässt. Dazu empfehlen sich folgende Schritte:    

Abstecken des Ziels und ausloten der eigener Kompetenzen 

Die erste Frage, die es zu klären gilt, lautet: Braucht man eine Funktion, zum Beispiel KI, wirklich, um im Wettbewerb mitzuhalten – und auch um innovativ zu bleiben? Dann gilt es zu analysieren, ob man die richtigen Mitarbeiter dafür bereits im Haus hat, diese entwickeln kann oder nach den jeweiligen Experten suchen muss, so die Empfehlung von Transformationsprofi Karsten Schulze, Vorstand bei der Unternehmensberatung FTI-Andersch, die auf Transformation und Restrukturierung spezialisiert ist. 

Prüfung der Zeitschiene

Der Faktor Zeit spielt eine entscheidende Rolle: Ist ein schneller Markteintritt nötig? Bis wann wird was gebraucht? Um dann zu entscheiden, was schneller ist – eine hausgemachte Lösung und interne Umsetzung oder ein externer Zukauf. „Das erkennt man im Schnitt nach sechs bis neun Monaten“, sagt Hans-Werner Feick, Digitalisierungsberater und Chef von Bluemind Consulting.

Analyse der Qualität 

Berater Schulze empfiehlt auch zu prüfen: Gelingt es, intern die gleiche Qualität zu erreichen wie mit einer externen Lösung? Sind die eigenen Kompetenzen stark genug und verfügt man über ausreichend Erfahrung?

Analyse der Kosten und Abgleich mit dem Geschäftsmodell

Festzustellen ist dann: Wie hoch dürfen die Kosten für diese spezifische Aufgabe sein – gemessen an den gesamten Kosten des Geschäftsmodells des Unternehmens. „An diesem Punkt lässt sich recht gut erkennen, wie hoch beziehungsweise: ob ein Gewinn erzielbar ist“, so Schulze. Schließlich stellt sich die Frage, ob das Projekt ins eigene Geschäftsmodell passt: Zählt es letztlich zu den Kernkompetenzen – oder nicht? „Für den Großteil der Unternehmen ist Fokussierung besser zu händeln als breite Kompetenzen zu entwickeln und zu erhalten“, so die Erfahrung von Schulz.

Weichenstellung – womöglich nur vorläufig

Die Faustregel ist laut Schulze: Je größer der Anteil eigener Projekte und Innovationen an der Wertschöpfungskette ist, desto höher ist der eigene Profit. Dieser Aspekt ist der wichtigste betriebswirtschaftliche Parameter, der für oder gegen externe Partner spricht, urteilt der Berater. Fällt die Entscheidung zugunsten des Zukaufs externer Kompetenzen aus, so muss die Entscheidung auch keine endgültige sein. Ein Unternehmen kann mit externen Zukäufen auch zunächst eine Zeit überbrücken, in der es selbst die entsprechende Kompetenz aufbaut.

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Risiko: falscher Partner

Das Risiko, dass der externe Partner der falsche ist, sei vor allem dann hoch, wenn es sich um einen Bereich handelt, der gerade erst entsteht – oder der sehr intransparent ist. „Dann werden bei einer Wahl eines falschen Partners sofort dessen Probleme zu den eigenen“, warnt Schulze. Dieses Risiko geht auch Apple bei der Entscheidung für ChatGPT ein. Heute könne niemand sagen, ob nicht bald schon ein anderer KI-Anbieter besser sein werde.

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