Fast 700.000 IT-Fachkräfte werden Deutschland im Jahr 2040 fehlen. Das prognostiziert der Digitalverband Bitkom. Dessen Präsident Ralf Wintergeist mahnte bei der Vorstellung einer kürzlich veröffentlichten Studie: „Der sich seit Jahren verschärfende Mangel an IT-Fachkräften betrifft das ganze Land und bremst die dringend notwendige Digitalisierung.“
Zwar ist die Zahl der ausgeschriebenen Stellen in IT-Berufen im vergangenen Jahr gesunken – doch das dürfte nur eine kleine Delle in der langfristigen Entwicklung sein, wenn sich die Erwartungen des Bitkom bewahrheiten: Auf mehr als 1,9 Millionen IT-Spezialisten werden deutsche Unternehmen im Jahr 2040 angewiesen sein, erwartet der Verband. Aktuell liege der Bedarf bei knapp 1,3 Millionen.
Deutschland braucht also mehr Informatikstudentinnen und -studenten – und möglichst gute Universitäten, an denen sie das Fach erlernen können. Geht es nach den Unternehmen, ist das Vorbild in dieser Hinsicht die TU Berlin. Sie steht im Fach Informatik an der Spitze des diesjährigen Hochschulrankings der WirtschaftsWoche, gefolgt von der TU München.
Für das Ranking hat die Employer-Branding-Beratung Universum knapp 500 Personaler deutscher Firmen befragt, von welchen Universitäten und Fachhochschulen sie besonders gerne Absolventen rekrutieren. Gut ein Viertel der Befragten ist in Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern tätig, der größte Teil – gut 30 Prozent – in Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern.
Hier finden Sie alle Ergebnisse des Uni-Rankings 2024 im Überblick
Auch unter den Fachhochschulen liegt die Hauptstadt in der Informatik vorne: Absolventen der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) sind bei deutschen Unternehmen besonders beliebt. Die HTW macht auch im Fach Wirtschaftsinformatik das Rennen, knapp vor der Hochschule München. Bei den besten Universitäten für Wirtschaftsinformatik liegt aber die bayrische Landeshauptstadt auf Platz 1: Die TU München genießt bei Personalern den besten Ruf, wenn es um Wirtschaftsinformatik geht.
Kein Job ohne IT
Mit welchem Abschluss sich Berufseinsteiger bewerben, verliert dabei zunehmend an Bedeutung: 2016 gaben noch 49 Prozent der Personaler an, Informatiker mit Masterabschluss zu bevorzugen, nur 19 Prozent stellten lieber Bachelorabsolventen ein. Mittlerweile hat der Bachelor aufgeholt: 31 Prozent der Befragten bevorzugen nun diesen Abschluss, für den Master sprechen sich noch 41 Prozent aus.
Ob Bachelor oder Master: Nils Urbach, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Frankfurter University of Applied Sciences, ist sicher, dass Informatik und Wirtschaftsinformatik weiterhin eine gute Wahl für Studienanfänger sind. IT-Kenntnisse werden im Job immer wichtiger, meint er. „Fast alle Bereiche in Unternehmen sind inzwischen massiv IT-getrieben“, sagt Urbach. Durch die KI-Welle werde sich dieser Trend in Zukunft noch verstärken.
Dafür werden die rund 144.000 Studenten kaum ausreichen, die im Wintersemester 2022/23 für Informatik eingeschrieben waren. Dabei hat ihre Zahl schon deutlich zugenommen: Zehn Jahre zuvor gab es laut Statistischem Bundesamt nicht einmal 90.000 Informatikstudenten. Ähnlich sieht es in der Wirtschaftsinformatik aus, dort stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von unter 50.000 auf über 66.000 Studenten.
Potenzial gibt es vor allem bei weiblichen Studienanfängern. Denn in beiden Fächern steigt der Frauenanteil nur langsam. In der Informatik liegt er deutschlandweit bei 20 Prozent, in der Wirtschaftsinformatik bei 22 Prozent.
Lesen Sie auch: Wenn KI alles weiß: Was lohnt sich noch zu lernen – und an welchen Hochschulen?