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Börsenwoche 466: Editorial Aktien von Versicherern sind überraschend attraktiv

Versicherer schlagen sich an der Börse gut. Den Dax lassen sie weit hinter sich. Investmentlegende Warren Buffett ist schon ein Fan – seit 73 Jahren. Ein Kommentar.

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Es muss beim Anlegen nicht immer die glamouröseste Branche sein. Langweilig, aber nicht wegzudenken sind Versicherungen, im Alltag wie an der Börse. Die OECD rechnet vor, dass in ihren Mitgliedsstaaten die Versicherungsbranche über neun Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Das ist ungefähr doppelt so viel wie der Tourismus. In Luxemburg beträgt die Quote sogar 32 Prozent.

Außerdem ist die Bedeutung von Versicherungen im Laufe der Zeit gestiegen: Noch Anfang der 1980er-Jahre lag ihr anteiliger wirtschaftlicher Beitrag in OECD-Staaten ungefähr bei der Hälfte von heute.

Die große wirtschaftliche Rolle von Versicherungen spiegelt auch die Börse wider. Der deutsche Leitindex Dax ist dafür ein gutes Beispiel. Mit Allianz, Münchener Rück und Hannover Rück sind dort drei große Versicherer vertreten. Deren Anteil am Index liegt zusammen bei 13 Prozent. Zum Vergleich: Die zwei Banken im Dax – Commerzbank und Deutsche Bank – kommen auf gerade einmal drei Prozent.

Überhaupt haben Banken den Ruf der Aktien von Finanzdienstleistern ruiniert. Wie wir Anfang Mai in der Ausgabe 457 der BörsenWoche aufgegriffen haben, liefen Bankaktien in den vergangenen Jahrzehnten nicht gut. Versicherer bringen da viel verlässlichere Wertsteigerungen (siehe Grafik).



Über die lange Frist haben sie sich zwar etwas schwächer, aber ähnlich entwickelt wie der breite Aktienmarkt. In den vergangenen zehn Jahren hat der MSCI-World-Insurance-Index, der Aktien internationaler Versicherungskonzerne abdeckt, sogar genauso gut abgeschnitten wie der breite MSCI-World-Index. Beide haben eine jährliche Rendite von zehn Prozent gebracht.

Dieses Ergebnis ist sogar noch besser als es auf den ersten Blick scheint. Denn der MSCI World hat enorm von dem Höhenflug der amerikanischen Technologiegiganten profitiert. Die Aktien fast aller anderen Branchen und Regionen fielen dagegen ab. Europas Aktien warfen nur die Hälfte der MSCI-World-Rendite ab. Versicherer konnten wenigstens mithalten.

Herzstück der BörsenWoche sind zwei Musterdepots, bei denen die Geldanlage auf eigene Faust im Vordergrund steht.

Einen großen Fan hat die Branche auch in der Investmentlegende Warren Buffett. Er betrachtet das Versicherungsgeschäft seit Jahrzehnten als Goldgrube, denn die Prämien kann er einträglich investieren. Buffett witzelt gerne, dass zuallererst sein Versicherungschef Ajit Jain gerettet werden sollte, falls die beiden jemals Schiffbruch erleiden. Auch auf der diesjährigen Hauptversammlung seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway hat er betont, dass das Versicherungsgeschäft die wichtigste Sparte für das Unternehmen ist. Buffett kennt die Branche gut – und er kennt sie schon lang: Bereits 1951 kaufte er Aktien des Autoversicherers Geico, später übernahm er die Firma komplett.

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Auch wir haben die Aktien von zwei Versicherern in unserem konservativen Musterportfolio: Den weltgrößten Rückversicherer Münchener Rück und den Spezialversicherer Markel. Diese Woche kaufen wir zwei weitere Versicherer. Unser konservatives Depot ergänzen wir um die Kinsale Capital Group, einem amerikanischen Spezialversicherer. Das spekulative Depot bekommt als Ergänzung Aktien von Lemonade.

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