Quelle: dpa Picture-Alliance

Börsenwoche 459: Editorial Kreditkartenaktien wurden an der Börse zum Goldstandard

An jedem Coffee-to-go mitverdienen und dabei traumhafte Gewinnspannen erreichen. Aktien von Kreditkartenunternehmen waren bisher Selbstläufer. Doch jetzt sind sie teuer und Konkurrenz keimt auf. Ein Kommentar.

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Vor zwei Wochen haben wir an dieser Stelle die Aktien von Großbanken betrachtet. Die Bilanz fiel vernichtend aus: Fast ausnahmslos waren die Renditen enttäuschend. Dabei hat der Finanzsektor auch das Gegenteil zu bieten. Unter den großen Kreditkartenunternehmen ist eines erfolgreicher als das andere, und Anleger wurden reich belohnt.

Die Platzhirsche sind Visa und Mastercard. Sie bilden quasi ein Duopol. Obwohl Visa 1958 und Mastercard 1966 gegründet wurde, sind beide noch nicht allzu lange an der Börse. Mastercard hatte sein Börsendebüt 2006, Visa im Jahr 2008. Seitdem sind die beiden Aktien Senkrechtstarter. Wer seit Börsengang bei Mastercard dabei war, hat sein Kapital mehr als verhundertfacht. Bei Visa war das Fünfundzwanzigfache drin. Auch American Express, die Nummer drei im Markt, performt gut.



Das Geschäftsmodell von Kreditkartenfirmen ist genial. Bei jeder Transaktion, die über ihre Netzwerke läuft, zwacken sie einen kleinen Teil ab. Damit wird jeder Kaugummi, Kaffee und Fernseher, der weltweit Besitzer wechselt, zu einem potenziellen Geschäft.

Das Bezahlen mit Karte ist bequem, die Konsumenten merken von den Kosten nichts. Und mancherorts kommt man gar nicht mehr drumherum, die Plastikkarte aus dem Portemonnaie zu holen. Denn während früher viele Läden und Restaurants auf Bargeld bestanden, ist mittlerweile immer öfter gar nur noch Kartenzahlung möglich. Die Erfolgsformel von Visa und Mastercard: Es kommt viel Geld rein und es geht wenig Geld raus. Die Ausgaben, um das Geschäft am Laufen zu halten, sind überschaubar. Dadurch ergeben sich Nettomargen von grob 50 Prozent. Von solchen Gewinnspannen können selbst die meisten erfolgreichen Tech-Unternehmen nur träumen.

Herzstück der BörsenWoche sind zwei Musterdepots, bei denen die Geldanlage auf eigene Faust im Vordergrund steht.

Trotzdem lässt sich der Erfolg nur bedingt in die Zukunft fortschreiben. Das Umsatzwachstum ist nur noch knapp zweistellig. Außerdem formiert sich sowohl Widerstand als auch neuer Wettbewerb. Die Händler sind unglücklich über die hohen Kosten. Bei Kreditkartenzahlungen werden für sie üblicherweise zwei Prozent Gebühren fällig. So hoch ist die Nettomarge vieler Supermärkte. Mit neuen „Digital Wallets“ sind Kreditkarten eigentlich schon heute überflüssig – Zahlungen können, damit direkt über die App abgewickelt werden. Innovative Finanzdienstleister wie Square, Adyen und Stripe bieten ausgeklügelte Alternativen zu den etablierten Abwicklungssystemen an.

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So schnell wird trotzdem niemand den Kreditkartenunternehmen die Lizenz zum Gelddrucken wegnehmen. Das Problem ist eher die hohe Bewertung. Visa kommt auf einen Börsenwert von rund 560 Milliarden Dollar und Mastercard auf grob 430 Milliarden Dollar. Damit gehören sie zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Visa liegt aktuell bei 29, das von Mastercard sogar bei 32. Der amerikanische Leitindex S&P 500 kommt mit 21 auf einen deutlich geringeren Wert. Im Vergleich wirkt die Aktie von American Express mit einem KGV von 19 fast wie ein Schnäppchen. Trotzdem: Bei keiner der drei Kreditkartenaktien sollten Anleger die Traumrenditen der Vergangenheit erwarten.

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