„So sieht unsere Wildnis aus“, sagt Thomas Waldenspuhl und steigt über ein paar Büsche einen kleinen Hang herunter. Ein Bach hat die Böschung unterspült, eine Fichte ist über rotes Geröll gekippt, und die so entstandene kleine Sandbank bietet Sonnenlicht genug für wuchernde Erlen. Es plätschert leise, die Luft ist würzig, doch im Spätsommer hört man im dichten Hochschwarzwald kaum einen Vogel piepen. Das Ensemble ist so groß wie ein halber Fußballplatz.
Thomas Waldenspuhl stiefelt durch Gestrüpp und Schlamm wieder zurück zum Weg. Gemeinsam mit dem Biologen Wolfgang Schlund leitet der Forstwissenschaftler den Nationalpark Schwarzwald, die jüngste Wildnis unter den gerade einmal 0,6 Prozent terrestrischer Fläche von Nationalparks in Deutschland.
Mit Teilen von Wattenmeer und Ostsee, also Wasserlandschaften, sind es immerhin knapp drei Prozent unserer Heimat, in denen die Natur sich ungestört von menschlichem Profit und Planung entwickeln darf. Theoretisch jedenfalls.