Hochwasser, Starkregen, Gewitter – in den vergangenen Wochen zogen zahlreiche Unwetter über Deutschland. Stets stellte sich die Frage nach dem Einfluss des Klimawandels: Ist das normal oder sind die Extremereignisse Folge der globalen Erderwärmung?
Es ist nicht so einfach: Nach den Überschwemmungen in Bayern meldeten Meteorologen zwar, die Erwärmung würde entsprechenden Starkregen wahrscheinlicher machen – wärmere Luft kann nämlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Gleichzeitig stellte der Deutsche Wetterdienst (DWD) aber fest, dass die gemessene Regenmenge nicht aus dem langjährigen Rahmen gefallen war.
Auch bei Überschwemmungen diagnostizieren Wissenschaftler bislang keinen Trend in Mitteleuropa. Die Häufigkeit der Hochwasser seit dem Mittelalter schwankt stark. Vermehrter Starkregen könnte das Risiko allerdings erhöhen, doch andere Faktoren spielen die dominante Rolle, vor allem der Siedlungsbau.
Bei Gewittern zeigt sich laut der Rückversicherung Munich Re seit 2010 eine Zunahme von Schäden, auch abzüglich von Inflation und Wertezuwachs. Allerdings lässt sich ein langfristiger Klima-Trend aus der relativ kurzen Frist nicht ableiten.
Bei manchem Wettergeschehen aber zeigt sich der Einfluss des Klimawandels hierzulande deutlich: In den vergangenen 40 Jahren häuften sich Hitzewellen. Tage mit Höchsttemperaturen von mehr als 30 Grad gibt es mittlerweile fünfmal öfter als noch Mitte des vergangenen Jahrhunderts; Zeiten mit extremer Kälte hingegen sind deutlich seltener.
Auch eine Zunahme von Starkregen scheint sich anzudeuten: Die Statistik über die vergangenen Jahrzehnte für Deutschland zeigt zwar keinen Trend bei Tagen mit Extremmengen an Niederschlag.
Seit gut 20 Jahren verfügbare stundengenaue Daten deuten indes darauf hin, dass seither die Zahl kurzzeitiger Starkregen-Ereignisse zugenommen hat. Auch insgesamt ist es nasser geworden. Bei starken Schwankungen von Jahr zu Jahr nahm die deutschlandweite jährliche Niederschlagshöhe seit 1881 um rund acht Prozent relativ zur Referenzperiode 1961–1990 zu.
Aktuell meldete der DWD, dass die vergangenen zwölf Monate die niederschlagsreichsten seit Messbeginn vor 143 Jahren waren, obwohl keiner der vergangenen zwölf Monate als Rekordmonat aufgefallen wäre. In den Jahren zuvor hingegen waren unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen gefallen – die Variabilität sei hoch, schreibt der DWD.
Bei Dürre hingegen zeigt die langjährige Statistik trotz gravierender Trockenzeiten in den vergangenen fünf Jahren keinen Trend. Die Daten der vergangenen 500 Jahre weisen weder eine Zunahme noch eine Abnahme von Dürreperioden in Mitteleuropa aus.
Bei Trockenheit steigt die Waldbrandgefahr, doch auch die Feuer haben in Deutschland nicht zugenommen – trotz der vielen Waldbrände in den Dürrejahren 2018 und 2019. Dennoch lichten sich manche Nadelwälder; Parasitenbefall dezimiert die wenig robusten Monokulturen aus Fichten und Kiefern.
Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist Ökologen zufolge allerdings fraglich. Auch bei Stürmen lässt sich eine Zunahme nicht feststellen – eher im Gegenteil: Es gebe Hinweise darauf, dass die Zahl der Sturmtage im Binnenland abgenommen hat, berichtet der DWD.
Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit hierzulande hat sogar mit Sicherheit abgenommen. An den Küsten aber verschärft der Klimawandel die Lage: Die Pegel der Nordsee und Ostsee steigen langsam aber stetig, weshalb Sturmfluten höher auflaufen. Die Küstenregionen Deutschlands schützen sich dagegen mit höheren Deichen.
Die Erwärmung dürfte also manche Arten von Wetterereignissen auch in Deutschland verschärfen. Wenn etwa Hitze oder Starkregen künftig ein paar Prozent heftiger ausfallen als früher, müsste das Land entsprechend besser vorbereitet sein.