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  3. Archäologie: Überraschende Erkenntnis – Kanaren länger unbesiedelt als gedacht

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Die Kanarischen Inseln wurden erst vor rund 2000 Jahren besiedelt

Lanzarote ist eine der Kanarischen Inseln Lanzarote ist eine der Kanarischen Inseln
Lanzarote ist eine der Kanarischen Inseln
Quelle: Getty Images/Gary Yeowell
Die Kanaren sind ein beliebtes Reiseziel. Das milde Klima und die abwechslungsreichen Landschaften locken jedes Jahr Millionen von Touristen auf die Inseln im Atlantik. Bisher war umstritten, wann die ersten Menschen dort an Land gingen – und woher sie kamen.
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Sie zählen zu den beliebtesten Urlaubszielen weltweit: 15 Millionen Touristen besuchen die Kanarischen Inseln im Jahr, in den ersten drei Monaten 2024 waren es bereits 4,3 Millionen. Wer aber die ersten Siedler waren, das ist umstritten. Manche Forscherinnen und Forscher gingen bislang davon aus, dass Seefahrer aus Nordafrika den Archipel schon im 1. vorchristlichen Jahrtausend erreichten – Fuerteventura liegt nur knapp 100 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt, dem heutigen Marokko. Diese Hypothese stützte sich auch auf Berichte über den Seefahrer Hanno aus Karthago. Andere Fachleute waren überzeugt, dass erstmals die Römer die Inselgruppe ansteuerten, und zwar im letzten Jahrhundert vor Christus.

Dieser Haltung schließt sich nun ein spanisches Forschungsteam um Jonathan Santana von der Universität Las Palmas auf Gran Canaria an. Das Team stützt sich dabei auf eine Analyse von Funden mit den bislang zuverlässigsten Datierungen. Denn viele ältere Datierungen seien auf C14-Verfahren zurückgegangen, die das Alter überschätzten, schreibt die Gruppe in den „Proceedings“ der US-amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).

Fehlinterpretationen resultieren etwa daraus, dass bei Baumresten das Alter des Stammes datiert wird, aber nicht die Zeit des Fällens, dazwischen können mehrere Jahrhunderte liegen. Bei der Datierung von Muschelschalen werden Ergebnisse durch sogenannte Reservoireffekte verfälscht. Das hängt damit zusammen, dass Meerwasser eine niedrigere C14-Konzentration aufweist als die Atmosphäre.

Der Studie zufolge stammt der erste eindeutige Hinweis auf menschliche Präsenz auf den Inseln von den Römern. Diese erreichten die Kanaren demnach im 1. Jahrhundert vor Christus. In der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts schließlich besiedelten sie das heute unbewohnte Inselchen Lobos vor der Nordspitze von Fuerteventura. „Dies bildet die westlichste Grenze der römischen Präsenz in der Antike“, heißt es. Archäologische Funde aus der Region wie zum Beispiel Amphoren zeigten eine klare Ähnlichkeit zu Objekten aus dem Süden der Iberischen Halbinsel, schreibt die Gruppe.

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Erst später wurden die geologisch zu Afrika zählenden Inseln – vermutlich unabhängig von den Römern – von Berbergruppen besiedelt, die aus dem westlichen Nordafrika stammten. Diese erreichten die nordöstlichste der Hauptinseln Lanzarote zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert und „wurden schließlich zu jenen indigenen Gemeinschaften, auf die die europäischen Seefahrer im späten Mittelalter trafen“.

Römer und Berber blieben auf Distanz

„Unsere Analyse deutet zudem darauf hin, dass Römer und Berber die Kanarischen Inseln zwar einige Zeit zusammen bewohnten, aber falls es Kontakt zwischen ihnen gab, führte er nicht zu einem kulturellen oder genetischen Austausch“, heißt es. Demnach erreichten die Berbergruppen die Inseln vermutlich nicht als Mitfahrer auf römischen Schiffen, sondern mit eigenen Mitteln. Innerhalb von 200 Jahren besiedelten sie sämtliche Hauptinseln nach Westen bis nach La Palma und El Hierro. Im Gegensatz zu früheren Vermutungen sieht das Team keine klaren Hinweise für eine Präsenz phönizischer Seefahrer, etwa aus Karthago.

Grundsätzlich passen die neuen Ergebnisse zu Angaben des römischen Historikers Plinius dem Älteren aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Er schreibt in seiner Enzyklopädie „Naturalis historia“, dass die Römer bei einer Expedition auf die Inselgruppe stießen, die von dem befreundeten König Juba II. von Mauretanien unterstützt wurde. Plinius erwähnt nicht, dass es damals Menschen auf den Inseln gegeben hätte.

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Von einem regen Austausch der kanarischen Urbevölkerung, also den Nachfahren der Berber, mit dem afrikanischen Festland geht das Forschungsteam nicht aus. Selbst untereinander habe es trotz der anfänglichen kulturellen und technologischen Gemeinsamkeiten wenig Kontakte gegeben.

„Als die Europäer im Mittelalter ankamen, waren die indigenen Populationen der Inseln in Bezug auf soziale Organisation, materielle Kultur, Wirtschaftsweise, Sprache und Demografie sehr unterschiedlich“, heißt es weiter. „Archäologen gehen davon aus, dass diese kulturelle und technologische Vielfalt zwischen den Inseln von einer Phase der Isolierung herrührt, bedingt durch fehlende Seefahrt zwischen den Inseln und unterschiedliche ökologische Bedingungen auf den Inseln.“

dpa/wb/sk

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