WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Webwelt & Technik
  4. Googles großes Öko-Ziel wackelt aus zwei Gründen

Webwelt & Technik Energieversorgung

Googles großes Öko-Ziel wackelt aus zwei Gründen

Korrespondent für Innovation, Netzwelt und IT
Google-Datenzentrum Google-Datenzentrum
Quelle: picture alliance/dpa/Google Handout
Google will seine Server bis 2030 mit Öko-Strom zu betreiben. Doch nicht nur der explodierende Energiebedarf durch KI gefährdet das Ziel: Weltweit formiert sich Widerstand gegen den Energiehunger der Rechenzentren – vereinzelt fürchtet man sogar steigende Strompreise.
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Im kleinen niederländischen Ort Winschoten nahe der deutschen Grenze hat Google Großes vor: Im Dezember begannen Baufirmen im Auftrag des Internetkonzerns damit, die Fundamente für das neueste Rechenzentrum in den Niederlanden auszuheben. Es ist bereits Googles dritter Standort in dem Land und das Unternehmen würde gerne noch weitere bauen. Dafür wurden bereits Flächen in anderen Industriegebieten eingekauft.

Das Unternehmen hat sich auch für die Niederlande entschieden, da es dort relativ günstig regenerative Energie zum Betrieb seiner Rechenzentren erwerben kann. In Winschoten etwa kann Google direkt Strom aus einem Photovoltaik-Projekt in der Nachbarschaft einkaufen. Zudem steht Windenergie zur Verfügung.

Google versucht, wo immer möglich, seine Neubauten mit Ökostrom zu betreiben. Bis 2030 sollen die Server des Konzerns 24 Stunden am Tag mit erneuerbarer Energie betrieben werden.

Lesen Sie auch
Primus der Suchmaschinen

Doch dieses Ziel wackelt aus zwei Gründen: Zum einen explodiert der Energiebedarf der Internetkonzerne aufgrund des Hypes rund um künstliche Intelligenz. Zum anderen stoßen die Einkäufe der Unternehmen inzwischen auf politischen Widerstand vor Ort. Lokalpolitiker beklagen, dass die hohe Ressourcennachfrage der Rechenzentren andere Branchen verdrängt und ihre Bemühungen um grüne Energie unterminiert.

In seinem neuesten Umweltbericht legt Google offen, wie stark der Energiebedarf der Rechenzentren und damit der ökologische Fußabdruck in den vergangenen fünf Jahren massiv gewachsen ist. Demnach war Google 2023 für 14,3 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen verantwortlich – 48 Prozent mehr als noch 2019 und 13 Prozent mehr als im Vorjahr.

Zwar kauft das Unternehmen massiv Kapazitäten aus Ökostromprojekten auf und sorgt damit für neue Investitionen rund um seine Rechenzentren. Im vergangenen Jahr kaufte Google etwa weltweit dafür vier Gigawatt Kraftwerkskapazität ein. Doch das reicht nicht aus, um den Energiehunger der Neubauprojekte zu befriedigen.

Google muss Kohle- und Gasstrom einkaufen

„Im Vergleich zu 2022 sind jedoch unsere (marktbasierten) Scope-2-Emissionen – die hauptsächlich aus dem Stromverbrauch unserer Rechenzentren stammen – um 37 Prozent gestiegen, trotz erheblicher Anstrengungen und Fortschritte bei CO₂-freier Energie“, gibt Google in seinem Umweltbericht zu. „Dies war darauf zurückzuführen, dass der Stromverbrauch des Rechenzentrums unsere Fähigkeit, mehr CO₂-freie Energie-Projekte online zu bringen, überstieg.“

Zwar kauft der Konzern global so viel Ökostrom ein, dass er sich insgesamt einen Null-CO₂-Betrieb auf die Fahnen schreiben kann, doch lokal – etwa in der Nacht, ohne Wind und Sonne, muss Google trotzdem schmutzigen Kohle- und Gasstrom einkaufen. Solche Emissionen werden unter dem Begriff „Scope 2“ zusammengefasst. In den Niederlanden etwa machen diese Einkäufe über 50 Prozent des Gesamtverbrauchs aus.

Lesen Sie auch

Die KI-Revolution sorgt insbesondere dafür, dass der Stromverbrauch pro Rechenzentrum steigt. Denn für die Berechnung von künstlicher Intelligenz benötigen die Konzerne Spezialchips in Supercomputern, die im Betrieb erheblich mehr Strom verbrauchen als normale Internet-Server, die lediglich Datenbank-Anfragen abarbeiten.

Anzeige

Laut der neusten Prognose der International Energy Agency (IEA) wird wegen des KI-Booms der Stromverbrauch von Rechenzentren global von aktuell gut zwei Prozent des weltweiten Energiebedarfs auf über vier Prozent ansteigen. Das liegt vor allem am Einsatz von KI.

Laut IEA benötigt eine einzige ChatGPT-Anfrage drei Wattstunden Energie, genügend Strom um einen Raum für eine Stunde mit einer LED-Lampe zu beleuchten. Würde ein KI-Algorithmus mit dem Energiehunger von ChatGPT in Googles Suche integriert, würde der weltweite Strombedarf laut IEA um zehn Terawattstunden pro Jahr steigen.

Widerstand gegen energiehungrige Rechenzentren

Der Ressourcenbedarf der neuen Rechenzentren sorgt inzwischen lokal für Widerstand: Die niederländische Regierung verkündete 2022 ein Moratorium für neue Projekte. „Unser Platz ist knapp, also müssen wir die richtigen Entscheidungen treffen“, schrieb bereits 2022 der damalige Planungsminister und jetzige Innenminister Hugo De Jonge in einem Brief an das Parlament.

„Hyperscale-Rechenzentren nehmen viel Platz ein und verbrauchen unverhältnismäßig viel verfügbare nachhaltige Energie. Deshalb will die Regierung den Bau von Hyperscale-Rechenzentren in den gesamten Niederlanden verhindern. Dies erfordert eine stärkere nationale Kontrolle durch eine Verschärfung der Regeln.“

Auch weltweit formiert sich Widerstand von Umweltschützern und Lokalpolitikern, die den Ressourcenverbrauch der KI-Rechenzentren fürchten. In Irland regt sich Widerstand gegen neue Rechenzentren rund um Dublin, in den Niederlanden protestieren Bauern gegen den Flächenverbrauch der Projekte und in Chile beklagen Umweltschützer den Ressourcenverbrauch durch die Kühlung der Server.

Auf eine ähnliche Debatte stößt Google momentan bei seinem Neubau in Skien in Norwegen: Dort hat der Konzern Anfang 2024 mit der Konstruktion eines 600-Millionen-Euro-Datenzentrums begonnen, das bereits in der ersten Ausbaustufe 240 Megawatt benötigt – über ein Prozent des gesamten norwegischen Strombedarfs.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Lokale Politiker fürchten deswegen, dass der Bau für steigende Strompreise sorgen könnte. Norwegische Umweltorganisationen und Klimawissenschaftler fordern deswegen die Politik bereits dazu auf, dass man Rechenzentrenbetreiber zur Nutzung der Abwärme verpflichten soll, etwa für lokale Fernwärmenetze.

Dabei aber gibt es aber einen Haken: Im Sommer, wenn der Stromverbrauch für Betrieb und insbesondere Kühlung der Server am höchsten ist, ist der Bedarf für Heizenergie selbst im hohen Norden gering. Die Gemeindeverwaltung von Skien sucht deswegen bereits nach Unternehmen, die Abwärme für industrielle Prozesse oder für den Anbau von Früchten in Gewächshäusern nutzen könnten. Bislang laut norwegischen Medienberichten aber ohne Erfolg.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema