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Schweden starten freies Internet-TV in Deutschland

Wirtschaftsredakteur
Magine startet seinen TV-Dienst nun auch auf dem deutschen Markt. Er nutzt eine eigene Codierung, die eine echte HD-Qualität schon bei einer Internetgeschwindigkeit von weniger als vier Megabit ermöglicht Magine startet seinen TV-Dienst nun auch auf dem deutschen Markt. Er nutzt eine eigene Codierung, die eine echte HD-Qualität schon bei einer Internetgeschwindigkeit von weniger als vier Megabit ermöglicht
Magine startet seinen TV-Dienst nun auch auf dem deutschen Markt. Er nutzt eine eigene Codierung, die eine echte HD-Qualität schon bei einer Internetgeschwindigkeit von weniger als... vier Megabit ermöglicht
Quelle: Thomas Heuzeroth
Mit einem Gratis-Angebot strahlt das Start-up Magine mehr als 60 TV-Sender über das Internet aus, darunter alle großen deutschen Fernsehprogramme. Für die Kabelnetzbetreiber wird es ungemütlich.

Worum geht es

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Mattias Hjelmstedt mag es überhaupt nicht bescheiden. „Wir wollen in Deutschland mehrere Millionen Nutzer gewinnen“, sagt der Gründer des schwedischen Start-ups Magine. „Unser Dienst ist zu dem, was die Menschen heute haben, ein riesiger Schritt nach vorn.“

Was Hjelmstedt plant, lässt seine Konkurrenten erschaudern: Ab sofort bietet Magine mehr als 60 nationale und internationale TV-Kanäle ��ber das Internet an, ohne dafür Geld zu verlangen. Nicht einmal eigene Werbung soll den TV-Konsum stören.

Vor allem die Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland und UnityMedia sowie die Deutsche Telekom mit ihrem Internet-Fernsehen Entertain dürfte das nicht gefallen. Zum ersten Mal könnten ihre Kunden Verträge kündigen und trotzdem alle wichtigen TV-Sender weiter empfangen.

Gut ein Jahr nach seiner Gründung in Schweden startet Magine am Donnerstag offiziell seinen Dienst in Deutschland. Ab sofort lassen sich die mehr als 60 Sender, darunter ARD, ZDF, Sat.1, ProSieben, RTL, Kika, N24 und Kabel eins, auf Smartphones, Tablets, über Internet-Browser und Smart-TVs empfangen.

Apps für Apple und Android

Apps für Magine gibt es sowohl für Apples iPhones und iPads als auch für Android-Geräte. Zum Start ist Magine eine Partnerschaft mit bild.de eingegangen.

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Die „Welt“ konnte den Dienst bereits einige Wochen testen. Die Bildqualität der TV-Streams ist gut, wenn auch nicht in HD-Qualität. Derzeit werden nur zwei Programme – ARD und ZDF – in hoher Auflösung angeboten. Den meisten Nutzern dürfte der Standard-Stream aber ausreichen, vor allem, wenn die Programme auf kleinen Smartphone- und Tablet-Displays angeschaut werden.

Nach Angaben von Magine nutzt der Dienst eine eigene Codierung, die eine echte HD-Qualität schon bei einer Internetgeschwindigkeit von weniger als vier Megabit ermöglicht. Für neuere Samsung-Fernseher (ab 2014) steht ebenfalls eine App zur Verfügung. Mit Herstellern von Spielkonsolen stehe man im Gespräch, sagt Hjelmstedt.

Programme mit Pause-Taste

In Schweden konnte Magine bereits mehrere Hunderttausend Nutzer gewinnen. Dort wächst die Nutzung nach eigenen Angaben auf Smart-TVs am stärksten. Magine hat derzeit gut 100 Mitarbeiter, die meisten davon Programmierer.

Vor allem mit zusätzlichen Funktionen will Hjelmstedt neue Nutzer locken. So ist es auch möglich, das laufende TV-Programm zu pausieren oder bereits beendete Sendungen nachträglich anzusehen. Im deutschen Angebot funktioniert das jedoch nur bei Viva, DMax, Eurosport 1, Sport 1, Nickelodeon, Bloomberg TV, Comedy Central, TLC.

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Magine hofft hier auf weitere Verhandlungen mit den TV-Sendern. Doch selbst willige Sender haben hier nicht freie Hand, weil sie ihrerseits diese Funktionen mit den Inhaltelieferanten aushandeln müssen. Das gilt sogar für Apples drahtlose Übertragung Airplay, mit der Sendungen vom iPhone oder iPad über eine Apple-TV-Box auf dem Fernseher angeschaut werden kann.

Abo-Pakete kosten Geld

Der Magine-Chef verweist auf das Angebot in Schweden, bei dem zum Start nur 20 Prozent der Sender zeitversetztes Zuschauen ermöglichten. Heute würde der Anteil bei 60 Prozent liegen. In Deutschland habe vorerst die Zahl der Sender Priorität. Im Sommer sollen es bereits 100 Programme sein. Allerdings kommt Magine auch heute nur auf gut 60 TV-Sender, weil die Dritten Programme mit ihren Regionalangeboten aufgeführt werden.

Magine will künftig mit Abo-Paketen Geld verdienen. Zum Start gibt es ein „Kids“-Paket mit den Kinderprogrammen Boomerang, Cartoon Network, Nick Junior, Your Family Entertainment und Duck TV, für das Nutzer knapp fünf Euro pro Monat zahlen müssen. Weitere Senderpakete sind geplant. Ein späteres Abspielen der Sendungen des „Kids“-Pakets mit Ausnahme des Senders Boomerang ist möglich.

Deutschland soll für Magine nur der Auftakt für eine weitere Expansion sein. „Hier können wir zeigen, dass wir das Geschäft beherrschen“, sagt Hjelmstedt. Kein Markt sei derart stark reguliert. Tatsächlich müssen sich Anbieter hierzulande mit den Landesmedienanstalten, strengen Datenschutzbestimmungen und dem Verhältnis von Verwertungsgesellschaften zu den Sendern auseinandersetzen. „Wer es hier schafft, der schafft es überall“, sagt der Magine-Chef.

Pionier Zattoo ist Konkurrent

Auch der Schweizer Konkurrent Zattoo kämpft im deutschen Markt mit der komplizierte Rechtesituation. Der kostenlose Zattoo-TV-Dienst beinhaltet weder ProSieben-Sender noch RTL-Angebote. Wer in Deutschland alle großen TV-Programme bei Zattoo sehen will, muss ein Abo über zehn Euro pro Monat abschließen und kann dann 83 Sender sehen, 23 davon in HD-Qualität.

Der kostenlose Zattoo-Dienst zeigt Programme nur in Standardauflösung und mit Zattoo-Werbung, die beim Umschalten abgespielt wird. Die Schweizer sind bereits seit 2007 aktiv und bieten ihren Nutzern in Deutschland mehrere Pay-TV-Pakete in verschiedenen Sprachen an, darunter in Türkisch und Polnisch. Zattoo bezeichnet sich selbst als den größten Internet-TV-Anbieter in Europa mit rund zwölf Millionen registrierten Nutzern in sieben europäischen Ländern. Zattoo-Apps gibt es für Tablets, Smartphones, die Xbox 360, Xbox One und für Smart-TVs von Samsung und LG.

Mit zunehmender Verbreitung und Geschwindigkeit von Breitbandzugängen dürften Internet-TV-Dienste in Deutschland zu einer Alternative zumindest für den DVB-T-Empfang werden. In den USA beschäftigt sich derzeit der oberste Gerichtshof mit dem Internet-TV-Dienst Aereo, der ohne Zustimmung von TV-Sendern die über DVB-T ausgestrahlten Programme seinen zahlenden Nutzern zur Verfügung stellt. Eine Entscheidung fällt dort erst in einigen Wochen.

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