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  3. Deutsche Post: Kräftige Porto-Erhöhung geplant – damit müssen Verbraucher rechnen

Wirtschaft Kräftige Erhöhung

„Mehr Geld für eine schlechtere Dienstleistung“ – Der neue Porto-Plan der Post

Korrespondent
Fahrrad eines Postboten mit Briefpost. Fahrrad eines Postboten mit Briefpost.
Quelle: picture alliance/SvenSimon/FrankHoermann/SVEN SIMON
Seit Anfang 2022 kostet der Versand eines Standardbriefs 85 Cent. Nun will die Post das Porto deutlich erhöhen. Den entsprechenden Antrag hat der Konzern schon eingereicht. Die Fachgewerkschaft warnt, dass die Kunden demnächst „mehr Geld für eine schlechtere Dienstleistung bezahlen“.
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Das Porto für Briefe und Pakete spielt nach Aussage der Deutschen Post für Privathaushalte kaum eine Rolle. Im Durchschnitt hat jeder Haushalt im Jahr 2021 im Monat 2,34 Euro dafür ausgegeben. Diese Zahl nannte der damalige Postchef Frank Appel, aktuelle Werte werden seither nicht mehr bekannt gemacht.

Und doch könnte sich der Bonner Postkonzern – Durchschnittsausgaben hin oder her – in den kommenden Wochen den Unmut seiner Kunden zuziehen. Schließlich plant die Post eine kräftige Portoerhöhung durchzusetzen und hat dafür nach WELT-Informationen aus Unternehmenskreisen bereits einen Antrag bei der zuständigen Bundesnetzagentur gestellt.

Aktuell kostet der Standardbrief im bundesweiten Versand 85 Cent. Ab dem Jahr 2025 soll daraus ein Porto von einem Euro werden. Begründet wird der Antrag mit gestiegenen Kosten, vor allem durch höhere Arbeitslöhne sowie der teureren Energieversorgung. Auch den Wandel hin zu einer klimaneutralen Postzustellung mitsamt den notwendigen Investitionen in Fahrzeuge und Gebäude führt die Post als Argument an.

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Die bislang letzte Portoerhöhung für den 20-Gramm-Brief gab es zum Januar 2022 mit einem Aufschlag von fünf Cent auf jene 85 Cent. Auf einen längeren Zeitraum geschaut, ist dies die Entwicklung: In den zwölf Jahren von 2012 bis 2024 verteuerte die Post den Standardbrief von damals 55 Cent auf die heutigen 85 Cent.

Portoerhöhungen hat es also in Abständen immer gegeben. In der Regel kamen sie alle drei Jahre und betrafen einen einstelligen Cent-Betrag. Lediglich Mitte 2019 erfolgte eine Anhebung gleich um zehn Cent oder 14 Prozent von 70 Cent auf 80 Cent.

Diese zumeist moderate Preispolitik scheint sich nun zu ändern. Offensichtlich will die Deutsche Post, die als DHL firmiert, die Möglichkeiten des anstehenden neuen Postgesetzes nutzen. Zwar muss das Gesetz noch den Bundesrat passieren, doch mit der Verabschiedung am 5. Juli wird fest gerechnet.

Neue Kriterien für das Briefporto

In der umfangreichen Neuregelung des Postmarktes steht nämlich auch ein neues Verfahren zur Preisfestsetzung. Danach wird die Bundesnetzagentur veränderte Kriterien für den Preis anlegen. Die Behörde wird es der Post erleichtern, einen hohen Preissprung genehmigt zu bekommen. Allerdings soll diese Höhe des Briefportos auch für längere Jahre Bestand haben.

Die Gewerkschaft hält die Verteuerung nur mit Einschränkungen für vertretbar. „Die Erhöhung des Briefportos auf einen Euro ist nicht im Sinne der Kunden, weil sie dann mehr Geld für eine schlechtere Dienstleistung bezahlen“, sagt Christina Dahlhaus, Vorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM.

Gemeint mit der „schlechteren Dienstleistung“ ist die wohl wichtigste Veränderung aus dem anstehenden Postgesetz: Die Post bekommt in Zukunft deutlich mehr Zeit für die Zustellung von Briefsendungen. Selbst wenn die Briefmengen seit Jahren mit etwa zwei bis drei Prozent sinken, zählt die Post an Werktagen noch immer rund 50 Millionen verschickte Briefe.

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Dies ist die Neuregelung: Ab kommendem Jahr müssen 95 Prozent der Briefe nach drei Werktagen beim Empfänger ankommen. Nach vier Werktagen müssen es 99 Prozent sein. Dagegen besagt die noch bis zum Jahresende 2024 gültige Regel, dass 80 Prozent aller Briefe bereits am nächsten Werktag zugestellt werden müssen. Für 95 Prozent der Briefsendungen gilt der zweite Tag nach der Einlieferung als gesetzliche Pflicht. Das ist deutlich schneller.

Mit Blick auf das Personal der Post sagt Gewerkschaftschefin Dahlhaus: „Die Portoerhöhung wäre richtig, wenn die Post die Mehreinnahmen in die Mitarbeiter investieren würde.“ Dringend nötig wären aus ihrer Sicht etwa bessere Arbeitsmittel und Betriebsmittel. „Wenn die Erhöhung jedoch nur dazu genutzt wird, den Gewinn des Postkonzerns aus dem Briefversand zu erhöhen, halte ich sie nicht für vertretbar“, sagt Dahlhaus.

Veränderte Arbeitsbedingungen für Postboten

Dem Bonner Postkonzern bieten die längeren Zustellzeiten wirtschaftliche Vorteile. Die Post kann flexibler mit den seit Jahren rückläufigen Briefmengen umgehen. Die Postboten müssen nicht mehr jeden Tag in jeder Straße der Stadt ihre Sendungen austragen.

Das heißt aber auch: Statt in festen Bezirken werden die Briefboten in Zukunft in wechselnden Gebieten und Stadtteilen arbeiten. „Die verlängerte Zustellzeit bedeutet für die Postboten eine weitere Verdichtung ihrer Arbeit“, sagt Gewerkschaftschefin Dahlhaus.

Die Steuerung der Sendungsmengen und damit auch des Personaleinsatzes ermöglichen dem Postkonzern Einsparungen. „Wir rechnen dennoch nicht mit einem Personalabbau in der Zustellung. Dazu ist die Personalstärke heute schon viel zu niedrig“, sagt Dahlhaus. Schließlich erreiche die Fluktuation derzeit Rekordwerte.

Quelle: Infografik WELT

Nach den Zahlen haben im vergangenen Jahr rund 8000 Beschäftigte aus der Zustellung die Post auf eigenen Wunsch verlassen. Betriebsbedingte Kündigungen sind im Postkonzern derzeit ohnehin ausgeschlossen. Dies ist in einem Vertrag mit der Gewerkschaft Ver.di für die rund 160.000 Beschäftigten im Brief- und Paketversand der Post festgeschrieben.

Verbraucherschützer sehen die Anhebung des Briefportos kritisch. „Bei den Kunden wird eine derart große Portoerhöhung auf Unverständnis stoßen“, sagt Steffen Persiel, Betreiber des Onlineportals Paketda.de. Das Portal informiert über Veränderungen und Preisvergleiche in der Zustellung von Briefen und Paketen.

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„Mit der neuen Brieflaufzeit rutscht die Post näher an die Leistungen der privaten Briefdienste heran“, sagt Persiel. Diese Postgesellschaften benötigen in der Regel für die bundesweite Briefzustellung bis zu einer Woche Zeit. Bei der Deutschen Post werden es ab dem Jahr 2025 drei Tage sein. „Vielleicht verschafft das den Konkurrenten der Post etwas Aufwind und belebt die Konkurrenz“, sagt Persiel.

Die Gewerkschaft Ver.di beurteilt die Möglichkeiten der Post aus dem neuen Postgesetz in der Zustellung von Briefen wie auch bei der Festsetzung des Briefportos positiv. „Es ist richtig, dass die Finanzierung der für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie für die Wirtschaft wichtigen Dienstleistungen gesichert ist“, sagt Andrea Kocsis, die stellvertretende Ver.di-Bundesvorsitzende. Dadurch würden an Tarife gebundene und mitbestimmte Arbeitsplätze dauerhaft gesichert.

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