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Wirtschaft Unterschiede beim Fernsehen

Kabel, Satellit oder Internet? So jubeln Sie über EM-Tore früher als Ihr Nachbar

Wirtschaftsredakteur
German football fans watching Tv and cheering German football fans watching Tv and cheering
Quelle: Getty Images/Westend61
Wer Fußball am Fernseher verfolgt, sieht Tore mitunter später als sein Nachbar. Das liegt an den verschiedenen Übertragungswegen. Zur EM sorgt Vodafone dabei für eine krasse Änderung. WELT erklärt, wer plötzlich schneller dran ist – und für welche Bundesländer und Sender das Angebot gilt.
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Seit Jahren ist die Reihenfolge im Fußball-TV-Deutschland immer gleich geblieben: Fällt ein Tor, jubeln zuerst die Zuschauer mit Satellitenfernsehen. Danach folgen die Kabelanschlüsse, dann die Zimmerantenne. Ganz am Ende kommt das Tor auch bei all jenen an, die über das Internet das Spiel verfolgen. Bei wichtigen Spielen ist das vor allem im Sommer unangenehm, weil der Torjubel beim Zuschauen im Freien oder bei offenem Fenster eben auch von Menschen gehört wird, bei denen der Ball noch rollt.

Für den größten Kabelnetzbetreiber Vodafone war das Grund genug, das Projekt „Jubel-Booster“ zu starten. Das Ziel: Schneller sein als der Satellit. Nun meldet Vodafone Vollzug – zumindest in 13 Bundesländern.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Fernsehens sollen die Live-Bilder einer Fußballübertragung dort zuerst bei den Zuschauern mit einem Kabelanschluss ankommen, danach erst über Satellit, anschließend über die Zimmerantenne und mit Abstand dann auch beim Internet-Fernsehen. In Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg bleibt aus technischen Gründen bei dieser Fußball-EM erst einmal alles bei der alten Reihenfolge. Dort wird nach Angaben von Vodafone am Jubel-Booster noch gearbeitet.

Damit die neue Hackordnung in großen Teilen Deutschlands nicht nur eine Behauptung von Vodafone bleibt, hat der Anbieter die Übertragungsgeschwindigkeit vom Münchner Marktforscher veed analytics vor und nach dem Zünden des Jubel-Boosters beim Spiel der Deutschen Damen-Nationalmannschaft gegen Polen am 4. Juni an mehreren Kabel- und Internetanschlüssen in München messen lassen.

Ergebnis: Kabelzuschauer durften zwei Sekunden vor dem Sat-TV jubeln. Fünf Sekunden nach dem Kabel kam das Tor dann auch beim Antennenfernsehen DVB-T2 an. Nach zwei weiteren Sekunden beim Internet-TV-Anbieter Waipu.tv. Mit großem Abstand folgten weitere Anbieter von Internet-Fernsehen, bei der Magenta-TV-One-Box der Deutschen Telekom waren es sogar 26 Sekunden nach dem Kabelfernsehen.

„Die Messwerte sind vor allem bei den internetbasierten OTT-Diensten von mehreren Faktoren abhängig und können sich nach Zeitpunkt, Ort, Gerät und Anbieter leicht unterscheiden“, erläutert Bernd Riefler, CEO von veed analytics. OTT steht für Over-the-top und bezeichnet Inhalte, die über eine Internetverbindung angeboten werden, ohne dass der Anbieter selbst Einfluss oder Kontrolle über den Inhalt hat.

Quelle: Infografik WELT

Bis zum EM-Start dürften einige TV-Anbieter an ihrer Technik noch arbeiten. Die Freenet-Tochter Waipu.tv hat bereits angekündigt, während der Fußball-EM die Übertragungsgeschwindigkeit seines TV-Signals der beiden Sender Das Erste HD und ZDF HD zu optimieren.

Dort nennt man die neue Highspeed-Technik „Sport-Modus“, sie soll nach eigenen Angaben die Verzögerungen des Übertragungssignals radikal reduzieren. Voraussetzung dafür ist jedoch der Waipu-TV-Stick. Wer Waipu.tv ohne den TV-Stick beispielsweise über eine App auf seinem Smart-TV schaut, wird von der Verbesserung nichts bemerken.

Die Geschwindigkeit der Signalübertragung hängt vom Weg ab, den sie zurücklegen muss, und von ihrer Verarbeitung. Satelliten-TV war hier in der Vergangenheit führend, weil das Signal von der Kamera über den Ü-Wagen direkt zum Satelliten und dann auf die heimischen Bildschirme ging. Um diese Geschwindigkeit zu übertreffen, hat Vodafone die Leitungszuführung im Kabelnetz umgestellt. Die Signale von ARD und ZDF kommen nun per Glasfaser in die beiden TV-Zentren in Kerpen und Frankfurt-Rödelheim. Früher seien sie auch über Satellit in die Zentren übertragen worden.

Quelle: Infografik WELT
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Zudem werde jetzt für den Zeitraum der Fußball-EM das unkomprimierte TV-Signal aus den Studios der TV-Sender unverändert in der Signalaufbereitung genutzt und dann ins Kabel eingespeist. Dieser Jubel-Booster funktioniere aus technischen Gründen derzeit aber ausschließlich bei Das Erste HD und ZDF HD. Auf den beiden Sendern werden 34 der 51 Spiele gezeigt. Zwölf Spiele laufen bei RTL, fünf exklusiv bei MagentaTV. Letzterer ist zudem der einzige Anbieter, der alle 51 Partien übertragt.

Vodafone kann das Argument des frühen Tores im Kabelfernsehen derzeit gut gebrauchen. Ab 1. Juli entfällt nämlich das sogenannte Nebenkostenprivileg. Dann dürfen die Kabelanschlussgebühren nicht mehr über die Mietnebenkosten eingezogen werden. Das hat zur Folge, dass mehr als zwölf Millionen TV-Kabel-Haushalte neue Verträge abschließen oder sich einen neuen TV-Übertragungsweg suchen müssen. „Mit dem Vodafone Jubel-Booster zeigen wir, was alles noch im Kabel steckt“, sagt Guido Kneuper, TV-Technik-Experte aus dem Vodafone Engineering.

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Doch selbst die schnellste TV-Übertragung hängt der Realität um mehrere Sekunden hinterher. Schneller ist die Live-Übertragung im Radio, aber auch nur, wenn das Signal analog per UKW empfangen wird, was oftmals in älteren Autos der Fall ist. Doch viele Radiohörer empfangen ihre Sendungen digital über DAB+, was wiederum eine digitale Umwandlung nötig macht und eine Zeitverzögerung von mehreren Sekunden bedeutet.

Wer das Tor wirklich in Echtzeit erleben will, muss sich schon im Stadion befinden. Das dürfte nur für die Wenigsten infrage kommen. Alternativ stellt man sich in die Nähe des Stadions auf und hört auf den Torjubel. Dabei sollte man aber seinen Abstand zum Spielfeld berechnen, denn der Schall legt pro Sekunde 343,2 Meter zurück. In trockener Luft und bei 20 Grad Celsius.

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