Erst ein Tankstopp, dann der Absturz: Auf einem Überführungsflug von Texas nach Kalifornien ist eine neue Version des US-Tarnkappenjets vom Typ F-35B im US-Bundesstaat New Mexiko kurz nach dem Abheben vom US-Luftwaffenstützpunkt Kirtland abgestürzt.
Wie auf Bildern in sozialen Netzwerken zu sehen ist, brannte die Maschine in der Nähe des Flughafens auf dem Boden vollständig aus. Der Pilot katapultierte sich mit dem Schleudersitz aus der Maschine und wurde offenbar verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Es ist der zweite Absturz eines F-35-Modells binnen eines Jahres – der erneut rätselhaft erscheint.
Über die Ursache des jüngsten Absturzes am Nachmittag des 28. Mai (Ortszeit) können kurz nach dem Unglück noch keine verlässlichen Angaben gemacht werden. Experten warnen vor schnellen Erklärungen.
Die Palette möglicher Ursachen ist groß und reicht von einem Zusammenprall mit einem Vogelschwarm – das Modell hat nur ein Triebwerk – bis zu Softwareproblemen an dem grob 100 Millionen Dollar teuren Flugzeug. Nach Angaben des US-Fernsehsenders „CBS News“ soll es sich um ein Entwicklungsmodell gehandelt haben, ohne dies näher zu definieren.
Dies ist bemerkenswert, denn derzeit stehen beim Hersteller Lockheed Martin rund 100 F-35 auf Halde, weil sie wegen diverser technischer Probleme und Softwareanpassungen nicht ausgeliefert werden. Experten sprechen von Block 4 und TR-3-Anpassungen.
Jüngst hatte Lockheed Martin eingeräumt, dass sich die bereits verzögerten Anpassungen noch bis Jahresende hinziehen. Insgesamt hat sich das Mammutprojekt über ein Jahrzehnt verzögert und um 209 Milliarden Dollar verteuert, hieß es jüngst in einem Bericht des US-Rechnungshofs. Ausgeliefert wurden weltweit bisher über 990 Exemplare.
Zwischenfälle mit F-35-Flugzeugen
Zuletzt stürzte im September 2023 im US-Bundesstaat South Carolina ein F-35-Modell ab. Dabei kam es zur ungewöhnlichen Situation, dass die Bevölkerung bei der Suche nach dem Wrack mithelfen sollte.
Der Pilot hatte den Schleudersitz betätigt und der Kampfjet flog weiter. Die Trümmerteile wurden erst nach über 24 Stunden gefunden. Die genaue Absturzursache blieb unklar.
Jeder Zwischenfall mit F-35-Flugzeugen und Verzögerungen bei technischen Anpassungen wird auch bei der Luftwaffe und dem Verteidigungsministerium in Berlin genau verfolgt. Deutschland hat als Ersatz für die alten Tornado-Bomber 35 Exemplare vom Typ F-35A für rund 8,3 Milliarden Euro bestellt.
Die Gesamtkosten sollen inzwischen auf knapp zehn Milliarden Euro gestiegen sein. Es sind Maschinen aus der F-35-Flugzeugfamilie, aber nicht genau der Typ F-35B mit Senkrechtlandefähigkeiten, der soeben in New Mexiko ausbrannte. Auf der Luftfahrtmesse ILA in Berlin sollen Anfang Juni erstmals F-35-Modelle in Flugvorführungen zu sehen sein.
Die beiden Abstürze binnen eines Jahres sind bei Weitem nicht die ersten F-35-Exemplare, die durch einen Unfall abgestürzt sind. In den vergangenen zehn Jahren sind bereits gut ein Dutzend F-35 verloren gegangen.
Immer wieder wird auf technische Mängel und die hochkomplexe Technologie des Kampfjets hingewiesen. Zum Teil kam es nach Abstürzen oder nach dem Aufspüren von Schwachstellen zu Flugverboten. Im Mittelpunkt der Probleme steht das Triebwerk, die Software, die Zuverlässigkeit und geringe Einsatzbereitschaft.