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Es naht das Ende des Funklochs

Wirtschaftsredakteur
Kein Empfang in der Natur? Das soll sich bald ändern, versprechen Mobilfunkanbieter Kein Empfang in der Natur? Das soll sich bald ändern, versprechen Mobilfunkanbieter
Kein Empfang in der Natur? Das soll sich bald ändern, versprechen Mobilfunkanbieter
Quelle: Getty Images/Eternity in an Instant
Um flächendeckenden Empfang zu garantieren, sollen sich Smartphones zukünftig mit Satelliten verbinden, wenn der Mobilfunk nicht mehr ausreicht. Das Rennen um den Empfang aus dem All hat längst begonnen. Auch für die Handy-Hersteller könnte der Ausbau von großer Bedeutung sein.

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Schenkt man den Angaben der Mobilfunker Glauben, gibt es praktisch keine Funklöcher mehr. Die Flächenabdeckung in Deutschland liege bei annähernd 99 Prozent, heißt es bei Deutscher Telekom, Vodafone und Telefónica. Nur: Smartphone-Nutzer machen eine ganz andere Erfahrung. Wer sich von Städten und Straßen entfernt, sucht oftmals vergeblich nach einem Funksignal. Wanderer, Bergsteiger, Segler sind in den Ausbauplänen der Netzbetreiber offenbar eine Randnotiz. Mehr nicht.

Doch das soll sich zukünftig ändern, versprechen Vodafone und Deutsche Telekom auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, der weltgrößten Mobilfunkmesse. Künftig, so die Pläne, sollen Satelliten im Weltall zur Telefonzelle werden, wenn das Netz auf dem Boden versagt. „Wir wollen jedem Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort Konnektivität bieten“, sagt Claudia Nemat, die Technikchefin der Deutschen Telekom. „Verbindungsalternativen wie Satelliten spielen eine entscheidende Rolle bei der Ergänzung unseres terrestrischen Netzes, um die Kontinuität der Dienste zu gewährleisten.“

Auf dem MWC hat die Telekom dafür eine Kooperation mit der European Space Agency (ESA) bekannt gegeben, um ein solches hybrides Netzwerk zu bauen. Gemeinsam mit Partnern wie dem Satellitenbetreiber Intelsat habe Telekom die technische Machbarkeit bereits unter Beweis gestellt und dabei eine Kommunikation von einem Smartphone über Plattformen in der erdnahen Stratosphäre zum Satelliten und zurück ermöglicht, heißt es.

Erdnahe Plattformen können dabei schwebende Höhenballons, Luftschiffe oder Motorsegler sein. Bei einem Test über Kroatien sei eine Geschwindigkeit von 200 Megabit pro Sekunde erreicht worden – mehr als heute die meisten Smartphone-Nutzer im normalen Mobilfunknetz erreichen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Mobilfunker T-Mobile US zusammen mit SpaceX angekündigt, dass künftig normale Smartphones in der Lage sein werden, Nachrichten über Satellit zu versenden und empfangen. Ein Beta-Test soll noch in diesem Jahr starten, wenn SpaceX die zweite Generation der Starlink-Satelliten im All positioniert hat. Zunächst werde sich der Dienst auf das Versenden von Textnachrichten von jedem Ort aus konzentrieren, an dem eine freie Sicht zum Himmel bestehe. Mit der Zeit werde T-Mobile daran arbeiten, das neue Netz auch für Sprachanrufe und Datenverbindungen zu nutzen, sagt T-Mobile-Chef Mike Sievert. Die Satelliten verbinden sich bei diesem Dienst über Frequenzen, die T-Mobile bereits in seinem Netz nutzt.

Auch Start-ups beteiligen sich am Rennen um den Mobilfunkempfang aus dem Weltall. „Wir bauen ein System, das mit allen fünf Milliarden Handys abwärtskompatibel ist“, sagt Tyghe Speidel, Mitgründer und Technologie-Chef von Lync Global. Das Unternehmen hat drei Satelliten im Weltall in niedriger Umlaufbahn und baut nach eigenen Angaben derzeit die Erdstationen dazu. Die Satelliten-Konstellation soll nun schnell weiter wachsen.

Kunden würden Wechsel womöglich nicht bemerken

Mit ähnlichen Plänen ist AST SpaceMobile unterwegs. Das Start-up hat im November seinen ersten Satelliten BlueWalker 3 erfolgreich getestet, der im September von der SpaceX-Rakete Falcon 9 ausgesetzt wurde. „Jeder Mensch sollte das Recht auf Zugang zu mobilem Breitband haben, unabhängig davon, wo er lebt oder arbeitet“, sagt Abel Avellan, Chairman und CEO des Unternehmens. Mit 64 Quadratmeter habe der Satellit die größte je in einer niedrigen Erdumlaufbahn ausgebreitete Antenne. Die Pläne von AST SpaceMobile sehen 168 Satelliten vor, eine globale Abdeckung sei aber schon mit 110 Himmelskörpern erreicht.

AST SpaceMobile hat bereits mit mehreren Mobilfunkern Kooperationen geschlossen, darunter auch mit AT&T aus den USA und Rakuten aus Japan. Auf dem MWC in Barcelona zeigt das Unternehmen zusammen mit Vodafone, wie der weltraumgestützte mobile Breitbanddienst funktioniert. „Das System wird dasselbe mobile Funkspektrum nutzen, das bereits von Mobiltelefonen verwendet wird, um eine Verbindung herzustellen, allerdings vom Weltraum aus – ohne jegliche Änderungen an der Hardware oder Software des Telefons“, sagt Vodafone-Sprecher Simon Gordon. „Wir glauben, dass die Lösung weit über einfache Text- oder Sprachanwendungen hinausgehen wird, indem sie einen kontinuierlichen Datendienst mit 4G, 5G und darüber hinaus bietet.“

Vodafone rechnet nach eigenen Angaben mit einer starken Nachfrage nach diesen Diensten via Satellit. Man wolle die Anwendung so einfach wie möglich gestalten. „Sobald sich ein Nutzer über die herkömmliche Abdeckung am Boden hinaus bewegt, würde seine Verbindung automatisch auf das AST SpaceMobile-Satellitennetz umschalten und die Kunden würden weiterhin kommunizieren, wahrscheinlich ohne den Wechsel überhaupt zu bemerken“, sagt Gordon.

Die Vorarbeiten für den Satellitenempfang sind gemacht

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Die Vorarbeiten für den Satellitenempfang auf dem Smartphone sind längst gemacht. Das globale Gremium für Telekommunikationsstandards 3GPP hat dafür den Standard für satellitengestützte nicht-terrestrische 5G-Netze (5G NTN) verabschiedet. Mehrere Unternehmen haben in der Folge Kooperationen angekündigt, darunter das französische Luft- und Raumfahrtunternehmen Thales zusammen mit dem schwedischen Netzausrüster Ericsson und dem Chiphersteller Qualcomm.

Ericsson sieht den Weltraum als eine Möglichkeit an, die mobile Kommunikation widerstandsfähiger zu machen. „Das weltraumgestützte Netz könnte auch als Back-up-Unterstützung für terrestrische Netze bei größeren Netzausfällen oder Katastrophen eingesetzt werden“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.

Systeme, die den Satellitenempfang mit normalen Smartphones ermöglichen, sind noch im Aufbau, ein Regelbetrieb ist noch nicht möglich. Einige Hersteller jedoch haben bereits Anpassungen an ihren Geräten vorgenommen, sodass eine Satellitenkommunikation schon heute möglich ist. Dazu gehört auch Apple. Die iPhone-14-Modelle des Konzerns sind in der Lage, Notfall-Nachrichten über Satellit zu verschicken. „Für ein gutes Gefühl, selbst wenn du kein Netz hast“, wirbt der Konzern dafür auf seiner Website.

Das iPhone14 ist in der Lage, Notfall-Nachrichten über Satellit zu verschicken
Das iPhone14 ist in der Lage, Notfall-Nachrichten über Satellit zu verschicken
Quelle: pa/dpa/Apple Inc.


Doch der Aufwand ist noch groß. Nutzer müssen sich im Freien aufhalten und mit ihrem iPhone dem Verlauf des Satelliten folgen. Eine Animation auf dem Display hilft ihnen zwar dabei, doch das Versenden einer Nachricht kann unter Umständen auch schon einmal einige Minuten dauern. Der Dienst ist für die Nutzer vorerst für zwei Jahre kostenlos. Apple lässt sich das nach eigenen Angaben 450 Millionen Dollar kosten, der größte Teil davon geht an Globalstar, über dessen Satelliten die Kommunikation läuft.

Auf dem MWC zeigt außerdem die Bullitt Group gleich mehrere Geräte, die Nachrichten über Satelliten empfangen und senden können. Der britische Hersteller baut robuste Smartphones für Motorola und Outdoor-Telefone der Marke Cat. Die neuen Geräte sollen nicht nur Notfall-Nachrichten absetzen, sie bekommen auch einen Messenger, mit dem Nutzer untereinander chatten können. Bullitt arbeitet dafür mit dem Chiphersteller MediaTek zusammen.

„Satellitentechnologie für Smartphones ist der nächste große Schritt in der mobilen Kommunikation“, ist JC Hsu überzeugt. Der Manager leitet den Geschäftsbereichs Wireless Communications bei MediaTek. Der Nachrichten-Dienst Bullitt Satellite Connect soll noch im März starten. Nutzer buchen – je nach Zahl der versendeten und empfangenen Nachrichten – Pakete für eine monatliche Gebühr zwischen fünf und 30 Euro. Bullitt lizenziert seine Technologie, sodass andere Smartphone-Hersteller sie in ihre Geräte einbauen können.

Für die Smartphone-Hersteller könnte das ein verlockendes Angebot sein. Tatsächlich haben sie ihre Geräte weitgehend perfektioniert und die technischen Möglichkeiten annähernd ausgeschöpft. Die Displays sind schärfer als das Auge erkennen kann, die Zahl der Kameras auf der Rückseite lässt sich kaum noch sinnvoll steigern und auch bei der Auflösung ist bereits die 200-Megapixel-Marke erreicht, zuletzt mit Samsungs Top-Modell Galaxy S23 Ultra.

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Ein einfaches Mehr scheint neue Käufer nur noch bedingt anzulocken. Fast jeder vierte Smartphone-Nutzer in Deutschland behält sein Gerät heute länger als zwei Jahre, wie der Digitalverband Bitkom jüngst in einer Umfrage ermittelt hat. Vor zwei Jahren war es noch nicht einmal jeder zehnte Nutzer, der sein Gerät so lange in Betrieb hatte.

Der Mobilfunkempfang aus dem Weltall könnte hier neue Begehrlichkeiten wecken. Der Wusch der Nutzer dürfte in anderen Ländern aber noch deutlich größer sein, etwa dort, wo die Netze noch deutlich lückenhafter ausgebaut sind als in Deutschland. In Ländern wie den USA, Kanada und Australien zum Beispiel sind Nutzer es gewohnt, außerhalb des Empfangs zu sein.

Noch verzichtet Samsung auf Satellitenempfang

Trotzdem hat Samsung bei seinem jüngsten Smartphone-Flaggschiff auf den Satellitenempfang verzichtet. Doch das dürfte das letzte Top-Gerät des Marktführers sein, das sich nicht mit Satelliten versteht. „Wenn das richtige Timing, die Infrastruktur und die Technologie bereit sind, würden wir natürlich auch für Samsung Galaxy, für unsere Mobilfunksparte, die Einführung dieser Funktion aktiv in Betracht ziehen“, sagt Samsung-Mobile-Chef TM Roh.

Der Konzern arbeitet selbst an einer solchen Lösung. Ein winziges Modem, das zur Satellitenkommunikation in der Lage ist, hat Samsung bereits entwickelt, wie der Konzern in der vergangenen Woche veröffentlicht hat. Es soll künftig in die hauseigenen Chips mit der Bezeichnung Exynos miteingebaut werden.

Während Starlink, AST SpaceMobile, Lync und Apple mit Globalstar auf Satelliten zugreifen, die sich in nur in wenigen Hundert Kilometern Entfernung um die Erde bewegen, funkt Bullitt mit seiner Lösung über sogenannte geostationäre Satelliten, die rund 36.000 Kilometer über der Erdoberfläche positioniert sind und sich mit der Erde drehen. Dafür werden weniger Satelliten benötigt, sie haben aber auch eine geringere Kapazität.

Interesse am Mobilfunk via Satellit zeigt auch Satelliten-Anbieter Viasat, der gerade dabei ist, seinen Konkurrenten Inmarsat zu übernehmen. Viasat-Chef Mark Dankberg will sogar ein Hybrid-System mit nahen und fernen Satelliten nicht ausschließen, auf das Smartphones zugreifen können.

In jedem Fall dürfte in diesem Jahr die Zahl der Smartphones schnell steigen, die in der Lage sind, Mobilfunk via Satellit zu empfangen. Im Januar hatte der Halbleiterhersteller Qualcomm auf der Consumer Electronics Show (CES) mit Snapdragon Satellite eine Lösung vorgestellt, die Smartphone-Hersteller in der zweiten Jahreshälfte in ihre Modelle einbauen können. Dann verbinden sich die Geräte mit den Satelliten des Anbieters Iridium, die sich in einer niedrigen Umlaufbahn befinden. Im Unterschied zum SOS-System von Apple sollen Nutzer dann auch über das System untereinander chatten können. Chips von Qualcomm stecken heute in den meisten 5G-Smartphones.

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