Butter ist in Deutschland ab sofort deutlich billiger. Etliche Supermärkte und Discounter haben die Preise zum Februar-Start massiv gesenkt. Aldi zum Beispiel, aber auch die Konkurrenten Kaufland und Norma verlangen für das klassische 250-Gramm-Päckchen Deutsche Markenbutter ihrer jeweiligen Eigenmarken nur noch 1,59 Euro.
Das sind 40 Cent oder umgerechnet 20 Prozent weniger als zuletzt. Und dabei geht es nicht um ein kurzfristiges Angebot, sondern um den neuen Normalpreis – mindestens für die kommenden vier Wochen.
Mit Beginn des Monats sind die neuen Verträge mit den Molkereien in Kraft getreten. Deren Laufzeit beträgt allerdings nur einen Monat, meldet der Milchindustrie-Verband (MIV). Im März könnte es also einen neuen Butterpreis geben.
Das aktuelle Niveau liegt nun so niedrig wie zuletzt vor fast zwei Jahren. 2022 waren die Preise kräftig gestiegen, teils sogar auf 2,29 Euro je Standard-Päckchen bei den Eigenmarken. Für Butter von Markenherstellern wie Landliebe, Meggle oder Weihenstephan mussten sogar weit mehr als drei Euro bezahlt werden.
Molkereien zahlen weniger an die Landwirte
Nun dreht sich der Markt. Hintergrund sind sinkende Auszahlungspreise für Milch seitens der Molkereien an die Landwirte. „Aldi hat sich entschieden, die gesunkenen Einkaufspreise weiterzugeben“, heißt es in einer Stellungnahme des Discounters, der sich damit einmal mehr als Preisführer in Deutschland bewähren will. „Durch die deutliche Preissenkung bei einem Artikel des täglichen Bedarfs schaffen wir eine spürbare Entlastung für unsere Kunden.“
Ähnliche Aussagen kommen von Kaufland. „In den vergangenen Monaten waren die Verbraucher von gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie einer hohen Inflationsrate betroffen. Kaufland steht für eine große Auswahl zu niedrigen Preisen. Dazu gehört es aus Unternehmenssicht auch, Preisvorteile direkt an seine Kunden weiterzugeben.“ Und zuletzt habe es eben gesunkene Rohwarenpreise gegeben.
Das war 2022 noch komplett anders. Infolge des Ukraine-Krieges waren die Auszahlungspreise für die Landwirte auf historische Höchststände geklettert. Durchschnittlich 53 Cent haben die Bauern für ein Kilogramm Rohmilch kassiert, meldet der MIV. Das sind 46 Prozent mehr als im Vorjahr. Im November und Dezember lag das Preisniveau sogar bei über 60 Cent im Bundesmittel.
Die Milchbauern haben daraufhin die Produktionsmengen deutlich erhöht. „Viele Landwirte haben die Preisspitzen mitgenommen und ihre Kühe länger als üblich in der Milchproduktion gehalten und erst später zum Schlachthof gebracht“, beschreibt der MIV-Vorsitzende Peter Stahl, der im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender der Allgäuer Molkerei Hochland ist.
Gleichzeitig ist die Nachfrage in den vergangenen Monaten deutlich eingebrochen. Der Butterabsatz zum Beispiel liegt im Zeitraum Januar bis November knapp zehn Prozent niedriger als noch ein Jahr zuvor, wie aktuelle Zahlen von Marktforscher Nielsen zeigen. „Die Verbraucher sparen beim Lebensmittelkauf und verzichten vielfach auf bestimmte Produkte“, beschreibt MIV-Vertreter Stahl.
Diese Kombination aus einem vergrößerten Angebot und geringerer Nachfrage hat dann zu prall gefüllten Lagern bei den Molkereien geführt – und sorgt nun für den kräftigen Preisabschlag, den in den kommenden Wochen auch die Bauern deutlich zu spüren bekommen werden, wie es aus der Branche heißt.
Gestiegen ist damit auch der Druck auf die Markenhersteller im Butterbereich. In den vergangenen Monaten noch hatten sie zu den Gewinnern der Krise gehört, wie Daten der GfK-Group zeigen.
Die Marktanteile waren gestiegen, weil ihre Ware über Monate hinweg stets bei einer der großen Handelsketten in der Aktion zu bekommen war und dabei preislich in etwa auf dem Niveau der Handelsmarken lag. Dadurch haben die Verbraucher eher zur Markenware gegriffen.
Andere Milchprodukte bleiben noch teuer
Nachgegeben hatte auch schon der Preis für sogenannte Blockbutter. Gemeint sind Zehn-Kilogramm-Blöcke, die zum Beispiel von Bäckereien oder Süßwarenherstellern gekauft werden. Deren Preis war zuletzt deutlich billiger als bei der geformten Ware. An der Süddeutschen Butter- und Käse-Börse in Kempten lag die Notierung Ende Januar bei 4,18 bis 4,50 Euro pro Kilogramm. Das ist der niedrigste Stand seit Herbst 2021.
Dass es auch bei anderen Milchprodukten sofort Preissenkungen geben wird, erwarten Branchenkenner nicht. Grund dafür sind die Laufzeiten bei den Lieferverträgen zwischen Industrie und Handel. Die betragen bei Butter oftmals nur wenigen Monate, mitunter auch nur vier Wochen wie jetzt. Bei Käse, Joghurt, Sahne, Trinkmilch und Co. liegen die Laufzeiten meist bei sechs Monaten oder mehr. Und noch laufen die aktuellen Kontrakte nicht aus. Mittelfristig könnten die Preise aber auch dort ins Rutschen kommen.
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