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Wirtschaft Arbeitskampf bei Starbucks

Die Baristi gehen auf die Barrikaden

EU-Korrespondent in Brüssel
Activists Demonstrate Against Starbucks' CEO Howard Schultz Anti Unionization Efforts Outside His NYC Apartment Activists Demonstrate Against Starbucks' CEO Howard Schultz Anti Unionization Efforts Outside His NYC Apartment
Der Unmut unter den weltweit 380.000 Mitarbeitern wächst
Quelle: Getty Images/Michael M. Santiago
Für US-Gewerkschaften war Starbucks lange Zeit tabu: Es schien unmöglich, gegen das Management des Kaffeegiganten anzukommen. Doch nun organisieren sich die Baristi mit großem Erfolg – und nicht nur sie.
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Am Ende fehlten den Anwälten acht Minuten. Das Unternehmen Starbucks hatte sie für eine heikle Mission angeheuert: Sie sollten verhindern, dass sich Baristi in New York gewerkschaftlich organisieren. Ihre Kanzlei ist auf diese Aufgabe spezialisiert und den Amerikanern als „Union Buster“ bekannt, als Zerstörer von allem, was nach Arbeitnehmervertretung aussieht. Doch an einem Freitag im Februar erlitten die Juristen eine Niederlage.

Sie hatten behauptet, die Art, wie die Baristi über die Gründung ihrer Gewerkschaft abstimmen wollten, sei unrechtmäßig. Bis zwölf Uhr sollten sie den US-Behörden ihre Argumentation vorlegen. Sie packten alles in eine E-Mail – doch dann stürzte Outlook ab. Die Anwälte mussten das Programm neu starten und konnten ihre Nachricht erst um 12:08 Uhr verschicken, wie sie in einem Brief an das National Labor Relations Board schreiben. Und das bedeutete: Deadline verpasst.

Es ist ein Kampf, der nicht nur in New York stattfindet, sondern überall im Land. Auf der einen Seite: Starbucks, die größte Kaffeehauskette der Welt, ein Gigant mit 33.000 Filialen und 29 Milliarden Dollar Umsatz. Auf der anderen: 380.000 Mitarbeiter, viele von ihnen unzufrieden mit ihren Löhnen. An mehr als 50 US-Standorten gründeten die Kaffeekocher schon Gewerkschaften, an weiteren 250 stehen Abstimmungen an. Das klingt nach wenig, aber für Amerika ist es eine Sensation.

Anfang April hatten sich schon die Mitarbeiter eines Versandzentrums von Amazon im New Yorker Stadtteil Staten Island organisiert. Gewerkschaften betrachteten beide Unternehmen – Starbucks und Amazon – lange als so etwas wie No-Go-Zonen. Unmöglich, dort etwas zu erreichen, hieß es. Doch nun scheinen sich die Zeiten zu ändern.

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Denn der US-Arbeitsmarkt ist angespannt, 11,5 Millionen Stellen sind derzeit unbesetzt, so viele wie zuletzt vor 22 Jahren. Amerikas Beschäftigte sind daher in einer guten Verhandlungsposition.

Inzwischen hat sogar Big Tech eine Gewerkschaft – in den USA ist die in Deutschland übliche Arbeitnehmervertretung über einen Betriebsrat nicht üblich. Auch aus diesem Grund organisieren sich Gewerkschaften auf Betriebsebene, sogar in Filialen, wie bei Starbucks.

Löhne, die zum Leben reichen

Jahrzehntelang verspürten die Programmierer und Designer des Silicon Valley wenig Not, sich zu organisieren. Schließlich verdienten schon junge Angestellte dort sechsstellig, konnten auf den Campussen ihrer Firmen kostenlos essen, Sport treiben und sich die Haare schneiden lassen. Doch im vergangenen Jahr schlossen sich Google-Angestellte zusammen und gründeten die Alphabet Workers Union.

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Die Tech-Elite kämpft vor allem für Geschlechtergerechtigkeit, die Baristi für mehr Geld. „Wir arbeiten hart”, sagt Aimes Shunk, der Kaffee im New Yorker Flagship-Store des Unternehmens kocht, „deshalb wollen wir Löhne, die zum Leben reichen.“

In Amerika hört man immer wieder von Starbucks-Angestellten, die so wenig verdienen, dass sie sich keine Wohnung leisten können. Shunks Filiale – ein 2000 Quadratmeter großer Prachtbau mit 300 Angestellten und eigener Rösterei – stimmte im vergangenen Monat für eine Gewerkschaft.

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Die ersten Baristi schlossen sich Ende des vergangenen Jahres in der Stadt Buffalo nahe der kanadischen Grenze zusammen. Es handelt sich um eine alte Industrieregion – Amerikaner sprechen vom „Rust Belt“, dem „Rostgürtel“ – mit langer Gewerkschaftstradition. Doch nun, mit Shunks Kaffeehaus, hat die Bewegung Manhattan erreicht, das Herz des Starbucks-Imperiums.

Es ist eine Renaissance: In Amerika waren Gewerkschaften einst stark, verloren dann aber an Bedeutung – und werden nun womöglich wiederentdeckt. Wer zum Beispiel am Ende des 19. Jahrhunderts nach Colorado kam, um in den Rocky Mountains Gold, Silber oder Kohle auszugraben, musste meist in eine Gewerkschaft eintreten. Sogar die Barkeeper und Klavierspieler in den Saloons waren organisiert.

Krieg gegen Rockefeller

Die Gewerkschaften galten als mächtig und kampfbereit. Im Sommer 1913 rief United Mine Workers zu einem Generalstreik gegen die Colorado Fuel and Iron Company auf, einem Bergbaukonzern von John D. Rockefeller. Die Arbeiter forderten höhere Löhne und bessere Schutzmaßnahmen in den Minen – und lieferten sich 1914 einen Bürgerkrieg mit Rockefellers Unternehmen, der Nationalgarde, sogar der später eingeschalteten US-Armee.

Es gab Dutzende Tote. Auch die Frauen und Kinder der streikenden Arbeiter wurden von der Nationalgarde niedergemetzelt. Der Streik gilt heute als das blutigste Kapitel des US-Arbeitskampfes.

Mehr als 100 Jahre später schließen sich in Colorado, dem Land der Cowboys und Goldsucher, nun die Baristi zusammen. Starbucks kämpft dagegen, so wie in New York und weiteren Bundesstaaten.

Man hört Geschichten von Managern, die in die Filialen kommen und jene Mitarbeiter, die mit einer Gewerkschaft liebäugeln, wegen kleinster Verstöße abmahnen – wie zum Beispiel das Nichttragen des Namensschildes auf der Schürze. Andere werden angeblich in Einzelgesprächen bearbeitet oder bekommen die Stunden gekürzt.

Ein anderer Trick: Vor wenigen Tagen kündigte Starbucks an, die Löhne zu erhöhen und die Krankenversicherung zu verbessern, aber nur für Mitarbeiter von Kaffeehäusern ohne Gewerkschaft. Chef Howard Schultz, der das Unternehmen nach zwei Pausen nun zum dritten Mal führt, ist in den USA als vehementer Gegner von Gewerkschaften bekannt. Starbucks, sagte er kürzlich, werde von ihnen „angegriffen“.

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Starbucks setzte vor Kurzem eine Internetseite auf, die Baristi vor dem Beitritt zu einer Gewerkschaft warnt. „Gewerkschaften sind Unternehmen, genau wie Starbucks“, heißt es dort, „nur dass die Gewerkschaften ihr Geld mit Mitgliedsbeiträgen verdienen und nicht mit gutem Kaffee.“

Dem Management sei bewusst, dass sich vieles ändern müsse. Aber das könne am besten in „direkter Zusammenarbeit“ mit den Angestellten erreicht werden – und nicht durch Vermittler. „Wir sind in der Lage, schneller zu handeln als eine Gewerkschaft“, schreibt Starbucks. Und fordert Kaffeekocher, die demnächst über die Gründung einer Vertretung entscheiden müssen, auf: „Stimmt mit Nein“.

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Verbesserungen für Lieferando-Beschäftigte gefordert

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert Verbesserungen für die Beschäftigten beim Essenslieferdienst Lieferando - und hat deshalb vor der Berliner Zentrale protestiert. Die Gewerkschaft fordert unter anderem die Abschaffung des Bonus-Systems für Kuriere.

Quelle: WELT

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