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Wirtschaft Verknappung

Butter, Milch, Käse – nun drohen zehn Prozent Inflation im Kühlregal

Freier Korrespondent Handel und Konsumgüter
Milchprodukte könnten schon bald teurer werden Milchprodukte könnten schon bald teurer werden
Milchprodukte könnten schon bald teurer werden
Quelle: pa/dpa Themendie/Benjamin Nolte
Der Liter Vollmilch für 80 Cent? Die Zeit so günstiger Preise könnte zu Ende gehen. Denn die Produktion sinkt. Und das ist nicht alles: Wer mehr Tierwohl wolle, müsse auch mehr zu zahlen bereit sein, argumentiert der Bauernverband.

Die Preise für Trinkmilch, Käse, Butter und andere Milchprodukte dürften in den nächsten Monaten anziehen. Denn bei den Erzeugerpreisen sei ein „deutlicher Trend nach oben“ zu erwarten, sagte der für die Milchbauern zuständige Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Karsten Schmal, zur Eröffnung einer Branchenveranstaltung in Berlin.

Dahinter stehe eine deutliche Verknappung. Die erzeugte Milchmenge sei um 2,0 bis 2,5 Prozent niedriger als zur gleichen Vorjahreszeit. „Das macht Hoffnung, dass die Menge auch künftig nicht wieder durch die Decke geht“, meinte Schmal.

Die Bauern erhielten im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 32,9 Cent je Kilo fast einen Cent weniger als im Jahr zuvor. Grund dafür war nach Darstellung des Milchindustrieverbandes (MIV) die höhere Produktion auf vielen internationalen Märkten. So stieg die Milchmenge in der EU 2020 auf den Rekordwert von 160,6 Millionen Tonnen.

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In den USA wurde erstmals die Marke von 100 Millionen Tonnen übertroffen, erklärte MIV-Chef Peter Stahl. In Deutschland hatte das Abschmelzen der Erzeugerpreise zu heftigen Bauernprotesten und Blockadeaktionen geführt.

Jetzt könnte diese Phase zu Ende gehen, von der die Verbraucher mit Preisen von oft weniger als 0,80 Euro für einen Liter Vollmilch profitieren. Schmal sprach von sieben bis neun Cent mehr pro Tüte Milch. Das entspräche einem Plus von etwa zehn Prozent. Er hält höhere Preise am Kühlregal für zumutbar. Ohnehin seien Lebensmittel in kaum einem anderen Land so günstig wie in Deutschland, meinte er.

Durchschnittlich geben die Verbraucher nach seinen Angaben lediglich neun Prozent ihres verfügbaren Einkommens fürs Essen aus. Gleichzeitig würden die gesellschaftlichen Forderungen nach ökologisch und ethisch verbesserten Produktionsbedingungen immer häufiger in Gesetzesform gegossen, beispielsweise mit der verschärften Düngemittelverordnung und bei den Themen Tierwohl und Insektenschutz.

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„Wir sind bereit, da mehr zu tun. Aber wenn man das will, dann muss man auch bereit sein, ein paar Cent mehr zu zahlen“, sagte der Milchpräsident des DBV.

Ob auch die Zeit der Bauernproteste vorbei sei, müsse sich erst zeigen. Sie seien Ausdruck der schlechten Stimmung unter den Erzeugern aufgrund einer angespannten wirtschaftlichen Situation. Mit einer im vergangenen Jahr verabschiedeten „Milch-Strategie 2030“ will die Milchwirtschaft die Akzeptanz für Milchprodukte langfristig sichern.

Ein neues Label soll Verbraucher von der Qualität der Milch überzeugen

Mittel dazu soll eine gemeinsame Kommunikationsplattform von Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern sein, die in den nächsten Wochen an den Start gehen soll. Die Konsumenten sollen mit einem neuen Label, der sogenannten QM-Milch, von einer hohen Qualität des einstigen „weißen Goldes“ überzeugt werden, dem heute oft Skepsis entgegenschlägt.

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Das Kürzel steht für „Qualitätsmanagement Milch“, ein Programm, das sowohl den Rohstoff Milch als auch den Erzeugungsprozess mit Kriterien wie Hygiene, Tierarzneimitteln oder Futter berücksichtigt. Die Markteinführung ist für Anfang kommenden Jahres geplant. Im Gespräch ist ein Zusatzlabel QM Tierwohl.

Der Verbraucher legt offenbar mehr Wert auf Genuss

Zur Entspannung bei den Erzeugerpreisen trägt eine gute Inlandsnachfrage bei. So sei bei Konsummilch ein langjährig rückläufiger Trend gestoppt worden, sagte Stahl. Die Käseproduktion in Deutschland sei um 2,5 Prozent auf einen neuen Höchststand von 2,45 Millionen Tonnen gestiegen. In allen Segmenten des Käsemarktes sei Wachstum zu verzeichnen, wobei die Herstellung von Mozzarella am stärksten zugelegt habe. Aber auch Weichkäse und besonders fettreiche Käsesorten seien zunehmend gefragt.

Der Verbraucher lege angesichts der Corona-Beschränkungen offensichtlich wieder mehr Wert auf Genuss, lautet die Schlussfolgerung Stahls. Das wirke sich auch bei Schnittkäse aus. Im vergangenen Jahr sei der Käseverbrauch pro Kopf in Deutschland auf 25,4 Kilogramm pro Kopf gestiegen. Alles in allem seien auch durch die gute Nachfrage Chancen für die Molkereien vorhanden, in diesem Jahr höhere Endverbraucherpreise durchzusetzen.

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