WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistentfür alle Fragen und Lebenslagen
„Die neue Häschenschule“

Fuchs als Veganer – Landwirte „fassungslos“ über Engelke-Kinderbuch

Von Tim Vincent Dicke
Veröffentlicht am 22.03.2024Lesedauer: 3 Minuten
Kinderbuch „Die neue Häschenschule“ von Anke Engelke und Bauernproteste
Kinderbuch „Die neue Häschenschule“ von Anke Engelke: Die Bauern sind seit Wochen ohnehin auf den BarrikadenQuelle: Esslinger Verlag; Fabian Sommer/dpa

Mit dem Buch „Die neue Häschenschule“ will die Schauspielerin Anke Engelke Rollenbilder ins Wanken bringen. Plötzlich sind Hase und Fuchs keine Feinde mehr, der Fuchs Veganer. Der neue Feind ist der Bauer. Landwirte in der echten Welt sind empört.

Anzeige

Eine Neuauflage des Kinderbuchs „Die Häschenschule“ sorgt für deutliche Kritik. Der Verlag vermarktet „Die neue Häschenschule“ mit den Worten: „Die Schauspielerin Anke Engelke reimt und interpretiert neu und so bringt diese Geschichte nicht nur alte Rollenbilder ins Wanken, sondern beendet auch die Feindschaft zwischen Hase und Fuchs.“

Das Original von 1924 handelt von einer Dorfschule, in der Häschen unterrichtet werden. Die Hasenlehrer bringen ihren Schülern alles bei, was für ihr zukünftiges Leben wichtig ist. Auch, dass der Fuchs ihr größter Feind ist. In der Neuauflage ist der Fuchs plötzlich Veganer, wie Anke Engelke selbst auch. Der Feind dagegen ist der Mensch – genauer gesagt der Bauer. Dieser sei für die Tierwelt die größte Gefahr, schließlich versprühe er Gift und benutze große, gefährliche Maschinen.

Anzeige

Lesen Sie auch

In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte Engelke: „Dem Team vom Verlag war wichtig, dass es auch in der neuen Version einen Konflikt oder eine Gefahr gibt. Also haben wir entschieden, die frische Freundschaft von Hase und Fuchs ins Gefahrenzentrum zu packen. Der Schrecken ist jetzt eine große Mähmaschine.“ Sie wolle den Kindern nicht den Wunsch wegnehmen, später einmal Landwirt zu werden. „Aber den Menschen zum Buhmann zu machen, das musste ich für die Geschichte in Kauf nehmen“, erklärte die 58-Jährige.

„Bauern vergiften die Umwelt, Jäger schießen süße Tiere tot“

Dass Landwirte die Rolle des „Buhmanns“ in einem Kinderbuch einnehmen müssen, sorgt innerhalb des Berufsstands für Unverständnis. „Ich bin ehrlich gesagt völlig fassungslos und habe für ein solches Buch keinerlei Verständnis“, sagte Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawczyk gegenüber WELT. „Das ist wieder typisch. Man sucht sich ein Feindbild aus, zu dem man am wenigsten Berührung hat. Und sobald es um die Natur geht, ist der Landwirt der böse“, kritisiert Krawczyk.

Anzeige
Sachsen Bauernpräsident Torsten Krawczyk
Sachsen Bauernpräsident Torsten KrawczykQuelle: dpa/Sebastian Kahnert

Er selbst schätze Engelke sehr, könne aber nicht verstehen, warum die Schauspielerin ihren Namen für ein solch „realitätsverweigerndes“ Buch hergebe. Die Handlung des Buchs sei „Blödsinn“ und es sei absolut unwissenschaftlich, Fleisch- und Pflanzenfresser als beste Freunde darzustellen. „Und wenn schon ein solches Kinderbuch unsachlich ist, wie können wir dann einen sachlichen Diskurs über Ernährung und Landwirtschaft in der Gesellschaft erwarten?“, fragt der Bauernvertreter.

Auch das „Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt“ kritisierte Engelkes Buch. „Bauern vergiften die Umwelt, Jäger schießen süße Tiere tot und Mähdrescher sind gefährliches Teufelszeug“, fasst die Branchenzeitung die Botschaft zusammen. Landwirte würden „verunglimpft und vor allem als Gefahr für Mitmenschen und Umwelt dargestellt.“

Krawczyk geht bei seiner Kritik noch weiter, sieht gar eine gesellschaftliche Gefahr. „Die ländliche Bevölkerung will nach den Bauernprotesten wieder in den friedlichen Diskurs gehen. Und dann bekommst du so ein Buch vorgeknallt. Das ist absolut kontraproduktiv.“ Der herausgebende Verlag Thienemann-Esslinger aus Stuttgart hat auf eine WELT-Anfrage bisher nicht reagiert.