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  5. EM 2024: Italien mit Pleite und Zoff – Der unwürdige Abgang des Titelverteidigers

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EM Italien enttäuscht

Der unwürdige Abgang des Titelverteidigers

Traumtor inklusive – Der hochverdiente Schweiz-Sieg gegen Italien im Video

Die Schweiz zieht gegen desolate Italiener völlig verdient ins EM-Viertelfinale ein. Freuler bringt die Eidgenossen in Führung. Kurz nach der Halbzeit sorgt Vargas mit einem traumhaften Schlenzer für die Vorentscheidung. Die Highlights im Video.

Quelle: MagentaTV

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Der Titelverteidiger ist raus. Italien scheitert im Achtelfinale an der Schweiz. Die Art und Weise ist eines Champions unwürdig. Nationaltrainer Luciano Spalletti findet nach dem italienischen Drama klare Worte.
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Ein kurzer Gang in die Kurve der Tifosi, ein paar aufmunternde Klapser und Klopfer von Nationaltrainer Luciano Spalletti, dann war die Europameisterschaft für den Titelverteidiger vorbei. Italien raus im Achtelfinale. 0:2 (0:1) gegen die Schweiz. Die Squadra Azzurra hatte zwar nie zum engsten Favoritenkreis gezählt, ihr Abgang war eines Titelträgers aber unwürdig.

Wirklich betroffen wirkte in den Momenten nach dem Ausscheiden eigentlich nur Gianluigi Buffon. Italiens Torwartlegende, mittlerweile Team-Manager der Italiener, kauerte noch Minuten nach dem Schlusspfiff auf der Ersatzbank. Vor seinen Augen schlichen die italienischen Spieler teilnahmslos in die Katakomben des Olympiastadions.

„Heute haben wir nicht die richtige Leistung gezeigt. Wir brauchen Spieler, die laufstärker sind. Wir brauchen Spieler, die der Motor dieses Teams sein können“, analysierte Spalletti den erschreckend schwachen Auftritt seiner Mannschaft selbstkritisch. „Wir waren körperlich nicht frisch. Um den Gegner früher zu stören, hätten wir mehr laufen müssen. Aber das sind wir nicht“, erklärte er. Der Trainer wirkte gefasst, dozierte bedacht. Vielleicht die stärkste italienische Leistung an diesem Tag.

Müde Italiener

Schon früh hatte sich abgezeichnet, dass es nicht das Spiel des Titelträgers wird. Ohne ihren besten Feldspieler Riccardo Calafiori – der Innenverteidiger fehlte gesperrt – gingen die Italiener anfangs zwar robust zu Werke. Auf den zweiten Blick war aber schnell klar, dass die Spalletti-Elf immer einen Schritt zu spät in die entscheidenden Duelle rutschte.

Die Italiener wirkten müde, beinahe träge wie nach einem deftigen Essen an einem heißen Nachmittag. Das Spiel bestand aus Fehlpässen und Missverständnissen. Eine Taktik suchte man vergeblich. Auch Spalletti wirkte unzufrieden, winkte mehrmals ab, drehte den Kopf weg, offenbar beleidigt vom Fußball seiner Elf.

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Bitterer Abgang: Nationaltrainer Spalletti schleicht vom Berliner Rasen
Quelle: AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Die Schweizer dagegen hatten Lust auf ein Tor. Nach 24 Minuten zwang Breel Emobolo Gianluigi Donnarumma im italienischen Tor zu einer heldenhaften Parade. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit kamen nicht wenige im Stadion zu dem Schluss: Es ist alles vorbereitet für ein italienisches Weiterkommen. Auf welche Weise auch immer.

Erste Risse erhielt der italienische Nimbus der Unbezwingbarkeit wenig später. Eine der vielen Schlafphasen der Abwehr um Alessandro Bastoni nutzte Remo Freuler zum 1:0 (37.). Im vierten Spiel dieser EM lag Italien zum vierten Mal zurück. Den Schweizern gelangen allein in der ersten Halbzeit sieben Abschlüsse im Strafraum.

Spalletti nahm das Gegentor am Spielfeldrand wie eine Marmorfigur zur Kenntnis. Regungslos. Dann holte der Mister Nicolo Barella, seinen Taktgeber im Mittelfeld, an die Seitenlinie – um ihn an die taktischen Vorgaben zu erinnern, die es offenbar doch gegeben hatte. Eine weitere Gelegenheit zu Nachjustierungen bot sich Spalletti kurz darauf in der Halbzeit.

Entscheidung kurz nach der Halbzeit

Eine mögliche Wirkung seiner Anweisungen verpuffte jedoch sekundenschnell. Nach eigenem Anstoß spielte Italien drei Pässe. Einen zurück, einen quer, einen lang nach vorn. Die Schweiz kombinierte sich nach dem leichten Ballgewinn umgehend vor das Tor von Donnarumma. Während Italiens Abwehrspieler standen und offenbar hofften, schon irgendwie angeschossen zu werden, schlenzte Ruben Vargas den Ball sehenswert ins lange Eck (46.).

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Spalletti versteinerte erneut. Dann klatschte er aufmunternd. Es wirkte hilflos. Erstmals seit dem Finale 2012 (0:4 gegen Spanien) kassierte Italien in einem EM-Spiel mehr als einen Gegentreffer. Der italienische Traum vom Viertelfinale schmolz dahin wie ein Gelato, das in der prallen Mittagssonne auf glühenden Asphalt gefallen war.

Den Italienern konnte man an diesem Abend einen raren Vorwurf machen: Sie spielten leidenschaftslos. Ohne Herz. Ohne Amore zum Calcio. Schon bei der Hymne stand der lautstärkste Sänger an der Seitenlinie. Es war Buffon, wie die TV-Kameras einfingen.

Die Squadra Azzurra umgab vor allem in der Glanzzeit des Torwarts bei großen Turnieren eine Aura der Unbesiegbarkeit. Eine Rettung in letzter Sekunde erschien immer möglich. Der Zweck heiligte dabei oft die Mittel. Gegen die Schweiz landete eine Bogenlampe am Pfosten (51.). Es wäre ein typischer Anschluss für die Italiener gewesen, bei denen das Ausscheiden normalerweise erst dann sicher ist, wenn sie bereits vor dem Finale wieder in Rom gelandet sind.

Spalletti tigerte derweil in seinem Arbeitsbereich umher, offenbar auf der Suche nach einer zündenden Idee. Einem Impuls, den er seiner müden Mannschaft mitgeben könnte. Teilweise gab er seinen Spielern vom Spielfeldrand sogar den nächsten Pass vor; designiert abwinkend, wenn der Ball trotzdem bei einem Gegenspieler oder im Aus landete.

In der Schlussphase kamen die Flanken des Titelverteidigers meist nur noch auf Hüfthöhe im Strafraum an. Kaum zu verwerten für die Stürmer. Es fehlte die Kraft und tief im Innern wohl auch der Glaube an die Wende. In der Abendsonne von Berlin spielten die Italiener phasenweise, als würden sie 2:0 führen. Auch Spalletti entwickelte nur noch einmal sichtbaren Ehrgeiz: Als er ein Handspiel eines Schweizers im Strafraum witterte, gestikulierte er wild. Das war es.

Euro 2024: Schweiz - Italien
Italiens Torhüter Gianluigi Donnarumma streckt sich beim 2:0 der Schweizer vergeblich
Quelle: dpa/Markus Schreiber

Manchmal ließ sein Team noch die berüchtigte Schlitzohrigkeit aufblitzen. Zum Beispiel Matteo Darmian, als er sich nach einem taktischen Foul im Mittelfeld blitzschnell vor den Ball stellte, um einen schnellen Freistoß der Schweizer zu verhindern. Schneller hatte sich an diesem Abend noch kein Italiener bewegt. Es half alles nichts.

„Ich verlasse das Turnier mit der Erkenntnis, dass eine Veränderung hermuss. Das Ergebnis ist nicht so skandalös, wie es jetzt dargestellt wird. Meine Leidenschaft, die ich investiere, ist auch ein Zeichen des Respekts, den ich vor allen Beteiligten habe“, bekräftigte Italiens Nationaltrainer nach dem bitteren Aus.

Spallettis Zwist mit Reporter

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Mit dem nächsten Atemzug betrieb er Eigenwerbung. „Ich hatte nicht genügend Zeit, um meine Idee von Fußball richtig zu vermitteln. Ich habe keine Angst, mich der Kritik zu stellen und meine Spieler zu verteidigen. Wenn mich jetzt jemand fragt, dann sage ich: Ich mache weiter, ich mache weiter, ich mache weiter.“

Argumente hat Spalletti nur wenige gesammelt. Nach dem Auftaktsieg gegen Albanien folgten drei sieglose Partien. Der kraftlose Auftritt der Italiener ermutigte bei der Pressekonferenz einen Schweizer Reporter zu einer frechen Frage: Ob Italien heute ein Fiat Panda und die Schweiz ein Ferrari gewesen sei.

Spalletti hörte sich die Übersetzung zweimal an, lächelte kalt und erwiderte: „Wir müssen alles akzeptieren, auch diese Metapher und diese geschmacklosen Anspielungen“, sprach der Trainer mit ruhiger Stimme. „Wenn man verliert, muss man alles akzeptieren. Sie müssen ein sehr ironischer Mensch sein und deshalb sage ich Ihnen: Sie haben recht.“ Dann ließ er sich den Namen und die Zeitung des Reporters geben und entschwand wie sein Team aus dem Turnier.

Alle Spiele der Heim-EM im Überblick:
Spielplan der EM 2024 mit allen Ergebnissen

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