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Nach den EM-Spielen ins Bordell? Stuttgart erwartet mehr Prostituierte

Fußball-EM 2024: Stuttgart mit seinen rund 630.000 Einwohnern hat in der Innenstadt ein kleines und umstrittenes Rotlichtviertel – vor allem eine Straße mit mehreren Etablissements Fußball-EM 2024: Stuttgart mit seinen rund 630.000 Einwohnern hat in der Innenstadt ein kleines und umstrittenes Rotlichtviertel – vor allem eine Straße mit mehreren Etablissements
Stuttgart mit seinen rund 630.000 Einwohnern hat in der Innenstadt ein kleines und umstrittenes Rotlichtviertel – vor allem eine Straße mit mehreren Etablissements
Quelle: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow
Deutschland wird aufgrund seiner liberalen Gesetzgebung in Bezug auf Prostitution als „Bordell Europas“ bezeichnet. Die Stadt Stuttgart geht davon aus, dass zur EM mehr Prostituierte ihre Dienste anbieten werden.
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Hunderttausende Fans erwartet Stuttgart in den kommenden Wochen zur Europameisterschaft in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Die Fußballanhänger wollen gute Spiele sehen – im Stadion und beim Public Viewing. Und was passiert nach dem Spiel? Die Stadt Stuttgart geht davon aus, dass mehr Prostituierte ihre Dienste anbieten werden – um einer erhöhten Nachfrage gerecht zu werden. Genaue Zahlen nannte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage nicht.

Es würden sich zwar nicht mehr Sexarbeiterinnen nach den Vorgaben des Prostituiertenschutzgesetzes anmelden wollen, hieß es. Allerdings könnten Frauen, die sich in einer anderen Kommune angemeldet hätten, zur EM auch zeitweise nach Stuttgart kommen. Das Innenministerium verweist dagegen nur auf Einzelfälle von angereisten Prostituierten während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.

Stuttgart mit seinen rund 630.000 Einwohnern hat in der Innenstadt ein kleines und umstrittenes Rotlichtviertel – vor allem eine Straße mit mehreren Etablissements. Dort arbeiten nach Auskunft der Stadt allerdings nur rund zehn Prozent der Prostituierten. Andere sind in erster Linie über das Internet zu finden und etwa in Terminwohnungen tätig. In der Landeshauptstadt sind demnach schätzungsweise täglich rund 400 Menschen als Prostituierte tätig, vor allem Frauen.

Drei legale Bordelle mit 75 Zimmern

John Heer, Vorstandsvorsitzender des Verbandes deutscher Laufhäuser, geht ebenfalls davon aus, dass zur EM mehr Frauen nach Stuttgart kommen werden – schätzungsweise etwa 30 bis 40. „Aber wir bewegen uns dann natürlich wieder im Bereich der illegalen Prostitution“, sagte der 57-Jährige, der im Rotlichtviertel ein Laufhaus betreibt. Laut Heer gibt es derzeit drei legale „Häuser“ in Stuttgart mit insgesamt 75 Zimmern. Jedes Zimmer könne von einer Frau belegt werden, sagt er. Er schätzt, dass etwa 20 Frauen in Stuttgart auf den illegalen Straßenstrich gehen.

Die Stadt Stuttgart äußert sich mit Verweis auf Rechtsstreitigkeiten nicht zur Anzahl von Bordellen in der Stadt – sowie zu deren Legalität oder Illegalität. Zum Straßenstrich teilt der Sprecher mit: „Straßenprostitution ist in Stuttgart verboten, kann aber natürlich nicht gänzlich ausgeschlossen werden.“ Seit Ende 2017 seien rund 570 Betriebskontrollen im Stadtgebiet durchgeführt worden – mehr als 20 illegale Betriebe seien untersagt worden.

Deutschland wird aufgrund seiner liberalen Gesetzgebung in Bezug auf Prostitution immer wieder als „Bordell Europas“ bezeichnet. Seit 2002 ist Prostitution in Deutschland nicht mehr sittenwidrig und gilt als normales Gewerbe. Die damalige rot-grüne Koalition wollte mit der Gesetzesänderung die rechtliche und soziale Lage der Prostituierten verbessern.

Passiert ist jedoch aus Sicht vieler Experten eher das Gegenteil: Die Stellung der Bordellbetreiber, der Sexindustrie und der Freier wurde gestärkt. 2017 kam dann das Prostituiertenschutzgesetz. Es macht vor allem gewerberechtliche Vorgaben: Bordelle benötigen seitdem eine Betriebserlaubnis, Prostituierte müssen ihre Tätigkeit anmelden und zur Gesundheitsberatung gehen.

Stuttgart plant keine besonderen Angebote für Prostituierte während der EM

Auch der Bundesverband Nordisches Modell geht davon aus, dass die Prostitution während der EM in Stuttgart zunehmen wird. „Wir haben die Kampagne „#RoteKartefürFreier – für eine EM ohne Sexkauf“ initiiert, um eine breite Öffentlichkeit für die Problematik, auch über die EM hinaus, zu sensibilisieren“, heißt es in einer Stellungnahme. „Unsere Kampagne appelliert an (junge) Männer und potenzielle Freier, Fan zu sein, aber kein Freier zu werden.“

Das Sozialministerium und Landeskriminalamt haben dagegen nach eigenen Angaben derzeit keine konkreten Hinweise darauf, dass vermehrt Frauen zur Prostitution während der EM nach Stuttgart gebracht werden. Während der WM 2006 seien „Einzelfälle“ festgestellt worden, in denen Prostituierte nach Stuttgart gereist seien, teilte das Innenministerium mit.

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Die Stadt Stuttgart plant nach eigenen Angaben keine besonderen Angebote für Prostituierte während der EM. Der zuständige Sozialdienst für sexuelle Gesundheit, Prostitution und Tuberkulose verweist auf ein generell umfangreiches Beratungsangebot. So gebe es etwa im Rotlichtviertel mit dem Café La Strada eine Anlaufstelle für die Frauen vor Ort, sagte Sachgebietsleiterin Christine Winzer.

Bei der Beratungsstelle für Prostituierte gehe man nicht davon aus, dass mehr Prostituierte zur EM nach Stuttgart kommen werden, sagte Winzer. Es gebe allerdings auch kaum verlässliche Zahlen. „Die Kolleginnen sagen: Fußball und Prostitution passt nicht zusammen.“ Die Männer kämen schlicht zum Fußball gucken. Während der Weltmeisterschaft 2006 sei die Beratungsstelle auch „nicht überrannt“ worden. Damals fand unter anderem das Spiel um Platz drei in Stuttgart statt – Deutschland besiegte Portugal 3:1.

dpa/pk

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