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  5. EM 2024: Die historische Chance für Julian Nagelsmann und Manuel Neuer

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EM Nationalmannschaft

Deutschlands historische Chance

Sportredakteur
„Für mich ist er immer noch der beste Torwart der Welt“

Deutschland müht sich im letzten Test vor der Europameisterschaft zu einem Sieg gegen Griechenland. Bis zum EM-Start gebe es noch einige Baustellen, sagt Jimmy Hartwig. Eine Torwartdiskussion will der Ex-Nationalspieler nicht aufkommen lassen.

Quelle: WELT TV

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Trotz einiger Probleme im letzten Test geht Deutschland optimistisch in die Heim-EM. Vor allem die Mischung aus erfahrenen und aufstrebenden Spielern macht Hoffnung. Bundestrainer Julian Nagelsmann setzt kurz vor dem Turnierstart auf ungewöhnliche Maßnahmen.
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Die üblichen Reflexe seiner Branche kennt Julian Nagelsmann nur allzu gut. Und deswegen wusste der Bundestrainer in der Nacht zum Samstag auch direkt, welche Botschaft er nun aussenden musste. Es galt, seinen Torwart Manuel Neuer zu schützen. „Ich lasse keine Diskussion aufkommen, auch wenn es jeder probiert“, sagte er im Anschluss an das mühsame 2:1 (0:1) im letzten Testlauf vor der Heim-Europameisterschaft gegen Griechenland. „Es ist immer das Kreuz des Torhüters: Wenn ein Fehler passiert, führt der meistens auch gleich zum Tor.“

Beim Sieg in Mönchengladbach war Neuer vor dem 0:1 ein schwerer Fehler unterlaufen, als er einen recht harmlosen Schuss von Christos Tzolis vor die Füße des griechischen Stürmers Giorgos Masouras abprallen ließ, der zur Führung für die Gäste traf. Statt Mut und Zuversicht für das Fußball-Großereignis zu sammeln, sah es lange nach einer verpatzten Generalprobe aus. Nur Kai Havertz und Pascal Groß verhinderten mit ihren Treffern einen Stimmungsdämpfer vor dem Turnier im eigenen Land. „Job erledigt“, kommentierte Nagelsmann plakativ. Debatten um seinen unter einer seltsamen Anhäufung von Fehlern leidenden Keeper oder spielerische Armut in der ersten Hälfte gegen die nicht für die EM qualifizierten Griechen prallten an ihm ab. „Der Sieg ist wichtig für die Gesamtstimmung“, sagte er.

40 Prozent glauben an ein neues Sommermärchen

Seit einer Woche hatte der Bundestrainer seine Mannschaft zuvor auf dem Gelände von Ausrüster Adidas auf die EM vorbereitet. Am kommenden Freitag (21 Uhr, ZDF und MagentaTV) steigt in München das Eröffnungsspiel gegen Schottland, es folgen Gruppenspiele gegen Ungarn in Stuttgart (19. Juni) und gegen die Schweiz in Frankfurt/Main (23. Juni). Das bislang letzte Großturnier in Deutschland war die WM 2006, „das Sommermärchen.“ So bald dürfte kein solches Fußball-Ereignis in die Bundesrepublik vergeben werden.

Alles im Blick: Julian Nagelsmann beim Training der Nationalelf in Herzogenaurach
Alles im Blick: Julian Nagelsmann beim Training der Nationalelf in Herzogenaurach
Quelle: dpa/Federico Gambarini

Entsprechend hoch ist die Beachtung: Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reiste zur Mannschaft, kam nach dem 0:0 im Test gegen die Ukraine in Nürnberg am vergangenen Montag in die Kabine und wünschte Erfolg für das Turnier. Die Spieler um Kapitän Ilkay Gündogan applaudierten. Personell musste Nagelsmann rund um den letzten EM-Test gegen Griechenland noch einen Spieler aus seinem Aufgebot streichen: Es traf Alexander Nübel, der als vierter Torwart eingeplant gewesen war.

Mit Blick auf den nun 26 Profis umfassenden Kader ist es die Mischung, die trotz der Probleme im letzten Test recht optimistisch stimmt. Für die Routiniers Neuer, 38, Toni Kroos, 34, und Thomas Müller, 34, ist es die letzte Chance, eine EM zu gewinnen. Sie haben in nahezu allen Wettbewerben triumphiert – einzig dieser Pokal fehlt ihnen. Der Traum vom Triumph ist groß. Auch die Bundesliga-Profis trauen es der Auswahl zu: Bei einer Umfrage des „Kicker“ unter den Spielern gaben knapp 40 Prozent an, dass die deutsche Elf Europameister wird. Dahinter folgen Frankreich, England, Spanien und Portugal. Titelverteidiger Italien erhielt lediglich 1,3 Prozent der Stimmen.

„Begeisterung entfachen“

Seit den Siegen im März gegen Frankreich und die Niederlande hat sich rund um die deutsche Elf viel verändert. Es gibt Parallelen zu der Zeit vor der Heim-WM 2006. Nach der schwachen EM zwei Jahre zuvor in Portugal (Vorrunden-Aus) gab es einen Trainerwechsel, von Rudi Völler zu Jürgen Klinsmann. Junge Spieler wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski spielten sich danach in den Vordergrund. Jetzt sind es Jamal Musiala, 21, und Florian Wirtz, 21, sowie Neulinge wie Chris Führich, 26, vom VfB Stuttgart, seine Klubkollegen Deniz Undav, 27, und Maximilian Mittelstädt, 27, oder der Hoffenheimer Maximilian Beier, 21. „Du hast die große Chance, im eigenen Land vieles zurückzugewinnen“, sagte Schweinsteiger, inzwischen ARD-Experte: „Das durften wir 2006 schon einmal miterleben. Begeisterung zu entfachen ist fast schon wichtiger, als den Titel zu gewinnen.“

Weltmeister Bastian Schweinsteiger (r.) mit Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Schweini“ sieht die EM als große Chance
Weltmeister Bastian Schweinsteiger (r.) mit Bundestrainer Julian Nagelsmann
Quelle: Getty Images/Alex Grimm

Damit ein guter Teamgeist herrscht, empfingen die Nationalspieler kürzlich im EM-Trainingslager in Thüringen ein Spezialeinsatzkommando (SEK) und absolvierten mit den Einsatzkräften der Polizei eine Übung. „Sich gegenseitig zu schützen, füreinander da zu sein, auch in Grenzsituationen immer einen kühlen Kopf zu haben, Lösungen zu finden – das ist was für die Mannschaft“, sagte Nagelsmann. Offensichtlich funktioniert es. Die Stimmung im Team-Camp sei sehr positiv, sagen die Spieler unisono. Der einstige Bundestrainer Rudi Völler, heute DFB-Sportdirektor, steht beim Training oft an der Seitenlinie und hat den Spielern deutlich gemacht, welch historische Chance die EM ist. „Wir haben die richtige Atmosphäre und Stimmung in der Mannschaft“, sagte Neuer.

Nagelsmann hat die Rollen für die Spieler so früh und klar verteilt wie lange kein Bundestrainer mehr. Er unterscheidet unter anderem in „Arbeiter“ und „Zauberer“, in Stammkräfte und Ergänzungsspieler, in Individualisten und Teamplayer. Thomas Müller etwa soll mit seiner Erfahrung sportlich weiter wertvoll sein und als „Connector“, also Bindeglied, zwischen seiner und der jungen Generation wirken. „Er kann mit den Rappern und den Jodlern“, sagt Nagelsmann.

Sollte der Coach Europameister werden, wäre er der jüngste Trainer, der bei dem seit 1960 ausgerichteten Turnier triumphiert. Bislang hält der Spanier José Villalonga mit 44 Jahren und 192 Tagen diese Bestmarke – nach dem Sieg 1964. Nagelsmann hat den Titel als Ziel ausgegeben. Doch bei allem Ehrgeiz: Im Kader ist angesichts der desolaten Turnierbilanz der vergangenen Jahre Demut eingezogen. „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen“, sagte Joshua Kimmich, 29, im Gespräch mit WELT AM SONNTAG: „Wir haben es seit der WM in Katar nicht geschafft, konstant gute Leistungen zu zeigen. Wir sind selbstbewusst, aber wir wissen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.“ Es sei der intensive Wunsch da, „mal das erste Spiel zu gewinnen.“

„Eine Riesenchance“

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Kimmich, als 1995er-Jahrgang ein Vertreter jener Profis zwischen den ganz Jungen und den Routiniers, spielte 2016 sein erstes Turnier, die EM in Frankreich. Seit er zur Startelf gehört, verlor die Mannschaft stets ihr Auftaktspiel: Bei der WM 2018 gegen Mexiko (0:1), bei der EM 2021 gegen Frankreich (0:1), bei der WM ein Jahr später gegen Japan (1:2). „Wir sind immer mit einer Niederlage gestartet. Dann ist Druck drauf“, erklärte Kimmich. Ein Sieg gegen Schottland „kann dir sehr viel Ruhe und Vertrauen geben, dann gehen wir mal mit einem anderen Gefühl in das Turnier und können es auch mal mehr genießen“.

Die historische Chance – Kimmich spürt, dass sie auch zu enormem Druck werden kann. Sein Weg, mit den hohen Erwartungen umzugehen, besteht darin, sich einen Leitsatz vor Augen zu halten: Als Kind träumst du von solchen Spielen und Chancen – als Profi arbeitest du dafür. Man müsse sich bei so wichtigen Spielen wie jenen bei einer EM sagen: „Cool, dass ich die Chance habe und dass ich hier stehen darf.“

Kimmich betonte: „Wir wissen, dass wir eine Riesenchance haben, eine unfassbare Stimmung zu entfachen. Man merkt es da draußen, dass die Leute bereit sind. Sie warten auf uns. Sie warten darauf, dass wir gewinnen. Wir müssen den ersten Schritt machen. Dafür müssen wir bereit sein.“ Die kostenlosen Eintrittskarten für das öffentliche Training der Auswahl am kommenden Montag in Herzogenaurach waren innerhalb weniger Minuten vergriffen.

Nagelsmann geht in Herzogenaurach jeden Morgen joggen, teilweise bereits gegen 7:30 Uhr. Es ist sein Ritual, um die Gedanken zu ordnen. Er hat sich vor dem Turnier eine Dokumentation über die deutschen Basketballer angesehen, die vor einem Jahr die WM gewannen. Der Teamgeist hat ihn beeindruckt. Am Mittwoch besuchte Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert die Mannschaft und sprach mit Nagelsmann. Zudem hat der Fußballlehrer sich Tipps von Weltmeister-Coach Joachim Löw geholt. „Ich fühle mich gut präpariert“, sagte Nagelsmann.

Das Ziel Julian Nagelsmanns: Der EM-Pokal, hier bei einer Präsentation in Berliner Olympiastadion
Das Ziel Julian Nagelsmanns: der EM-Pokal, hier bei einer Präsentation in Berliner Olympiastadion
Quelle: dpa/Sebastian Gollnow

Das Heimturnier ist eine der größten Herausforderungen seiner Karriere. Er fühle sich auch als Botschafter seines Landes und erhoffe sich starke Auftritte seines Teams: „Ich will, dass es mitreißend und begeisternd wird. Ich habe das Amt angenommen mit dem Vorsatz, dazu beizutragen, dass die Deutschen wieder stolz auf ihre Nationalmannschaft sein können.“

Nagelsmann hat das Golden Goal von Oliver Bierhoff beim bislang letzten EM-Triumph 1996 noch vor Augen. Der Widerstandsgeist und „dieses Unbeugsame“ von damals habe ihm sehr imponiert. Jetzt soll seine Mannschaft Großes schaffen. Er animiert seine Spieler dazu, sich in Tagträumen vorzustellen, wie sie den EM-Pokal in die Höhe stemmen. Wie sie diese historische Chance nutzen.

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