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  5. EM-Kader 2016: Schaffen es Robert Huth und Alex Meier?

Meinung Nationalmannschaft

Wenn der Bundestrainer der Bayern-Lobby gehorcht

Franz Beckenbauer (v.) wollte in der Nationalelf mit seinem Bayern-Spezi Georg Schwarzenbeck als Vorstopper zusammenspielen Franz Beckenbauer (v.) wollte in der Nationalelf mit seinem Bayern-Spezi Georg Schwarzenbeck als Vorstopper zusammenspielen
Franz Beckenbauer (v.) wollte in der Nationalelf mit seinem Bayern-Spezi Georg Schwarzenbeck als Vorstopper zusammenspielen
Quelle: pa/Sven Simon
Schaffen Robert Huth und Alex Meier noch den Sprung zur Fußball-EM 2016? Eher nicht, denn Bundestrainer lassen sich nicht gern Spieler in den Kader singen. Wer lieber Franz Beckenbauer vertraute.

Ist schon jemand im EM-Fieber? Einige allzu zeitig produzierte Sonderhefte liegen bleischwer in den Regalen der Buchhandlungen, in vier Monaten kann viel passieren. In dieser Welt sowieso. Aber so langsam geht es los. Nicht weil der Spielplan fertig ist oder der DFB sein Quartier längst gefunden hat, sondern weil wieder die Stunde der Lobbyisten schlägt. Vor jedem Turnier ist es dasselbe: In der Öffentlichkeit wird versucht, Einfluss darauf zu nehmen, wer denn so alles in das Aufgebot des Deutschen Fußball-Bundes gehört.

Das werden unsere Gegner bei der EM in Frankreich

Weltmeister Deutschland hat ein halbes Jahr vor der EM das Losglück auf seiner Seite gehabt. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw muss im kommenden Sommer in der relativ einfachen Gruppe C spielen.

Quelle: DFB

Da taucht regelmäßig manch Vergessener auf. Jetzt also Robert Huth. 31 Jahre, 19 Länderspiele, zuletzt am Ball fürs Vaterland am 2. Juni 2009. Damals war alle Welt überzeugt, dass der etwas hüftsteife Reservist vom FC Chelsea den Anforderungen des modernen Fußballs nicht genügt. Denn der wird zwar mit dem Kopf, aber nicht nur mit der Stirn gespielt. Mit Huth war’s also gut.

Nun, in der Stunde der Abwehrnot, wird der gute Huth plötzlich wieder in den Ring geworfen. Er kickt immer noch in England, aber nun ist er Stammspieler und Tabellenführer – mit Leicester City, dem angesagtesten Treppenwitz des internationalen Fußballs.

Schon starten Zeitungen Umfragen, ob der Kultkicker von der Insel wieder den Adler tragen soll, und unser Europameister Uli Stielike hält das für eine gute Idee. Doch wer es ehrlich mit dem Kandidaten meint, sollte es mit Tacitus halten und besser schweigen. Bundestrainer lassen sich nicht gern Spieler in den Kader singen, manche machen anscheinend gerade dann das Gegenteil.

Die letzten Überraschungen waren Odonkor und Mustafi

Wenn schon überraschende Nominierungen, dann wollen sie es auch als ihre eigene Idee verkaufen. Wie vor der WM 2006, als Jürgen Klinsmann mit David Odonkor ankam. Bei dessen Nominierung fiel die ganze Fachwelt vom Hocker. 2014 fuhr dann ein gewisser Shkodran Mustafi mit zur WM, den nicht mal Kapitän Philipp Lahm kannte.

Die Tür ist also nie ganz zu, aber öffnen will und muss sie der Bundestrainer schon selbst.

Sepp Herberger hat sich vor dem Triumph von Bern 1954 auch nicht beirren lassen, ignorierte fast all die guten Ratschläge – mal abgesehen von Werner Liebrich. Aber für Lauterer hatte der Bundestrainer sowieso ein Faible. Längst vergessene Namen kursierten da wie Schlienz, Schmutzler oder Weilbächer, und Toni Turek wollten sie ihm aus dem Tor schreiben. Vielleicht wäre dann ein gewisser Heinz Kubsch aus Pirmasens unser "Fußballgott" geworden, vielleicht aber auch nicht.

Der junge Helmut Schön war nicht ganz so standhaft und gab dem Pressewirbel um BVB-Linksaußen Lothar Emmerich 1966 nach – was er bitter bereute. "Emma" enttäuschte in England kolossal, aber nach seinem Traumtor gegen Spanien konnte Schön ihn nicht mehr rausnehmen, nicht mal während des Spiels – es war die letzte WM ohne Auswechslungen. Darunter hatten künftige Spielergenerationen zu leiden.

Die Bayern-Lobby gab es schon immer

Wie oft hieß es in der Sportpresse: "XY, ein Mann für Schön?" Doch der Bundestrainer ließ es schön bleiben, sich treiben zu lassen. Viele hätten sich etwa geeignet, Vorstopper zu spielen: Charly Körbel aus Frankfurt, Peter Nogly aus Hamburg oder Uwe Kliemann aus Berlin – doch Schön hielt an seinem "Katsche" Schwarzenbeck fest, auch weil er keinen Ärger mit dem "Kaiser" haben wollte. Die Bayern-Lobby – es gab sie schon immer. Und ein Manfred Burgsmüller konnte für Dortmund treffen, wie er wollte, Turniere fanden stets ohne ihn statt.

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Auch andere Bundestrainer gaben wenig bis nichts auf die allzu laut geäußerten Ratschläge. Jupp Derwall nahm Franz Beckenbauer nicht mit nach Spanien – und das war auch gut so. 1982 war der "Kaiser" schon 36 und verletzungsanfällig, wollte auch selbst gar nicht. Aber er hatte seine Bataillone bei der Presse.

Diese Stars fehlen bei der EM in Frankreich

Ob Arjen Robben, Nemanja Matic, Henrikh Mkhitaryan oder Lord Nicklas Bendtner. Die Liste der Stars, die die Qualifikation für die EM mit ihrer Nationalelf verpasst haben, ist lang.

Quelle: Die Welt/Omnisport Sport

Gerade bei gewissen Stürmertypen blieb die Tür stets zu. Bochums dynamischer, aber spielerisch limitierter Stefan Kuntz oder Stuttgart-Quirl Fritz Walter wurden sogar als Torschützenkönige in Turnierjahren ignoriert, ob von Beckenbauer oder von Berti Vogts. Rudi Völler ließ sich Feingeist Mehmet Scholl vor der WM 2002 selbst durch eine Internetpetition nicht aufschwatzen, und auch er ließ in jenen Tagen einen Torschützenkönig links liegen: Martin Max von 1860 München.

Keine Chance für Kießling und Kuranyi

Zuletzt wurden aus Frankfurt Stimmen laut, den 33-jährigen Alex Meier zu holen, der im Vorjahr die Kanone gewann und weiterhin regelmäßig trifft. Wo doch jeder weiß, dass unser Bundes-Jogi lieber den wuseligen Stürmer nimmt. Deshalb sind ja auch Stefan Kießling und Kevin Kuranyi schon lange Ex-Nationalspieler, obwohl sie ihre Fans haben oder hatten.

Die Ausnahme von der Regel bildet Mario Gomez, mit dessen Rückkehr in den Weltmeisterkader die Nation im November überrascht wurde. Aber nach dem hatte ja keiner gerufen.

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