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Fußball DFB-Historie

Löw knackt Uraltrekord – und keiner merkt‘s

Nationalelf hat die Lehren aus der EM-Quali gezogen

In der Qualifikation für die EM in Frankreich hat das DFB-Team ebenso wie später beim Turnier nicht überzeugt. In der Quali für die WM läuft es bislang besser und das soll gegen Nordirland so bleiben.

Quelle: Die Welt/Sport

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Während die Statistiker darauf warten, dass Joachim Löw mit seinem 94. Sieg Sepp Herbergers Rekord einstellt, ist die alte Bestmarke längst gefallen. Der Grund: historische Irrungen und Wirrungen.

Der Start in die WM-Qualifikation verläuft wunschgemäß. Zweiter Sieg im zweiten Spiel, nach dem 3:0 gegen Tschechien steuert der Weltmeister unbeirrt Kurs auf Russland, wo 2018 der Titel verteidigt werden soll. Mit dem Trainer, der ihn schon 2014 gewonnen hat. Damit ist Joachim Löw bekanntlich einer von vier Deutschen, denen das gelungen ist: Außer ihm waren es noch Sepp Herberger (1954), Helmut Schön (1974) und Franz Beckenbauer (1990).

Seit dem 3:0 gegen die Tschechen hat nur noch Herberger mehr Länderspiele (offiziell 167) betreut als Löw (140), aber spätestens seit Samstag ist Löw der statistisch erfolgreichste deutsche Nationaltrainer – denn keiner hat mehr Siege errungen (93). Das hat bloß keiner bemerkt. Eigentlich wurde bisher angenommen, dass er Sepp Herberger (offiziell 94 Siege) frühestens am Dienstag beim Spiel gegen Nordirland (20.45 Uhr, RTL live) einholen kann. Doch Herberger hat nur nur 92 Siege errungen.

Der Fehler hängt mit den Wirren um die Ablösung von Herbergers Vorgänger, dem ersten Reichstrainer Dr. Otto Nerz, im Olympia-Jahr 1936 zusammen. Unter dessen Leitung wurde das einzige Länderspiel, das Adolf Hitler jemals live sah, verloren. Der „Führer“ eilte am 9. August 1936 wutentbrannt aus dem Berliner Poststadion nach dem peinlichen 0:2 gegen Norwegen, das das Olympia-Aus bedeutete – und das Ende von Nerz‘ Amtszeit markieren sollte. Doch wann hörte Nerz wirklich auf? Das wurde nicht immer korrekt wiedergegeben.

Nerz wollte Herberger verhindern

Fakt ist, dass Nerz-Assistent Herberger als Betreuer beim nächsten Spiel in Polen (1:1) am 13. September 1936 dabei war. Doch zwei Tage später schrieb das Fachblatt „Fußball“ knapp als Antwort auf eine Leser-Anfrage: „Dr. Nerz ist nach wie vor Trainer der deutschen Nationalmannschaft.“

Nerz war nur, wie es Herberger-Biograf Jürgen Leinemann schrieb, in einen „Strafurlaub“ geschickt worden. Am 22. September stellte dann die „Berliner Zeitung“ Herberger als „alleiniger Fußball-Reichstrainer“ vor, was ihm selbst neu und zudem voreilig war. Das folgende Spiel in Prag am 27. September (2:1) leitete nämlich wieder Nerz.

Es war ein Ränkespiel um Macht und Posten. Nerz machte seinen Einfluss geltend und wollte Herberger verhindern. Die gleichgeschaltete Presse wagte es nicht, das heikle Thema zu behandeln. Dass in einer Organisation der NSDAP, dem „Fachamt Fußball im Reichsbund für Leibesübungen“, Chaos herrschte, durfte ja nicht sein. So wurde die Sache auch im Spielbericht des „Fußball“ in drei Zeilen abgehandelt.

Der Fehler schleppte sich durch die Jahrzehnte

Reporter F. Richard schrieb: „ Die erste Frage, in der man in Prag von 20 Seiten bestürmt wurde, war: ‚Was ist mit Nerz?‘ Ich konnte nur antworten: ‚Wartet man das Spiel ab.‘ Das Spiel hat für Nerz entschieden.“ Kurios: Deutschland gewann an jenem Doppel-Spieltag auch 7:2 gegen Luxemburg – damals kam es öfter vor, dass auch die B-Elf den Termin nutzte. Als offizielle Länderspiele galten auch diese Partien. Mit beiden Spielen hatte Herberger nichts zu tun, aber in den Statistiken, allen voran dem Leitmedium für Fußball-Fakten, dem „Kicker-Almanach“, werden sie ihm zugerechnet.

So plant Joachim Löw seine Vertragsverlängerung

Bundestrainer Joachim Löw hat ausgeschlossen, noch einmal Trainer in der Bundesliga zu werden. Nun wird erwartet, dass er seinen Vertrag beim DFB über die WM 2018 hinaus verlängert.

Quelle: Die Welt/Sport

Ein Fehler, der sich durch die Jahrzehnte geschleppt hat und mit dem vermeintlichen Debüt von Warschau zusammenhängt, als Herberger Nerz ja nur vertrat und offiziell als „Begleiter“ firmierte. Statistiker späterer Genrationen fingen einfach von da an zu zählen, aber so einfach war es nicht.

Bezeichnend war Herbergers Schreiben an Nerz vom 30. September 1936, das Leinemann zitiert: „Was ist denn eigentlich an der Nachricht, die mich zu ihrem Nachfolger macht? Ich finde die Situation geradezu komisch: die ganze Welt weiß davon, von überall her bekomme ich Glückwünsche, nur ich habe keine Ahnung, was eigentlich los ist.“

Ein „unbetreutes“ 1:1 in Warschau

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In den folgenden vier Partien – es gab im Oktober noch eine Reise nach Schottland und Irland – war wieder Nerz verantwortlich. Hier gab es zwei Niederlagen. Offiziell gab Herberger erst am 15. November 1936 (2:2 gegen Italien), zwölf Tage nach seiner Ernennung, sein Debüt als Cheftrainer. Nerz schied freiwillig aus, um sich der Lehre an der Reichsakademie zu widmen. Das „Fachamt Fußball“,  in das der DFB aufgegangen war, stiftete indes weitere Verwirrung mit dem Satz: „…die Aufstellung der Nationalmannschaft bleibt Dr. Nerz anvertraut.“

Otto Nerz war zunächst eine Art Supervisor für Herberger, gegen den es noch Vorbehalte gab. Aber schon Nerz musste seine Aufstellungen vom Fachamt genehmigen lassen, die ersten Nationaltrainer waren in erster Linie Übungsleiter. Solche Feinheiten können in Statistiken unmöglich berücksichtigt werden – und das wurden sie auch nicht.

Tatsache ist: Die bis in die Gegenwart transportierten Herberger-Zahlen sind seit über 50 Jahren (1964 trat er zurück) falsch. Korrekt müsste es heißen: 162 Spiele (statt 167), 92 Siege (statt 94), 26 Remis (statt 27), 44 (statt 46) Niederlagen. Was mit dem quasi „unbetreuten“ 1:1 von Warschau zu geschehen hat, möge der DFB entscheiden. Auf Jogi Löws in Hamburg aufgestellten Rekord hat es keinen Einfluss.

Das sagt das DFB-Team zum Ende der Sturmflaute

Deutschland hat Tschechien in der WM-Qualifikation überzeugend mit 3:0 geschlagen. Vor allem der zuletzt kritisierte Angriff funktionierte und war wieder erfolgreich.

Quelle: Die Welt/Sport

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