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Sport Gordon Herbert

„Der Alkohol half, den Tag zu vergessen“, gesteht der Bundestrainer

Gordon Herbert im Rampenlicht. Abseits kämpft er gegen Depressionen Gordon Herbert im Rampenlicht. Abseits kämpft er gegen Depressionen
Gordon Herbert im Rampenlicht. Abseits kämpft er gegen Depressionen
Quelle: dpa/Daniel Reinhardt
Gordon Herbert ist der Mann hinter dem WM-Triumph der deutschen Basketballer, ein gefeierter Coach, der nun die Olympiahoffnungen trägt. In einem Interview spricht er nun ausführlich über seine Depressionen und von Scham und falschem Stolz.

Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert hat bemerkenswert offen über psychische Probleme in seiner Zeit als Chefcoach gesprochen. Aus seinen Worten wird deutlich, dass dies Thema immer noch ein gesellschaftliches Tabu ist, auch wenn sich in den vergangenen Jahren viel getan hat. Weltklassesportler wie unter anderem Lindsey Vonn, Ian Thorpe und Michael Phelps waren mit ihren Depressionen an die Öffentlichkeit gegangen, weitere Sportstars wie Simon Biles mit mentalen Problemen anderer Art.

In einem Interview des „Stern“ sagte der 65 Jahre alte Kanadier nun: „Wer sich zu seinen Depressionen bekennt, bekommt dies als Schwäche ausgelegt. Ich kann heute freier über dunkle Zeiten in meinem Leben sprechen, als ich es vor dem Titelgewinn gekonnt hätte. Lange dachte ich, ich setze meine Karriere aufs Spiel, wenn ich sage: Ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe.“

Herbert war im vergangenen Sommer überraschend Weltmeister mit dem DBB-Team geworden – ein historischer Triumph. Die erste Finalteilnahme einer deutschen Basketball-Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft endete in Manila mit dem Sieg gegen Serbien und somit dem Titelgewinn. Die Euphorie war gigantisch.

Gordon Herbert sei „müde von seinem Leben“ gewesen

Die schweren Phasen erlebte der Trainer nach eigener Schilderung unter anderem im Herbst 2010, als er noch für die Skyliners aus Frankfurt arbeitete. Er habe in einem Trainingslager ein paar Worte an die Mannschaft richten wollen. „Aber plötzlich konnte ich nicht mehr sprechen. Mein Kopf war leer, ich war orientierungslos, komplett verloren in dieser Halle. Da war nur noch ein Gefühl in mir: Panik“, erzählte Herbert, über den im Juni das Buch „Die Jungs gaben mir mein Leben zurück“ erscheint.

Sein Assistenztrainer habe den Ernst der Lage sofort erkannt. „Ich bin in Begleitung zurück nach Frankfurt gereist. Dort kam ich in eine psychiatrische Klinik. Die Ärzte diagnostizierten eine akute Depression“, schildert der Trainer.

Auch Alkohol spielte in den dunklen Phasen eine Rolle, wie Herbert eingestand. „Der Alkohol half mir, den Tag zu vergessen. Es war nie übermäßig viel, aber auch nicht gesund. Ich mochte mich als Mensch nicht mehr“, sagte der Kanadier. Er sei „müde von seinem Leben“ gewesen und tat sich schwer, offen mit der Diagnose umzugehen. „Was ich auch lernen musste während meiner depressiven Episoden, war zu sagen: Ich brauche Hilfe. Ein einfacher Satz, aber so schwer auszusprechen, aus Scham und falschem Stolz.“

Herbert pausierte zunächst und kam nach seiner Rückkehr wieder nach Frankfurt. „Immer stärker hatte ich das Gefühl, dass ich fertig bin mit dem Basketball. Das Coaching hatte mich viel Kraft gekostet. Ich wollte meine Karriere beenden“, berichtete Herbert. Im Sommer 2021 übernahm er dann die Nationalmannschaft und führte Dennis Schröder und Co. in zwei Jahren zu EM-Bronze und WM-Gold. Bei den Olympischen Spielen in Paris ist das Team in diesem Sommer Mitfavorit.

dpa/mel

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