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Sport BVB und Leverkusen

Totgesagte leben länger – deutsche Vereine und ihre Erfolge in Europa

Leverkusens Spieler feiern mit Trainer Xabi Alonso den Einzug ins Finale der Europa League Leverkusens Spieler feiern mit Trainer Xabi Alonso den Einzug ins Finale der Europa League
Leverkusens Spieler feiern mit Trainer Xabi Alonso den Einzug ins Finale der Europa League
Quelle: dpa
Was für eine Woche für die Bundesliga: Mit Dortmund und Leverkusen ziehen zwei Vereine in europäische Endspiele ein. Die wiedererlangte Stärke hat gute Gründe. Dem totgesagten deutschen Fußball könnte ein traumhafter Sommer bevorstehen.

Es waren epische Jubelszenen: Die Leverkusener Spieler rannten vor ihre Kurve und stürzten sich vor lauter Glück auf- und übereinander. Die Fans sangen „Bella Ciao“. Das Team hatte tatsächlich auch das 49. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage überstanden und es auf der unglaublichen Reise auch noch in das Endspiel der Europa League geschafft. „Das ist Gänsehaut pur, als Kind träumt man davon“, sagte Spielgestalter Granit Xhaka nach dem 2:2 im Rückspiel des Halbfinales gegen Rom am Donnerstagabend (Hinspiel: 2:0): „Wenn man so spät noch den Ausgleich macht und ins Finale einzieht – das ist unglaublich.“

Sein Glück gar nicht fassen konnte auch Marco Reus. Ausgerechnet Reus, der im Sommer „seinen“ BVB verlassen wird, hatte am Dienstag im Parc des Princes zu Paris vor dem Gästefanblock gestanden und das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Gemeinsam mit den Anhängern schmetterte der 34-Jährige einen alten Gassenhauer, der in dieser Saison ein nicht für möglich gehaltenes Revival erlebt: „Erste Runde Krankenschein, dann die Oma tot, Überstunden nehmen wir zu Not. Dann kommt die Kündigung – scheißegal! Borussia Dortmund international! Europapokal!“

Paris Saint-Germain v Borussia Dortmund: Semi-final Second Leg - UEFA Champions League 2023/24
Marco Reus als Vorsänger in Paris
Quelle: Getty Images/Matthias Hangst

Borussia Dortmund international? Das war in den zurückliegenden Jahren so unspektakulär wie etwa die Vorstellungen des FC Porto, des OSC Lille oder von Panathinaikos Athen. Zwar regelmäßig in der Champions League dabei, gelegentlich wurde auch die Vorrunde überstanden – doch dann war meist Schluss. Dass es ausgerechnet der BVB ins Finale der Fußball-Königsklasse geschafft hat, ist ein schwarz-gelbes Märchen – eines, das die Fans träumen und die nicht wenigen Kritiker verstummen lässt. „Die können jetzt auch mal die Schnauze halten“, sagte Dortmunds Kapitän Emre Can.

Nein, können sie nicht. Denn die besondere Woche des deutschen Fußballs verdient eine Würdigung: Der BVB konnte sich auch am Dienstag im Rückspiel mit 1:0 bei Paris St. Germain durchsetzen und spielt nun am 1. Juni in London gegen Real Madrid um den Henkelpott. Leverkusen trifft im Europa-League-Finale am 22. Mai in Dublin auf Atalanta Bergamo und kämpft um den zweiten von drei möglichen Titeln – drei Tage darauf bestreitet die Mannschaft von Xabi Alonso das DFB-Pokalfinale gegen Kaiserslautern. Dazu kam mit den Bayern noch ein weiterer Halbfinalist, der am Mittwoch erst denkbar spät im Duell mit Real Madrid seinen Traum vom Champions-League-Finale beerdigen musste.

„Ein klares Zeichen“

„Der deutsche Fußball ist viel, viel stärker, als er oft gesehen wird“, sagte Hans-Joachim Watzke WELT AM SONNTAG. Die starken internationalen Auftritte der Bayern, selbst wenn sie es nicht nach London geschafft haben, der Leverkusener und seines Klubs hätten bewiesen, dass es sehr wohl noch möglich sei, auch europäische Maßstäbe zu setzen – selbst gegen deutlich finanzstärkere Gegner. Für den Vorsitzenden der Geschäftsführung des BVB und Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) kommen die Erfolge keinesfalls aus dem Nichts: Die Bundesliga sei besser als ihr Ruf, gerade auch im Vergleich mit der englischen Premier League und der spanischen La Liga. Das hätten bereits die vergangenen Jahre angedeutet – mit dem Champions League-Sieg der Bayern 2020 und dem Triumph von Eintracht Frankfurt in der Europa League 2022.

Doch die aktuelle Saison mit zwei deutschen Final-Teilnehmern übertrifft selbst Watzkes Erwartungen. „Das ist natürlich auch eine Momentaufnahme, die du nicht jedes Jahr so darstellen kannst. Doch es ist ein klares Zeichen, dass wir wettbewerbsfähig sind – selbst unter deutlich erschwerten Bedingungen“, erklärte er.

Damit sind die ungleichen Finanzierungsmodelle und -volumen der deutschen Klubs im Vergleich zu den internationalen Top-Vereinen gemeint. Vor allem das Halbfinale zwischen dem BVB und PSG war unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten so etwas wie ein Rennen zwischen einem Paddel- und einem Schnellboot. Während die Dortmunder ihre Stars immer wieder verkaufen mussten, hat der französische Vorzeigeklub, an dem seit 2011 die Katar-Sports-Investment-Gruppe die Mehrheit hält, insgesamt knapp eine Milliarde Euro allein an Ablösesummen investiert. Das Gehaltsvolumen des Pariser Kaders ist dreimal so hoch wie das der Dortmunder.

Krasser können Gegensätze kaum sein. Doch erfolgreicher Fußball ist unverändert nicht nur die Folge von Kapitaleinsatz. „Wir haben unsere eigenen Fähigkeiten, unsere Mittel. Das ist der deutsche Weg“, sagte Watzke stolz. Dieser Weg – früher wäre von deutschen Tugenden die Rede gewesen – basiert auf Spielerentwicklung, Mentalität und Begeisterungsfähigkeit. Es ist wieder schwer, deutsche Mannschaften zu bezwingen, weil sie nie aufgeben. Hinzu kommt: Seit der Saison 2022/23 sind international wieder Stehplätze zugelassen. Bei den Heimspielen des BVB bedeutete dies: 15.000 Zuschauer mehr – und deutlich mehr Stimmung. Watzke ist überzeugt: Gerade bei den engen Viertel- und Halbfinalspielen gegen Atlético Madrid und Paris sei die bedingungslose Unterstützung der Fans ein Faktor gewesen. In jedem Fall gilt: Die deutschen Stadien waren 2023/24 international die stimmungsvollsten.

„Es ist uns leider nicht gelungen“

In einem Jahr, in dem der deutsche Fußball mit der EM-Ausrichtung ohnehin im Blickpunkt steht, wurden auf Klub-Ebene Maßstäbe gesetzt. Es hätte nicht viel gefehlt, und es wäre zur Neuauflage des deutschen Königsklassen-Endspiels von 2013 gekommen, als die Bayern die Dortmunder mit 2:1 bezwingen konnten – ebenfalls in Wembley. „Es war unser Traum, eine bisher außergewöhnlich gute Champions-League-Saison mit einem deutschen Finale zu krönen. Es ist uns leider nicht gelungen“, sagte Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen beim Mitternachts-Bankett nach der 1:2-Niederlage bei Real Madrid. Das Hinspiel war 2:2 ausgegangen. Ausgerechnet der deutsche Branchenprimus, der die Saison titellos beenden wird, spielte nicht mit – ein Fehler von Torwart Manuel Neuer und eine umstrittene Abseitsentscheidung trugen dazu bei.

Real Madrid v FC Bayern München: Semi-final Second Leg - UEFA Champions League 2023/24
Präsident Herbert Hainer (l.) und Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen während des Spiels der Bayern in Madrid
Quelle: Getty Images/Alexander Hassenstein
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Für die Bayern endet das Spieljahr frustrierend – was zum Teil ihren hohen Ansprüchen, aber auch einer kuriosen Aneinanderreihung von eigenen Fehlern geschuldet ist: den Fehlbesetzungen an der Vereinsspitze, dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel, dem (zu) frühen Entschluss, sich auch von Tuchel schon zum Saisonende wieder zu trennen, die peinliche Suche nach einem Nachfolger mit vielen Absagen. In Madrid blieb Dreesen nichts anderes übrig, als das alte „Mia san Mia“ zu beschwören und das Finale 2025 in München anzupeilen. „Das ist jetzt unser großes Ziel“, sagte der Bayern-Chef.

Dreesens Kollege Watzke hätte sich in London auf die Bayern gefreut, kann aber auch mit der Alternative gut leben. Mit Madrids Boss Florentino Pérez ist er befreundet. „Wir haben uns schon häufig gesagt: Einmal müssen wir ein Finale gegeneinander spielen. Wir hatten aber beide nicht gedacht, dass das klappt, weil wir ja schon im fortgeschrittenen Alter sind“, so der 2025 scheidende BVB-Chef: „Real ist der größte Verein der Welt, mehr geht eigentlich nicht – wenn es schon nicht die Bayern werden.“

Es könnte ausnahmsweise auch ohne die Bayern ein traumhafter Sommer für den deutschen Fußball werden.

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