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Als Beckenbauer sein Bett mit dem Trainer teilte

Trainer Dettbar Cramer (l.) war einer der Förderer Franz Beckenbauers Trainer Dettbar Cramer (l.) war einer der Förderer Franz Beckenbauers
Trainer Dettbar Cramer (l.) war einer der Förderer Franz Beckenbauers
Quelle: dpa
Heutzutage ehrt der Deutsche Fußball-Bund seine Hochbegabten mit der Fritz-Walter-Medaille. Dass diese dem Ehrenspielführer in jeder Hinsicht nacheifern, mag niemand ernsthaft annehmen. Sicher ist, dass sie Obhut benötigen – wie einst der junge Franz Beckenbauer.

Die Zukunft des deutschen Fußballs geht Mittwoch aufs Wasser, aber hoffentlich nicht baden. Auf der MS „Jan von Werth“, einem 40 Meter langen Ausflugsschiff, ehrt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Köln seine Hochbegabten auf dem Rhein mit der Fritz-Walter-Medaille – zum dritten Mal bereits.

Neun junge Männer der Jahrgänge 1988 bis 1990 und drei Juniorinnen bekommen an Bord ein Gefühl von Olympia. Gold, Silber, Bronze, Applaus und Geld.

Ihre Namen sind nur Insidern bekannt. Der Goldjunge des Jahrgangs 1988 ist Benedikt Höwedes von Schalke 04, der Gladbacher Markus Marin überstrahlt alle Neunundachtziger und Patrick Funk aus Stuttgart ist der Primus der Neunziger. Dass der DFB hofft, alle Medaillenträger würden Fritz Walter in jeder Hinsicht nacheifern, wollen wir nicht wirklich annehmen. Es sind andere Zeiten als 1954 und andere Typen. Jerome Boateng, Bronze-Gewinner bei den 88ern, hat vermutlich schon heute mehr Mitspieler und Vorgesetzte angeschnauzt als der selige Ehrenspielführer im ganzen Leben – und auch schon mehr Geld verdient mit seinem Wechsel von Berlin nach Hamburg. Bis 2004 war ohnehin niemand auf die Idee gekommen, die größten Talente quasi mit einem Staatsakt auszuzeichnen.

Was für ein Jahrgang!

In den Fünfzigern war es die größte Auszeichnung, in Sepp Herbergers Notizbuch zu landen, was der Kandidat aber noch lange nicht erfuhr. Hinter Uwe Seeler schrieb er einst: „Das Wunder“. Unsere Ausgezeichneten von heute wird nun bald jeder kennen. Gold glänzt, Silber und Bronze schimmern, keiner verliert sie aus dem Blickfeld. Was nicht heißt, dass etwas aus ihnen werden muss. Talentsichtung ist das eine, Talentförderung das andere. Gerade in Deutschland. 1981 lag sich die Nation in den Armen, als die U20-Junioren Welt- und Europameister wurden. Was für ein Jahrgang! Doch nur zwei der Helden brachten es zu A-Länderspielen – Michael Zorc (7) und Roland Wohlfarth (2).

Andere hatten erstmals mit dem DFB zu tun, als gleich der Bundestrainer rief. Karlheinz Rummenigge (95 Länderspiele) kann sich gut erinnern, wie eines Tages Helmut Schön in der Bayern-Kabine stand und zum damals 21-Jährigen sagte: „Nu Kleener, heut will ich was sehen.“

Auch ein Miroslav Klose hat nie Jugendländerspiele bestritten, Gerd Müller nur eines. Lange Zeit hat man irgendwie immer die Falschen genommen.

Noch viele vergeigten ihre Karriere

1991 erschien eine Statistik über Spieler mit den meisten Junioren-Länderspielen, bei den Fünfzehnjährigen angefangen. Unter den ersten 50 fanden sich nur drei spätere A-Nationalspieler. Ganz oben stand ein Michael Geiger. Nie gehört? Macht nix. Noch viele vergeigten eine hoffnungsvoll begonnene Karriere und nicht jeder hatte so ein Glück wie unser Begabtester überhaupt: Franz Beckenbauer.

Der war für seine Mitspieler in der Jugend des FC Bayern ein Albtraum. „Ich möchte endlich mal in einer Mannschaft spielen, in der alle den Ball stoppen können“, hörte man ihn zischen. Auch gesellschaftlich war er Anfang der 60er-Jahre unmöglich, schon mit 18 war er Vater eines unehelichen Sohnes. Skandal war gar kein Ausdruck.

Die Folge: Der DFB-Vorstand wollte den Wunderknaben nicht nominieren. Da verwandte sich Sepp Herberger persönlich für ihn. „Aber meine Herren, sie waren doch auch mal jung“, soll er gesagt haben. Das Argument stach, aber Beckenbauer hatte keine lustige Zeit. Denn Junioren-Nationaltrainer Dettmar Cramer, das ist verbürgt, nahm den jungen Schürzenjäger mit aufs Zimmer und weil es da nur ein Bett gab, auch mit unter seine Decke. Auch eine Auszeichnung.

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