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Weinland Frankreich Imperium

Das Erfolgsrezept des Familienunternehmens Castel

Das Weinlager der Castels bei Bordeaux ist das größte europaweit Das Weinlager der Castels bei Bordeaux ist das größte europaweit
Das Weinlager der Castels bei Bordeaux ist das größte europaweit
Quelle: pA/dpa
Alles begann 1949 mit Bier in Afrika. Heute bewirtschaftet das Familienunternehmen Castel allein in Frankreich 22 Weingüter und gehört zu dem Global Playern auf dem Getränkemarkt.

Wer schon einmal ein Bier in Afrika getrunken hat, könnte mit großer Wahrscheinlichkeit ein Produkt der Firmengruppe Castel konsumiert haben. Die Familie ist ein Global Player der Branche, wobei die Geschichte ihres Aufstiegs ein wenig nach Hollywood klingt. Bei den Castels handelte es sich um arme Wanderarbeiter aus Spanien, die manchmal nicht wussten, wie sie ihre neun Kinder durchbringen sollten. 1949 weilte der älteste Filius Pierre in Afrika und bekam den Auftrag, Bier zu brauen. Auf diese Weise legte er den Grundstein für das spätere Firmenimperium. Pierre und seine Geschwister bauten das Geschäft aus und investierten bald nicht nur in Bier und Softdrinks, sondern auch in Wein, Rohrzucker, Getreide, Oliven – und in Wein.

1600 Hektar Weinberge besitzt die Gruppe in Marokko, Tunesien und Äthiopien. Allein in Frankreich betreiben die Castels 22 Weingüter. Und hier wohnen auch die meisten Familienmitglieder, in der Regel sehr zurückgezogen. So zeigt sich der knapp 90 Jahre alte Patriarch Pierre, der in der Forbes-Liste der Superreichen geführt wird, fast nie in der Öffentlichkeit.

Mit seiner Frau Catherine wohnt Philippe Castel auf Cru de la Maqueline, in Macau bei Bordeaux. 2006 erwarb er das Anwesen, das sich hinter einer verrosteten Pforte erstreckt. Eine Auffahrt teilt das große Gut in zwei Hälften: Pferdekoppeln auf der einen, 64 Hektar Weinberge auf der anderen Seite. Wohnhaus, Ställe und Terrasse hat das Ehepaar im amerikanischen Western-Stil bauen lassen. Der frühere Weinkeller ist nun eine Reithalle.

Philippe Castel erscheint in Reithose und Polohemd und erklärt leise die verschiedenen Reitprüfungen. An einem rustikalen Tisch sitzt derweil Ehefrau Catherine und füllt die Weingläser. „Bei uns treffen sich zwei verschiedene Welten: die Weinproduktion und die Pferdezucht“, sagt Philippe Castel, „Wir arbeiten sehr eng im Rhythmus und mit den Gegebenheiten der Natur. Diese Philosophie erlaubt es uns, schöne, fruchtig-elegante, charaktervolle Weine herzustellen.“ Natürlich gebe es viel Konkurrenz am Markt, „aber wir blicken optimistisch in eine gute Zukunft“.

Jede Marke ist mit dem Familienwappen signiert

Anfänglich produzierte Castel seine Weine für die Verkostung im Freundeskreis und für besondere Momente in der Familie. 1991 dann kam der erste Wein unter dem Familienlabel auf den Markt. Das Ziel: gute Weine zu einem erschwinglichen Flaschenpreis von unter zehn Euro. Seitdem hat die Castel-Gruppe ihr Angebot stark erweitert. Jede Marke ist mit dem Familienwappen signiert, was Authentizität, sorgfältige Kellerung, Pflege des Weinbergs und Respekt der französischen Kultur und Lebensart symbolisieren soll. Das Erfolgsrezept der Castels ist der Umstand, dass sie Weingüter kaufen, die niemand mehr haben möchte.

Wie etwa Château Montalbert im Spitzenanbaugebiet von Saint Émilion, das 2008 erworben wurde. „Die Vorbesitzer haben in den Weinbergen nicht viel gemacht“, erzählt Philippe Castel. Das Argument für den Kauf war die exzellente Lage – der Nachbar in Sichtweite ist kein Geringerer als das berühmte Château Cheval Blanc. Beim qualitativen Aufstieg der neuerworbenen Weingüter helfen den Castels renommierte Experten. „Wir versuchen, den Charakter jedes Weingutes zu erhalten, denn wir möchten keine Einheitlichkeit“, sagt Philippe Castel. Neben den Weinstöcken wurden auch die herrschaftlichen Gebäude aufwendig renoviert. Die wohl meiste Zeit seines Lebens verbrachte Philippe Castel allerdings auf Château du Lort, wo er mit seinen Eltern und seinem Bruder Alain aufwuchs. Alain lebt noch immer in der Gegend zwischen Garonne und Dordogne und produziert dort Wein.

Castel-Weine sind auf 90 Märkten weltweit vertreten

Dynamik, Leidenschaft und Visionen scheinen tatsächlich fest verankert in der Familie. In Arcins unweit von Château Margaux und Philippe Castels Cru de la Maqueline hat Tante Christine das Sagen. In der Boutique von Château d’Arcins wirbelt die 87 Jahre alte Dame in Lack-Ballerinas durch ihren Shop und bereitet einen Empfang für Teilnehmer einer Oldtimer-Rallye vor. Also trottet nur der altersschwache Labrador voraus in das pompöse Kellergewölbe, wo Weine zur Verkostung gereicht werden.

Derzeit sind die Castel-Weine auf 90 Märkten vertreten, vor einigen Jahren waren es noch 50. „Wir haben das Konsumentenverhalten bis 2050 analysiert“, sagt Philippe Castel, „und machen Weine, die modern und ausgeglichen sind, und die sich die Menschen leisten können.“ Offenbar eine überaus erfolgreiche Familienstrategie. Carola Schüren

Warum 2014 ein idealer Wein-Jahrgang sein könnte

Derzeit lesen die deutschen Winzer ihre Weine. In Rheinhessen hofft man, dass das Wetter so mild bleibt, wie es derzeit ist. Dann könnte der Jahrgang 2014 echte Spitzen-Weine hervorbringen.

Quelle: Reuters

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