Sport bedeutet für manche, wenn nicht gleich Mord, so doch körperlichen Stress. Stress, den man im Urlaub nicht haben möchte, wenn eher Entspannung das Ziel ist. Mit dem Fahrrad zu reisen, ist daher für manche einfach zu anstrengend. Da mag die Vorstellung, den Roadtrip vom Autositz auf den Fahrradsattel zu verlegen, noch so romantisch sein. Doch das E-Bike hat alles verändert.
Mit Motorunterstützung werden attraktive, aber aufgrund vieler Anstiege auch anstrengende Strecken für Radler mit weniger Puste interessant – etwa der 450 Kilometer lange Bodensee-Königssee-Radweg oder gar eine Alpendurchquerung.
Das Angebot der Veranstalter an E-Bike-Reisen ist in der vergangenen Zeit geradezu explodiert. Jeder deutsche Radreiseveranstalter vermietet heute auch E-Bikes, die eigentlich im Fachjargon Pedelec (Abkürzung von Pedal Electric Cycle) heißen, an seine Kunden. Und man gibt sich Mühe, es den Radreisenden auf Wunsch so bequem wie möglich zu machen.
Wer sich noch weniger anstrengen möchte, bucht gleich eine individuelle Pauschalreise inklusive Gepäcktransfer. Das heißt, die Hotels für die Etappen sind vorgebucht. Für die Routenbeschreibungen inklusive Sehenswürdigkeiten und Einkehrtipps erhalten die Radreisenden ein Tourbook mit Karte sowie einen GPX-Track fürs Smartphone. Der leitet sie wie beim Autonavi metergenau zum jeweiligen Etappenziel. An die Detailplanung im Detail braucht im Voraus niemand mehr Gedanken zu verschwenden.
Fahrradtouren entlang der großen Flüsse
Freiheiten sind dennoch erwünscht, denn die meisten Radreisenden möchten individuell unterwegs sein – ohne Gruppenzwang. Und das ist nicht erst seit Corona-Zeiten so. Zu den Bestsellern unter den Radreisen zählen nach wie vor die gut ausgebauten Radrouten entlang der großen Flüsse in Deutschland und den Nachbarländern, wie an Rhein, Donau, Elbe, Weser, Drau und Loire.
Doch auch weniger illustre, aber nicht minder reizvolle Radregionen, wie etwa in der Eifel, im Rheingau oder auf den nordfriesischen Inseln finden sich im Angebot. Im europäischen Ausland kommen noch viele Touren hinzu, etwa in Slowenien, Kroatien, Griechenland, Italien, Spanien und Frankreich. Nicht zu vergessen, die beliebten Alpenüberquerungen.
Denn gerade in den Bergen spielt das E-Bike seine großen Vorteile aus. Das heißt, auch weniger Sportliche schaffen die Pass-Auffahrten ohne Bus-Shuttle auf den klassischen „sanften“ Transalp-Routen wie der Via Claudia Augusta von der Donau nach Venedig, der Route München-Venedig und dem Alpe-Adria-Radweg von Salzburg nach Grado.
Apropos Komfort: Wer beim Veranstalter bucht, hat unterwegs auch einen Vorteil, falls das E-Bike den Geist aufgibt. Über eine Hotline kann man den Fahrradnotdienst anrufen und erhält Reparaturhilfe oder ein Ersatzrad.
Gruppenreisen sind im Ausland beliebt
Die klassische Gruppenradreise gibt es auch noch. Dazu erklärt der Vertreter eines großen Radreiseveranstalters: „E-Bike-Gruppenreisen werden gerne dann gebucht, wenn es sprachliche Barrieren gibt, wenn es in entferntere Länder gehen soll oder wenn Einzelpersonen nicht alleine auf Radreise gehen möchten.“
Diese Reiseform bevorzugen nicht nur, aber gerne die über 50-jährigen Radlerinnen und Radler, weil sie sich in der Gruppe schlicht und einfach sicherer fühlen – und das nicht nur in exotischeren Gefilden wie Kuba, Südafrika, Vietnam und Marokko. Bei E-Bike-Reisen zu Flugzielen, etwa in Übersee, ist das Mietrad in der Regel bereits im Reisepreis inbegriffen. Das eigene E-Bike mitzubringen, ist meist gar nicht möglich – oder kompliziert und teuer.
Falls übrigens jemand mit motorlosem Tourenrad an einer E-Bike-Reise teilnehmen möchte – möglich ist das. Nur sollte die individuelle Kondition stimmen. Eine E-Bike-Gruppe fährt in der Regel eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit und oft auch längere Etappen. Und wie gesagt: vor allem Steigungen hoch, als gäbe es sie kaum.
Mit dem E-Bike auf das Schiff
Schlafen an Bord, radeln an Land – kaum eine Fahrradreiseform erlebte in den vergangenen Jahren – außer zu Corona-Zeiten – eine so stetig positive Entwicklung wie kombinierte Rad- und Schiffsreisen auf Flüssen, Seen und Meeren. Das E-Bike ist auch hier auf dem Vormarsch, wobei man bei den meisten Flusskreuzfahrten etwa auf Donau, Rhein, Main und Elbe oft gemeinsam mit den motorlosen Tourenradlern unterwegs ist.
Die Ausstattung und Größe der Schiffe reicht dabei vom umgebauten Frachtschiff mit Sieben-Quadratmeter-Kajüten bis hin zum Fünf-Sterne-Luxus-Flusskreuzer. Spezielle E-Bike-Schiffsreisen am Meer finden sich vor allem für die kroatische Adriaküste, wo auf Motorseglern und kleinen Küstenkreuzern übernachtet wird.
Ein Tipp: Wer bei kombinierten Rad- und Schiffsreisen sein eigenes E-Bike mitnehmen möchte, sollte zuvor den Veranstalter konsultieren. Zu bedenken ist zudem, dass die E-Bikes mindestens zweimal am Tag von und an Bord geladen werden. Beschädigungen können dabei schon mal vorkommen, und die Crew schließt in der Regel eine Haftung aus.
In die Berge mit dem E-MTB
Gerade die Bergradler freuen sich über den elektrischen Rückenwind. In vielen Alpenorten cruisen schon mehr Bikes mit Motor als ohne. Deshalb wächst das Angebot an Reisen mit dem E-Mountainbike stetig.
Dazu zählen nicht nur die beliebten Alpenüberquerungen wie von Garmisch zum Gardasee oder vom Bodensee zum Comer See, sondern auch Touren in den Abruzzen, in den Pyrenäen, in der Hohen Tatra oder auf dem Jakobsweg in Spanien und Portugal.
Geführte Reisen mit dem E-Mountainbike führen sogar noch höher hinauf und zwar in die Anden mit speziellen Etappentouren in Argentinien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile. Eine sportliche Grundkondition kann auf diesen zweiwöchigen Reisen nicht schaden, denn: Motorunterstützung heißt nicht, dass man gar nicht mehr tun muss. Schließlich geht es über viele holprige Erdstraßen und auf 5000 Meter hohe Pässe.
Auch in den Bergen Asiens und Ozeaniens wie in Thailand, Sri Lanka und Neuseeland sind E-MTB-Gruppen unterwegs. „Gerade in den tropisch heißen Regionen wird der elektrische Rückenwind doppelt geschätzt. Der einzige, kleine Nachteil bei den E-Bike-Reisen in Übersee ist, dass die Teilnehmer nicht ihr eigenes, gewohntes E-Bike mit auf die Reise nehmen können”, erklärt Chris Schnelli, seit vielen Jahren Radguide in fernen Ländern.
Reiseveranstalter für E-Bike-Reisen:
Alps Biketours (E-Bike- und E-MTB-Reisen über die Alpen)
ASI-Reisen (E-Bike- und E-MTB-Reisen in Europa und Übersee, Schwerpunkt Alpen)
Belvelo (E-Bike-Reisen weltweit)
Biketeam Radreisen (E-Bike-Reisen weltweit)
Bike Adventure Tours (sportliche E-Bike- und E-MTB-Reisen, vor allem in Übersee und in den Alpen)
Die Landpartie (ausgewählte E-Bike-Reisen in Europa)
Feuer und Eis Touristik (E-Bike-Reisen in und an den Alpen)
Lateinamerika Reisen (E-MTB-Reisen in Lateinamerika)
SE-Tours (E-Bike & Schiff-Reisen)
Terranova Touristik (ausgesuchte E-Bike & Schiff-Reisen)
Wikinger Reisen (E-Bike-Reisen in Europa und Übersee)
Radurlaub ZeitReisen (E-Bike & Schiffsreisen in Kroatien)
