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Deutschland Heimaturlaub

Wohin im November? Hier macht der Herbst in Deutschland Spaß

Herbstblues? Ob in der Stadt oder am Strand – es gibt Dinge, die in der nasskalten Jahreszeit erst richtig Vergnügen machen. Wir haben fünf Ideen für kleine Fluchten in Deutschland für Sie zusammengestellt.
Nordsee: An der Strandpromenade von Borkum flaniert es sich sogar im Winter schön Nordsee: An der Strandpromenade von Borkum flaniert es sich sogar im Winter schön
An Borkums Strandpromenade flaniert es sich sogar im Winter schön
Quelle: picture alliance / Jochen Tack

Passagen und Lauben von Bayern bis Leipzig

Geschützt vor Sonne und Regen einkaufen – die Idee ist so alt wie der Warenverkehr. Man besuche nur die Ruinen der Trajansmärkte in Rom, im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut. In den gedeckten Gängen wurden Tuchballen und Amphoren vertickt – ein Vorläufer von Laubengängen mittelalterlicher Plätze, barocker Arkaden, moderner Shoppingmalls.

Die finden sich inzwischen auch nördlich der Alpen, etwa in Wasserburg am Inn. Wobei die sogenannten deutschen Lauben dort ab 1500 nachträglich als zweite Fassade angebracht wurden. Sie boten Platz zum Herumspazieren, für Geschäftsräume und Werkstätten – und bieten es noch.

Überhaupt ist das oberbayerische Städtchen sehenswert. Seine Insellage verleiht ihm romantisches Flair, die Altstadt mit pastellfarbenen gotischen Häusern und der Burg verleitet zum Bummeln, unter den Laubengängen bei jedem Wetter.

Deutschlands Paradestadt in Sachen Passagen ist allerdings Hamburg. Deutschlands Schietwetter-Metropole verfügt in der Innenstadt zwischen Gänsemarkt, Jungfernstieg und Hauptbahnhof über ein kilometerlanges Labyrinth von zum Teil miteinander verbundenen Arkaden, Passagen und Einkaufszentren. Hier kann man stundenlang auch bei Dauerregen promenieren, ohne nass zu werden.

Die schönsten sind die Alsterarkaden mit ihrem venezianischen Flair, entstanden nach dem großen Brand von 1842. Davon zweigt die Mellinpassage ab (eröffnet 1864), mit Deckenmalereien wie in einer Kirche, vornehm hanseatischen Geschäften und der Buchhandlung Felix Jud, in der Karl Lagerfeld Stammkunde war („mein intellektuelles Delikatessengeschäft“).

Gut sortiert und überdacht sind auch das Hanseviertel, der Hamburger Hof, das Kaufmannshaus und die Kaisergalerie, alle entlang der Einkaufsmeile Große Bleichen aneinandergereiht.

Die Mädlerpassage in Leipzig lohnt sich nicht nur zum Shopping, hier kann man auch auf Goethes Spuren in „Auerbachs Keller“ einkehren
Die Mädlerpassage in Leipzig lohnt sich nicht nur zum Shopping, hier kann man auch auf Goethes Spuren in „Auerbachs Keller“ einkehren
Quelle: picture alliance / imageBROKER

Auch Leipzig hat eine Reihe alter Passagen, vorwiegend aus Messezeiten. Die berühmteste ist die gut 140 Meter lange Mädlerpassage von 1912, darin integriert „Auerbachs Keller“, in den Goethe seinen Faust schickte. „Ich muss dich nun vor allen Dingen / In lustige Gesellschaft bringen, / damit du siehst, wie leicht sich’s leben lässt,“ sagt Mephisto und führt Faust in eben jenen Keller.

Wer will, kann Leipzigs Passagen, Höfe und versteckte Abkürzungen auch bei einer Führung erkunden. Die bieten neben den Prachtexemplaren Mädlerpassage und Specks Hof auch Entdeckungen jenseits der touristischen Rennstrecken, darunter das erste Mustermessehaus der Welt, errichtet 1894 bis 1901.

Am Meer oder auf dem Berg – draußen wandern

Usedom bietet allein 42 Kilometer Sandstrand, man kann von Peenemünde im Nordwesten bis nach Swinemünde im Osten gehen. Verlaufen kann man sich nicht: links das Meer, rechts der Sand. Man hört erst auf, wenn man genug vom Wind durchgepustet ist und die Beine vom Sandwandern schwer werden.

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Praktischerweise wurde das Beherbergungsverbot in Mecklenburg-Vorpommern gerade vom Gericht gekippt. In Niedersachsen gilt es ohnehin nicht, deshalb ist dort Borkum eine gute Novemberwanderalternative.

Zum einen ist es hübsch, mit Dünen und Meerblick, zum anderen gesund, eben im Reizklima. Die Kombination aus Sonne, Wind und kaltem Meerwasser beeinflusst die körperliche Leistungsfähigkeit. Weshalb sie das Wandern auf der Insel „klimatische Terrainkur“ nennen – man stapft durch die drei Klimazonen auf Borkum, vom windgeschützten Inselinneren über den Dünenrand bis zum frischluftigen Strand.

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Oder darf es schon Schnee sein? Wer den Winter nicht erwarten kann: Auf der Zugspitze hat es bereits geschneit. Vor 200 Jahren wurde Deutschlands höchster Berg erstmals erstiegen, heute fährt man mit der Bahn hoch und kann den Panoramablick auf die verschneiten Alpen genießen, auf dem Zugspitzplatt herumlaufen und mit Schneebällen werfen oder vom Liegestuhl aus die Wintersonne genießen.

Wer Berge und Bäume kombinieren will, fährt in den Nationalpark Bayerischer Wald. Dort gibt es ein rund 350 Kilometer langes Wanderwegenetz. Auch hier ist Schnee kein Problem. In den tiefer gelegenen Teilen des Nationalparks werden die Wanderwege gewalzt oder geräumt. Und bei richtig hohem Schnee leiht man sich einfach Schneeschuhe aus und wandert durch die weiße Pracht.

In der Bibliothek eintauchen in eine andere Welt

Schon vor 4000 Jahren sammelten die Ägypter Papyrusrollen, antike Griechen und Römer umgaben sich mit Schriften, im Mittelalter entstanden wichtige Bibliotheken in den Klöstern – unvergessen durch Umberto Ecos „Der Name der Rose“. Ein Roman, der heute in jeder Bücherei steht.

Durch Corona lesen immer mehr Deutsche

Der Ausbruch der Pandemie hat, was das Lesen angeht, auch etwas Gutes. Laut einer neue Untersuchung greift jeder Fünfte seitdem häufiger zum Buch.

Quelle: WELT/ Fanny Juschten

Vor allem Deutschlands Klöster, Kulturstädte und Universitäten bieten großartige Bibliotheken, man kann Tage darin verbringen. Und zwar nicht nur lesend: Die meisten bieten umfangreiche Mediensammlungen.

Ein herrliches altes Haus ist die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, 1691 gegründet, 30 Jahre lang von Goethe geleitet, Unesco-Welterbe. Ein Brand zerstörte 2004 die historischen Buchbestände, doch der ovale, goldverzierte Rokokosaal ließ sich rekonstruieren. Die größte Büchersammlung nördlich der Alpen trug im 17. Jahrhundert Herzog August der Jüngere in Wolfenbüttel zusammen. Auch hier waltete – ab 1770 – ein berühmter Bibliothekar: Gotthold Ephraim Lessing.

Spektakulär ist die Bibliothek in Stuttgart, die der koreanische Architekt Eun Young Yi entwarf
Spektakulär ist die Bibliothek in Stuttgart, die der koreanische Stararchitekt Eun Young Yi entwarf
Quelle: pa/imageBROKER/Daniel Schoenen
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Es gibt nicht nur historische, sondern auch neue, ebenfalls spektakuläre Bibliotheken in Deutschland. Zu nennen (und zu empfehlen) ist hier natürlich in Stuttgart der futuristische Kubus des koreanischen Stararchitekten Eun Young Yi.

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Aber auch die Stadtbibliothek im württembergischen Heidenheim lohnt einen Besuch: Der Schweizer Architekt Max Dudler schuf einen luftigen Stahlbetonbau in einer Schale aus hellen Ziegeln, innen strahlend weiß. Das Haus gewann 2019 den International Architecture Award des Chicago Athenaeum, so etwas gibt es in Heidenheim nicht alle Tage.

Immergrüne Gärten – im Museum

Wissen Sie noch? Alles grünt. Blumen in allen Farben. So sah es noch im Oktober aus in Gärten und Parks. Wer im November vor Gartensehnsucht vergeht, kann sie stillen: Auf der Suche nach dem verlorenen Grün mäandert man durch Deutschlands Museen – und findet Gute-Laune-Gartengemälde (wobei man sich generell vorab informieren sollte, ob aktuelle Corona-Einschränkungen bestehen, etwa bei den Öffnungszeiten).

Reichlich Auswahl bietet das Museum Barberini in Potsdam mit seiner Impressionisten-Sammlung. Ein ganzer Saal widmet sich den Künstlergärten.

Im Museum Barberini in Potsdam widmet sich ein ganzer Saal Gartengemälden
Im Museum Barberini in Potsdam widmet sich ein ganzer Saal Gartengemälden
Quelle: David von Becker

Zum Wegträumen sind die Gartenbilder von Claude Monet, der legte in seinem Garten sogar einen Weiher an – mit Seerosen. Vor zwei seiner großformatigen Seerosenbilder kann man in Potsdam auf einem Bänkchen ewig verweilen, an den vergangenen Sommer denken und vom kommenden Frühling schwelgen.

Den eigenen Garten malte auch Max Liebermann in seiner Villa am Berliner Wannsee. Und genau dort sind sie ausgestellt. Gerne würde man etwa inmitten von wucherndem Grün auf der weißen „Gartenbank“ des gleichnamigen Gemäldes von 1916 Platz nehmen.

Wo hört eigentlich ein Garten auf und wo fängt Landschaft an? Darüber kann man vor dem Mini-Bild „Italienische Landschaft mit Brücke“ von 1630/35 von Carel de Hooch in der Alten Pinakothek in München sinnieren. Um ein italienisches Landhaus herum wachsen Büsche, dann wird es hügelig, in der Ferne das Meer – ein Traum!

Das Paradiesgärtlein im Städel Museum in Frankfurt führt ins Grüne
Das Paradiesgärtlein im Städel Museum in Frankfurt führt ins Grüne
Quelle: Städel Museum, Frankfurt am Main/https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de.

Auch im Frankfurter Städel wird man fündig, bei den Alten Meistern im zweiten Stock: Hier verliert sich der Blick im „Paradiesgärtlein“ eines unbekannten Oberrheinischen Meisters, voller Details wie Vögelchen, Äpfel, Maiglöckchen. Das Gemälde ist über 600 Jahre alt – von Gärten träumt man eben schon länger.

Tee trinkend einmal um den Globus reisen

Heißer Tee ist im kalten November nicht nur perfekt zum Aufwärmen, man kann ihn auch gleich mit einer Weltreise vor der Haustür verbinden. Wer zum Beispiel Sehnsucht nach der Türkei hat, besucht eines der zahllosen türkischen Cafés, die es in allen größeren Städten gibt, von Duisburg-Marxloh über Berlin-Kreuzberg bis Hamburg-Ottensen. Hier wird der zuckersüße Chai wie am Bosporus aus dem Samowar ausgeschenkt und in den typischen kleinen Gläsern auf rot-weißen Untertassen serviert.

Afternoon Tea nach britischem Vorbild gibt es ebenfalls in vielen Städten. Das Ritual des Five o’Clock Tea wird einer Hofdame Königin Victorias zugeschrieben. Dabei wird der Tee mit Schnittchen wie Gurkensandwich oder Lachshäppchen serviert, oft auch als Cream Tea mit Scones, einem Gebäck, das mit Konfitüre und Clotted Cream (dickem Rahm) gereicht wird.

Hierzulande zelebriert man ihn oft auf hohem Niveau – in Luxushotels wie dem „Excelsior Ernst“ in Köln, dem „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg oder dem „Taschenbergpalais“ in Dresden. Ob Sie den Tee „Mif“ oder „Tif“ einnehmen, ist eine Glaubensfrage – also „Milk in first“ (zuerst die Milch in die Tasse) oder „Tea in first“ (zuerst den Tee). Die Queen bevorzugt, hört man, die „Tif“-Variante.

Orientreise: Die „Tadshikische Teestube“ ist ein Stück Zentralasien in Berlin
Orientreise: Die „Tadshikische Teestube“ ist ein Stück Zentralasien in Berlin
Quelle: Photothek via Getty Images

Den exotischsten Teegenuss bietet deutschlandweit Berlin: die „Tadshikische Teestube“ im Kunsthof. Das Interieur stammt original aus dem Sowjetischen Pavillon der Leipziger Messe von 1974. Zu kräftigem Tee aus Zentralasien werden in der Teestube russische und orientalische Speisen serviert. Gäste müssen allerdings gelenkig sein: Man sitzt hier, wie es sich für Tadschikistan gehört, auf Polstern am Boden.

Und wer die ganze Welt des Tees erleben will, fährt nach Norden – so heißt ein schmuckes Städtchen an Niedersachsens Nordseeküste. Das dortige Ostfriesische Teemuseum im Alten Rathaus führt Besucher nicht nur zu den Anbaugebieten in Indien und China, sondern informiert auch über die Teerituale verschiedener Kulturen – einschließlich der heimischen.

Für die braucht es die original ostfriesische Teemischung, ein Stövchen, eine Zuckerzange für das Kluntje (Kandiszuckerstück) und einen silbernen Sahnelöffel zum Auflegen des Wulkje (Sahnewölkchens). Die Ostfriesische Teezeremonie wurde sogar von der Unesco als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet – ein deutsches Welterbe zum Trinken.

Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

Welt am Sonntag vom 25. Oktober 2020
Quelle: Welt am Sonntag

Dieser Artikel wurde erstmals im Oktober 2020 veröffentlicht.

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