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2023 höhere Zahlen beim Täter-Opfer-Ausgleich

Veröffentlicht am 07.07.2024Lesedauer: 3 Minuten
Der Täter-Opfer-Ausgleich ist ein freiwilliger Weg für die Beteiligten. (Symbolfoto)
Der Täter-Opfer-Ausgleich ist ein freiwilliger Weg für die Beteiligten. (Symbolfoto)Quelle: Boris Roessler/dpa

Vor Gericht steht der Täter im Mittelpunkt. Das Opfer hat meist nicht einmal Fragerecht. Seit 30 Jahren bietet der Täter-Opfer-Ausgleich einen anderen Weg, Geschehenes aufzuarbeiten.

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Täter setzen sich mit ihrer Verantwortung auseinander, erklären sich dem Opfer, am Ende kann eine Entschuldigung stehen oder eine Wiedergutmachung: In Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr wieder mehr Verfahren für den Täter-Opfer-Ausgleich angestoßen worden. Bei den Schlichterinnen und Schlichtern landeten 639 Fälle nach 595 im Jahr 2022, teilte der Projektleiter für den Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) in Sachsen-Anhalt, Tobias Lentzy, mit. Schon von 2021 bis 2022 hatte es ein Plus von 40 Fällen gegeben.

Etwas mehr als zwei Drittel der Fälle (68,7 Prozent) wurden im vergangenen Jahr geschlichtet. 200 Fälle scheiterten, davon 187, weil die Konfliktbeteiligten das außergerichtliche Verfahren nicht wollten oder nicht reagierten, so Lentzy. Es basiere auf Freiwilligkeit. Die Schlichterinnen und Schlichter von zusammen zehn freien Trägern bekommen die Fälle im Wesentlichen von Staatsanwältinnen und Staatsanwälten, Richterinnen und Richtern zugewiesen.

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Am Ende der Täter-Opfer-Ausgleiche standen im vergangenen Jahr Schadensersatzleistungen von zusammen 31.750 Euro und mehr als 28.000 Euro Schmerzensgeld. Rund 1.360 Euro wurden etwa an gemeinnützige Vereine gezahlt. Außerdem wurden den Tätern und Täterinnen etwa 900 Arbeitsstunden auferlegt. Auch Entschuldigungen, Geschenke, Ausflüge und Erlebnistage für die Opfer gehören dazu. Entwendete Sachen wurden zurückgegeben.

Projektleiter Lentzy zufolge ging es am häufigsten um Körperverletzungen. Das waren allein knapp 300 Fälle. Relativ häufig waren auch Sachbeschädigungen (72) sowie Bedrohungen und Nötigungen (69). «Insgesamt wurden 30 verschiedene Delikte zugewiesen und da ist noch viel Luft nach oben», erklärte Lentzy. Er hob hervor, dass 96,7 Prozent der Fälle im Täter-Opfer-Ausgleich binnen eines halben Jahres bearbeitet wurden. Das sei schneller und nachhaltiger als eröffnete Strafverfahren.

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Für das erste Quartal 2024 zeigt sich ein deutlicher Rückgang. Es seien lediglich 131 Verfahren abgeschlossen worden, so Lentzy. Im Vorjahreszeitraum seien es noch 162 Verfahren gewesen. Zudem seien den Schlichtern 19,2 Prozent weniger Fälle zugewiesen worden. «Dies deutet auf einen Rückgang der Fallzahlen für das Jahr 2024 hin, sollten sich die anderen Quartale ebenso zahlenmäßig darstellen.» Lentzy sagte, er hoffe auf eine steigende Tendenz. Staatsanwälten und Richtern sowie anderen Zuweisenden würden Hospitationen angeboten, um Einblicke zu bekommen. Bisher seien die Angebote nicht angenommen worden.

«Sachsen-Anhalt hatte 1994 als erstes Bundesland in Deutschland den Täter-Opfer-Ausgleich für Jugendliche und Erwachsene eingeführt», sagte Justizministerin Franziska Weidinger. Es sei eine Erfolgsgeschichte. «Es hat sich gezeigt, dass es eine besondere und zugleich nachhaltige Wirkung auf Täterinnen und Täter hat, wenn diese direkt mit einem Opfer konfrontiert werden und sich dabei mit der Straftat selbst, den Folgen und der Wiedergutmachung auseinandersetzen», so die CDU-Politikerin.

Der Täter-Opfer-Ausgleich sei flächendeckend im Land möglich und leiste neben der Strafjustiz einen wichtigen Beitrag für den Rechtsstaat und auch für den sozialen Frieden in der Gesellschaft. «Ich bin optimistisch, dass wir den Täter-Opfer-Ausgleich im Land bei geeigneten Fällen weiter ausbauen können», so Weidinger.

Der Täter-Opfer-Ausgleich wird vom Land Sachsen-Anhalt und aus Mitteln der EU finanziert. Er wird für Erwachsene wie für Jugendliche angeboten.

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