Mitte der 90er-Jahre gaben in der Konsumumfrage der Moskauer Higher School of Economics (HSE) unglaubliche 80 Prozent der Russen an, innerhalb der letzten 30 Tage Wodka getrunken zu haben. Zwanzig Jahre später taten das nur 40 Prozent – und mein Freund Lenja und ich gehören nicht dazu. Wie konnte das passieren? Wadim Radaew, Professor für Wirtschaftssoziologie an der HSE, erforscht den Alkoholkonsum der Russen seit Jahren und seine Antwort lautet kurz formuliert in etwa so: Russland wurde Schauplatz einer Revolution. Einer Bier-Revolution nämlich. Und dahinter steckte der unwahrscheinlichste aller Wodkabekämpfer – Boris Jelzin. Denn dessen fataler Hang zum Wässerchen war allgemein bekannt.